Bessere Prognose bei Einsatz von Stroke-Einsatz-Mobilen

STEMO bei Schlaganfall
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STEMO
Um die Schlaganfalldiagnostik vor Ort zu ermöglichen, hat das STEMO einen Computertomographen und ein Röntgengerät an Bord. Unfallkrankenhaus Berlin (ukb)
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Seit 10 Jahren sind in Berlin die Stroke-Einsatz-Mobile (STEMO) unterwegs. Die speziell ausgestatteten Rettungsfahrzeuge erlauben es, Menschen bei einem Schlaganfall schon am Einsatzort zu behandeln. Es wurde jetzt erstmals gezeigt, dass die Betroffenen beim Einsatz der STEMO eine bessere Prognose haben.

„Time is brain“: Dieser Merksatz aus der Notfallmedizin formuliert sehr treffend, dass es bei der Behandlung eines Schlaganfalls auf jede Minute ankommt: Unbehandelt sterben pro Minute sonst knapp 2 Millionen Nervenzellen ab. Ist der Schlaganfall auf ein Blutgerinnsel zurückzuführen, das ein Blutgefäß im Gehirn verstopft, sollte das Gerinnsel deshalb schnellstmöglich mittels einer sogenannten Lyse-Therapie medikamentös aufgelöst werden.

STEMO ging im Februar 2011 in Betrieb

Um Schlaganfälle noch schneller behandeln zu können, hat sich ein Team um Prof. Dr. Heinrich Audebert vom Centrum für Schlaganfallforschung Berlin und der Klinik für Neurologie und Experimentelle Neurologie der Charité deshalb vor mehr als 10 Jahren zum Ziel gesetzt, die nötige Diagnostik und Therapie zu den Patientinnen und Patienten zu bringen anstatt andersherum. Mit Erfolg: Ein zusammen mit der Berliner Feuerwehr und der MEYTEC GmbH entwickeltes Spezial-Rettungsfahrzeug, das STEMO, ging im Februar 2011 in Berlin in Betrieb. Jahre der Evaluierung zeigten anschließend, dass die Schlaganfallbehandlung im STEMO sicher ist und tatsächlich deutlich früher begonnen werden kann. Mittlerweile sind in einer Kooperation zwischen Charité, der Vivantes - Netzwerk für Gesundheit GmbH und dem Unfallkrankenhaus Berlin drei STEMO der Berliner Feuerwehr im Einsatz, die die Einsatzfläche Berlins weitgehend abdecken. Die jetzt veröffentlichte, groß angelegte Studie B_PROUD zeigt, dass der Einsatz der STEMO für die betroffenen Patienten mit einem besseren Behandlungsergebnis verbunden ist.

Häufiger überlebt und seltener behindert

„In unserer Studie konnten wir belegen, dass Schlaganfall-Betroffene, zu deren Rettung das STEMO losgeschickt wurde, häufiger überlebten und seltener eine Behinderung davontrugen“, sagt Prof. Audebert. „Bei ihnen war – im Vergleich zu den im normalen Rettungsdienst behandelten Patientinnen und Patienten – das relative Risiko, nach drei Monaten durch schwerere Behinderungen eingeschränkt zu sein, um 29 Prozent geringer. Wird ein STEMO eingesetzt, können also deutlich mehr Betroffene ihr Leben selbstbestimmt weiterführen.“

Für die Studie untersuchte das Team um Projektleiter Prof. Audebert und den Erstautor Prof. Dr. Dr. Martin Ebinger, Ärztlicher Direktor der Medical Park Humboldtmühle, Schlaganfall-Notfälle, die sich zwischen Februar 2017 und Mai 2019 in Berlin ereigneten und auf ein Blutgerinnsel zurückzuführen waren. Ob ein STEMO bei einem Notruf zum Patienten geschickt wurde, entschied dabei quasi der Zufall: War im Einsatzgebiet ein STEMO verfügbar, wurde es zusätzlich zum Rettungsdienst alarmiert und ermöglichte eine Behandlung vor Ort. Die STEMO-Entsendung erfolgte bei 749 der insgesamt 1.543 Patientinnen und Patienten, deren Daten in der Studie ausgewertet wurden (49 Prozent). War zum Zeitpunkt des Notrufs kein STEMO abkömmlich, schickte die Einsatzzentrale ausschließlich den konventionellen Rettungsdienst, der die betroffene Person in ein spezialisiertes Krankenhaus brachte. Das war bei 794 Patientinnen und Patienten (51 Prozent) der Fall. Drei Monate nach dem Notfall untersuchte die Forschungsgruppe in einem standardisierten Verfahren, ob und mit welchen neurologischen Einschränkungen die Betroffenen überlebt hatten.

Behandlung durchschnittlich 20 Minuten früher

Der Vergleich der STEMO- und der Kontrollgruppe lieferte ein eindeutiges Ergebnis: In der STEMO-Gruppe erhielten mehr Patienten eine Lyse-Therapie (60 statt 48 Prozent), diese Behandlung wurde zudem durchschnittlich 20 Minuten früher verabreicht. Rückte ein STEMO aus, verstarben rund 7 Prozent der Patientinnen und Patienten, bei konventioneller Rettungsdienstversorgung waren es rund 9 Prozent. Gleichzeitig berichteten in der STEMO-Gruppe rund 51 Prozent der Patientinnen und Patienten, von ihrem Schlaganfall keine Alltagseinschränkungen davongetragen zu haben. In der Kontrollgruppe waren dies nur rund 42 Prozent. Auch bei der Erhebung der Lebensqualität schnitt die STEMO-Gruppe signifikant besser ab.

Studie: B_PROUD
B_PROUD (Berlin Pre-hospital Or Usual Delivery of stroke care) ist eine prospektive, kontrollierte Interventionsstudie, die verblindet ausgewertet wurde. Da eine Zufallsverteilung der Untersuchungsgruppen (Randomisierung) nicht möglich war, entschied stattdessen die Verfügbarkeit eines STEMO über die Zuordnung der Notfälle zur Untersuchungs- oder Kontrollgruppe. Der Grad der neurologischen Beeinträchtigung nach drei Monaten wurde mittels der modifizierten Rankin-Skala, die Lebensqualität mit dem EQ-5D-Fragebogen erhoben.

Literatur:

Martin Ebinger, Bob Siegerink, Alexander Kunz, et al.: Association Between Dispatch of Mobile Stroke Units and Functional Outcomes Among Patients With Acute Ischemic Stroke in Berlin. JAMA, February 2, 2021; 325 (5): 454-466, DOI:10.1001/jama.2020.26345.

Kristi G. Bache, James C. Grotta: Improving Stroke Treatment and Outcomes With Mobile Stroke Units. JAMA. Editorial, February 2, 2021, 325 (5): 441-442, DOI:10.1001/jama.2020.25832.

Quelle: idw/Charité – Universitätsmedizin Berlin

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