Laut Onkopedia gehört das Nierenzellkarzinom zu den häufigeren malignen Tumoren des Erwachsenen. In Europa seien Männer mit einer Inzidenz von circa 26 von 100.000 deutlich häufiger betroffen als Frauen (Inzidenz circa 12 von 100.000). Das mittlere Erkrankungsalter liege bei Männern zwischen 65 und 70 Jahren, bei Frauen bei über 70 Jahren. Um metastasierten Nierenkrebs zu behandeln, werden als erste Behandlungslinie Kombinationen von Immuntherapien eingesetzt. Diese sollen das Immunsystem der Patienten aktivieren, um bösartige Krebszellen zu erkennen und zu bekämpfen. Durch diese hochwirksamen Erstlinientherapien werde derzeit bei über 80% der Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom eine Kontrolle der Krankheit erreicht, so das UKB.
Grenzen des bildgebenden Staging
Eine verlässliche Vorhersage des Ansprechens auf die Behandlung ist entscheidend für ein optimales Patientenmanagement. In der täglichen klinischen Praxis werde jedoch fast ausschließlich das bildgebende Staging (meist durch eine Computertomografie [CT]) mit ungefährer Schätzung des Tumorvolumens zur Bewertung des Therapieansprechens eingesetzt. Allerdings lasse sich anhand alleiniger Betrachtung des Tumorvolumens nur unzureichend vorhersagen, wer langfristig von einer Immuntherapie profitieren wird. Ergänzende Marker zur Vorhersage des weiteren Krankheitsverlaufes seien daher zur weiteren Optimierung und Steuerung der Therapie essentiell.
Verbesserung der Vorhersage
Die Arbeitsgruppe um Dr. Niklas Klümper, Assistenzarzt der Klinik für Urologie des Universitätsklinikums Bonn (UKB) und Arbeitsgruppenleiter am Institut für Experimentelle Onkologie (IEO), und Dr. Jonas Saal, Assistenzarzt der Klinik für Hämatologie und Onkologie des UKB konnten in einer Studie zeigen, dass die Untersuchung von zwei kostengünstigen und breit verfügbaren Entzündungswerten im Blut (C-reaktives Protein (CRP) und Albumin) die Vorhersage des Therapieansprechens bei Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom, insbesondere in der großen Patientengruppe mit Krankheitskontrolle in der ersten Verlaufsbildgebung (>80%), deutlich verbessert. Die Autoren schlussfolgern, dass bei Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom zukünftig sowohl die radiologische Bildgebung als auch eine ergänzende Analyse des Entzündungsniveaus zur Überwachung verwendet werden sollte.
Einsatz des modifizierten Glasgow Prognose Score
„Unser neues Konzept für ein verbessertes Therapiemonitoring und eine verbesserte Vorhersage der Krankheitsentwicklung ist die komplementäre Verwendung der Bildgebung und der Erhebung der simplen Blutparameter CRP und Albumin, verrechnet im sogenannten modifizierten Glasgow Prognose Score (mGPS). Unsere Erkenntnisse basieren aus den Patientengruppen zweier unabhängiger randomisierter Studien mit metastasiertem Nierenzellkarzinom und unterstützen den sofortigen Einsatz des mGPS zur Prognosevorhersage von Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom“, so Klümper.
Blutparameter breit verfügbar und kostengünstig
Der mGPS wird ermittelt, indem ein Punkt für eine erhöhte CRP-Konzentration im Serum (> 10 mg/L) und, nur bei Patienten mit erhöhtem CRP, ein zweiter Punkt für ein verringertes Serumalbumin (< 35 g/L) vergeben wird. Die Patienten werden dann in niedriges Risiko (0 Punkte), mittleres Risiko (1 Punkt) und hohes Risiko (2 Punkte) eingestuft. „Beide Blutparameter sind breit verfügbar und kostengünstig zu bestimmen und können somit national und international sofort für ein verbessertes Therapiemonitoring von Krebspatienten in den klinischen Alltag integriert werden. Durch eine verbesserte Vorhersage des Therapieversagens könnten Patienten besser identifiziert werden, die von einer Umstellung oder Intensivierung der Therapie profitieren könnten. Dieses Konzept muss in zukünftigen Studien untersucht werden“, sagt Saal.
Quelle: idw/UKB
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