Stroke-Units: Hochbetagte werden seltener behandelt

Unbewusste Altersdiskriminierung?
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Stroke Unit verbessert Überlebenschancen bei Hochbetagten
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Hochbetagte werden seltener in spezialisierten Schlaganfallstationen behandelt als Jüngere, obwohl sie davon ebenso profitieren würden, hat ein Team um den Marburger Versorgungsforscher Professor Dr. Max Geraedts herausgefunden.

 „Mit zunehmender Lebenserwartung ist mit immer mehr Schlaganfällen zu rechnen, besonders bei Hochbetagten, die danach vergleichsweise schlechte Prognosen haben“, sagt Arzt und Gesundheitswissenschaftler Max Geraedts von der Philipps-Universität Marburg, der die Studie leitete. Stroke Units  liefern ein besseres Ergebnis für die eingelieferten Patientinnen und Patienten: Sie haben eine größere Chance, länger zu überleben und unabhängig zu bleiben, als wenn die Behandlung in einer anderen Station erfolgt. Ob dies auch für Hochbetagte gilt, war bisher unklar. Jedenfalls werden sie, zumindest in der Bundesrepublik, seltener in spezialisierten Stationen behandelt. 

Nicht alle Mediziner überzeugt

„Einige Ärzte scheinen nicht davon überzeugt, dass ältere Menschen ähnlich große Vorteile aus einer spezialisierten Behandlung ziehen wie jüngere“, vermutet Geraedts. Profitieren speziell Neunzigjährige und Ältere nach einem Schlaganfall von einer Behandlung in einer Schlaganfallstation? Verändert sich dadurch der Langzeitverlauf und das Sterblichkeitsrisiko, die Gefahr erneuter Schlaganfälle und der langfristige Pflegebedarf? „Die Datenlage hierzu war bislang dünn“, führt der Neurologe Professor Dr. Manfred Kaps von der Justus-Liebig-Universität Gießen aus, einer der Koautoren; „bisherige Studien liefern kein klares Bild.“

Daten von 29.000 Betroffenen ab 90 Jahren 

Im das zu ändern, analysierte das Team um Geraedts Daten von Patientinnen und Patienten, die in den Jahren 2007 bis 2017 erstmalig als Notfälle mit einem Schlaganfall in ein Krankenhaus eingeliefert wurden. Wie groß war bei ihnen die Sterblichkeit nach 10, nach 30 und nach 90 Tagen sowie nach einem Jahr, nach drei und nach fünf Jahren? Die Studie umfasst Daten von mehr als 29.000 Seniorinnen und Senioren im Alter ab 90 Jahren. 

Sterberisiko erheblich reduziert

Das Ergebnis: In den Jahren von 2007 bis 2017 behandelten die Spezialstationen für Schlaganfall 57,1 Prozent der Unter-90-Jährigen, aber nur 49,6 Prozent der Patientinnen und Patienten im Alter von 90 Jahren und darüber. Im ersten Jahr nach dem Schlaganfall starben 61,9 Prozent der Hochbetagten ohne Behandlung in einer Stroke Unit, aber nur 56,9 Prozent, die in einer Spezialabteilung behandelt worden waren. Das Sterberisiko wird durch Behandlung in einer Spezialabteilung also erheblich reduziert.

Unbewusste Alterdiskriminierung?

Warum sinkt dann mit steigendem Alter kontinuierlich der Anteil von Patientinnen und Patienten, die in Spezialabteilungen behandelt werden? Die Autoren bieten verschiedene Erklärungen an: „Einerseits kann der Befund darauf zurückzuführen sein, dass bei Älteren zunehmend Patientenverfügungen vorliegen und die Menschen eine palliative Behandlung bevorzugen; andererseits könnten die Ergebnisse auf eine unbewusste Altersdiskriminierung hinweisen“, legt Geraedts dar.

Originalveröffentlichung:
Max Geraedts & al.: Long-term outcomes of stroke unit care in older stroke patients: a retrospective cohort study, Age and Ageing 2022, DOI: https://doi.org/10.1093/ageing/afac197

Quelle: Universität Marburg

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