Kommentar: US-Studie zeigt die Grenzen der Eigenverantwortung

Gefährdung anderer wird billigend in Kauf genommen
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Ein Infizierter inmitten von anderen Menschen
© Hernan Schmidt/stock.adobe.com
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Viel wurde und wird über die Eigenverantwortung gesprochen. Auch die deutsche Politik hatte das Ende der Anti-Corona-Maßnahmen damit begründet, man könne die Verantwortung jetzt in die Hände der Bürger zurückgeben.

Dass dies so nicht funktionieren kann, zeigt eine aktuelle Studie aus den USA. Demnach verbergen etwa 75 Prozent der Befragten eine mögliche ansteckende Krankheit, um zur Arbeit oder zu privaten Veranstaltungen gehen zu können. Besonders beunruhigend: Darunter waren auch Beschäftigte des Gesundheitswesens, die es eigentlich besser wissen müssten. Mehr als 61 Prozent der an der Studie teilnehmenden Beschäftigten im Gesundheitswesen gaben an, schon eine Infektionskrankheit verschwiegen zu haben.

Kognitive Dissonanzen zu erkennen

Untersucht wurden in mehreren Studien US-amerikanische Universitätsstudenten, Mitarbeiter des Gesundheitswesens und Online-Crowdsourcing-Mitarbeiter (insgesamt n = 4.110). Die Motive des Verheimlichens der Krankheit waren dabei größtenteils im Sozialen zu finden (z.B. der Wunsch, an Veranstaltungen wie Partys teilzunehmen) und leistungsorientiert (z.B. das Erreichen von Arbeitszielen). Die Autoren schlussfolgern, dass das Verheimlichen von Krankheiten ein weit verbreitetes Verhalten zu sein scheint, bei dem Risiken für andere zugunsten der eigenen Ziele abgewogen werden, was möglicherweise schwerwiegende Folgen für die öffentliche Gesundheit haben kann. Überraschend war, dass gesunde Menschen prognostizierten, dass sie Krankheiten, die sich leicht ausbreiten und schwere Symptome haben, wahrscheinlich nicht verbergen würden, aber aktiv erkrankte Menschen berichteten demgegenüber von einem hohen Grad an Verheimlichung, unabhängig davon, wie schädlich ihre Krankheit für andere war. Ein Verhalten, das man sicherlich der kognitiven Dissonanz zuordnen kann.

Nosokomiale Risiken steigen dadurch

Dies ist gerade im Gesundheitswesen ein großes Problem. Denn wenn Erkrankte dann doch zum Dienst fahren, ist das nosokomiale Infektionsrisiko für die Patienten (aber eben auch für die Kolleginnen und Kollegen) ohne geeignete Schutzmaßnahmen erheblich. So wurden bspw. in Australien Daten bekannt, laut derer in Queensland pro Tag ein Mensch an COVID-19 im Krankenhaus verstirbt. Und auch in der Schweiz wurden jüngst Daten veröffentlicht laut derer aktuell rund ein Viertel der COVID-19- und Influenzahospitalisierungen durch Ansteckung im Krankenhaus, also nosokomial, erfolgt sind. Ohne gesetzliche Vorgaben scheint es also doch nicht zu gehen.

Literatur:
Merrell WN, Choi S, Ackerman JM: When and why people conceal infectious disease. Psychological Science, 2024, 0(0), DOI: https://doi.org/10.1177/09567976231221990.

Quelle: APS, Courier Mail, BAG

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