Weltkrebstag 2025: Fortschritte in der Krebstherapie geben Hoffnung

Die Deutsche Krebsgesellschaft beleuchtet wichtige Therapieinnovationen.
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Krebsdiagnosen stellen Patientinnen und Patienten immer noch vor große Herausforderungen. Aber es gibt auch gute Nachrichten: Krebsbetroffene profitieren heute mehr denn je von neuen Therapien und passgenauen, personalisierten Behandlungskonzepten.

Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) erkranken in Deutschland jährlich etwa eine halbe Millionen Menschen an Krebs. Die Überlebenswahrscheinlichkeit ist stark abhängig von der jeweiligen Krebsart, jedoch in den letzten Jahren aufgrund intensiver Forschung gestiegen. Anlässlich des Weltkrebstags am 4. Februar beleuchtet die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. (DKG) wichtige Therapieinnovationen. Im Fokus: Therapien bei Brust-, Darm-, Haut- und Prostatakrebs.

Hautkrebs: Individualisierte Immuntherapien gegen schwarzen Hautkrebs

In Deutschland erkranken laut dem RKI jährlich etwa 25.500 Menschen an einem Melanom, der gefährlichsten Form des Hautkrebses. Neue Ansätze in der Immuntherapie könnten hier entscheidende Fortschritte bringen.

„Große Hoffnungen haben wir bei der individualisierten mRNA-Impfung gegen Melanome, die sich spezifisch gegen Tumormerkmale des jeweiligen Krebsbetroffenen richten. Patientinnen und Patienten könnten bald eine personalisierte, auf ihre Erkrankung zugeschnittene Impfung erhalten“, erklärt Prof. Ralf Gutzmer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie in der DKG.

Diese Methode zeigt vielversprechende Ergebnisse in Studien: Sie bietet Patientinnen und Patienten bessere Überlebensraten, eine sehr gute Verträglichkeit und die Immunreaktion gegen den Tumor erfolgt spezifisch. Die Daten der Phase-3-Studie, in der Wirksamkeit und Sicherheit des Medikaments an einer großen Personengruppe geprüft werden, werden spätestens Anfang 2026 erwartet.

Ein weiterer innovativer Ansatz beim schwarzen Hautkrebs sind tumorinfiltrierende Lymphozyten (TIL) und bispezifische Antikörper, die insbesondere bei Tumoren wirken, die gegen bisherige Therapien resistent sind. Die Zulassung der TIL durch die Europäische Arzneimittelagentur wird für dieses Jahr erwartet. „Diese Ansätze sind wirksam, stehen aber aufgrund hoher Herstellungskosten und komplexer Zulassungsprozesse nicht flächendeckend zur Verfügung“, ergänzt Gutzmer. Für das Aderhautmelanom, einer seltenen Tumorerkrankung, die vom Auge ausgeht, ist bereits ein bispezifischer Antikörper verfügbar. Herausforderungen in der Praxis sind derzeit hohe Therapiekosten und stationäre Aufenthalte in den ersten Behandlungswochen.

Brustkrebs: Personalisierte Medizin und verbesserte Nachsorge

Mit rund 74.500 Neuerkrankungen jährlich ist Brustkrebs laut dem RKI die mit Abstand häufigste Krebsart bei Frauen in Deutschland. Positiv ist, dass die Behandlung und auch die Überwachung der Erkrankung zunehmend personalisiert abläuft, was für Patientinnen und Patienten viele Vorteile bietet.

„Die Heilungschance bei Brustkrebs hat sich in den letzten 20 Jahren dramatisch verbessert - wir gehen heute von einer Heilungsrate von 80 bis 90 Prozent aus. Auch die Zeiten der ‚Chemotherapie für alle‘ sind glücklicherweise längst vorbei. Dank moderner Diagnostik und neuer Medikamentengruppen, wie Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten und CDK4/6-Inhibitoren, können wir gezielter und schonender therapieren. Unnötige Operationen, wie die Lymphknotenentfernung in den Achseln, können so oftmals entfallen“, sagt Prof. Wolfgang Janni, stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft gynäkologische Onkologie in der DKG. Diese personalisierte Herangehensweise verbessere nicht nur die Heilungschancen, sondern trage auch zu einer höheren Lebensqualität bei.

Auch in der Nachsorge eröffnen sich neue Perspektiven – durch die „liquid biopsy“: „Mittels zirkulierender Tumor-DNA (ctDNA) können wir künftig das Rückfallrisiko besser abschätzen und die Therapie entsprechend anpassen.“

Darmkrebs: Immuntherapie, Liquid Biopsy und Schließmuskelerhalt

Laut RKI betrifft jede achte Krebserkrankung in Deutschland den Darm – im Jahr 2020 erkrankten daran etwa 54.600 Personen. Aber auch beim Darmkrebs gibt es Fortschritte, die Patientinnen und Patienten neue Perspektiven eröffnen.

Auch dort gewinnt die „liquid biopsy“ zunehmend an Bedeutung, als Prognosemarker, aber auch, um Therapien so zu individualisieren, dass Patientinnen und Patienten unwirksame Medikamente und somit unnötige Nebenwirkungen erspart bleiben. Aktuell ist sie noch nicht in der Regelversorgung im Einsatz, wird jedoch in zahlreichen Studien geprüft.

Darüber hinaus zeigt die Weiterentwicklung der Immuntherapie beeindruckende Ergebnisse. „Im vergangenen Jahr hat eine Studie gezeigt, dass eine kurze Doppelimmuntherapie bei bestimmten Formen des Darmkrebses – den sogenannten Mikrosatelliten-instabilen Tumoren – nach nur vier Wochen Therapie vor einer Operation zu einem rückfallfreien Überleben von 100 Prozent innerhalb der ersten drei Jahre führt“, erklärt Prof. Anke Reinacher-Schick, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie in der DKG. „Solche Ergebnisse haben wir in der Darmkrebsbehandlung bisher noch nie gesehen.“ Auch weiteren Studien hätten ergeben, dass die Doppelimmuntherapie – also die Kombination von zwei unterschiedlichen Immuntherapeutika – bei metastasierten Mikrosatelliten-instabilen Tumoren wirksamer seit als die Therapie mit nur einem Immunmedikament.

Ein weiterer Durchbruch betrifft Patientinnen und Patienten mit Enddarmkrebs, bei denen im Zuge der Krebstherapie oftmals der Schließmuskel entfernt werden muss. Dank der „totalen neoadjuvanten Therapie“, der neuen Strahlenchemotherapie-Konzepte kann dieser in zahlreichen Fällen erhalten bleiben. „Der Wunsch, auf einen künstlichen Darmausgang verzichten zu können, ist verständlicherweise bei vielen Patientinnen und Patienten sehr stark“, betont Reinacher-Schick. „Dieses Therapieziel – Organerhalt – hat nun Einzug in die aktuellen nationalen und internationalen Leitlinien gehalten.“ Vor allem in zertifizierten Darmzentren werden die Leitlinienempfehlungen umgesetzt. Daher sollte man sich als Darmkrebspatient an einem zertifizierten Darmzentrum behandeln lassen.

Prostatakrebs: Erfolge bei fortgeschrittenen Stadien

Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern in Deutschland mit etwa 75.000 Neuerkrankungen pro Jahr (Quelle RKI). Neue Behandlungsansätze bieten insbesondere Patienten mit metastasierten Stadien Hoffnung.

Männliche Geschlechtshormone, sogenannte Androgene, befördern das Tumorwachstum beim Prostatakrebs. „Die Kombination aus Androgensignalunterdrückung und neueren antihormonellen Substanzen ist eine der vielversprechendsten Innovationen bei metastasierten hormonsensitiven Prostatakarzinomen. Diese Ansätze erweitern die Wirksamkeit der klassischen Hormontherapie, indem sie das Tumorwachstum durch gezieltere Hemmung der androgenabhängigen Signalwege erheblich reduzieren“, erläutert Prof. Axel Merseburger, Zweiter Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Urologische Onkologie in der DKG. Patienten profitieren durch eine signifikante Reduktion der Tumorlast. Dies könne die Lebensqualität steigern und das Gesamtüberleben verlängern. Besonders bei Betroffenen mit fortgeschrittenen Erkrankungen, die auf Standardtherapien nicht mehr ansprechen, zeige diese Methode vielversprechende Ergebnisse.

Ein weiterer Durchbruch ist die PSMA-Therapie (Prostata-spezifisches Membranantigen) in Kombination mit Radioliganden. Das ist eine nuklearmedizinische Therapie, bei der ein radioaktives Medikament an das Prostatakarzinom bindet und die Tumorzellen so gezielt „von innen“ bestrahlt. „Gerade für Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung ist dies ein wertvolles Instrument. Beide Therapieansätze sind mittlerweile im Therapiestandard angekommen“, so Merseburger.

Fazit: Forschung gibt Hoffnung

Die Fortschritte in der Onkologie zeigen, dass die Behandlung von Krebs längst nicht mehr nur von der Frage geprägt ist, ob eine Therapie wirkt, sondern wie gezielt und schonend sie auf die individuelle Situation angepasst werden kann. Dennoch bleiben Herausforderungen, wie die hohe Kostenstruktur oder die Integration neuer Therapien in die klinische Praxis.

Quelle: idw
 

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