Prognose der Übersterblichkeit

Auswirkungen der COVID-19-Pandemie
lz
Zwei Knochenhände umklammern die Erde
© Andrew Ink/stock.adobe.com
Newsletter­anmeldung

Bleiben Sie auf dem Laufenden. Der MT-Dialog-Newsletter informiert Sie jede Woche kostenfrei über die wichtigsten Branchen-News, aktuelle Themen und die neusten Stellenangebote.


* Pflichtfeld

Das Swiss Re Institut betont in einer aktuellen Studie, dass vier Jahre nach dem Ausbruch der Pandemie im Jahr 2020 viele Länder weltweit immer noch erhöhte Sterberaten in ihrer Bevölkerung melden.

Das Institut des Schweizer Rückversicherers Swiss Re kommt zu dem Schluss, dass die Auswirkungen der Pandemie unabhängig von den Gesundheitssystemen und der Gesundheit der Bevölkerung zu sein scheinen. Dieser Trend sei auch dann noch erkennbar, wenn man die sich verändernden Bevölkerungsgrößen und die Bandbreite an Meldemechanismen und Todesklassifizierungen berücksichtige, die Ländervergleiche normalerweise erschweren. Es bestehe demzufolge auch eine gewisse Unterberichterstattung der Übersterblichkeit.

Aktuelle Daten zur Übersterblichkeit:

Land2020-202320222023
Deutschland6,3%10,1%5,3%
Kanada6,1%10,1%5,9%
Japan3,6%8,2%6,8%
UK9,4%7,8%8,2%
USA11,1%9,1%0,0%
Übersterblichkeit, Quelle: Swiss Re Institut, Our World in Data

Prognose für USA und UK

In der Studie prognostiziert das Swiss Re Institut die Übersterblichkeit in den USA und Großbritannien für die nächsten 10 Jahre unter verschiedenen Szenarien. Es wird festgestellt, dass die Übersterblichkeit auch heute noch anhält und möglicherweise auch im nächsten Jahrzehnt anhalten könnte. In einem optimistischen Szenario geht Swiss Re davon aus, dass die pandemiebedingte Übersterblichkeit in den USA und Großbritannien bis 2028 verschwinde und zu den Sterblichkeitserwartungen vor der Pandemie zurückkehre. In einem pessimistischen Szenario wird erwartet, dass die Übersterblichkeit bis 2033 erhöht bleibe und über den Erwartungen vor der Pandemie liege. Entsprechend deuten die allgemeinen Bevölkerungsprognosen des Rückversicherers darauf hin, dass die Übersterblichkeit bis 2033 allmählich zurückgehen könnte, auf 0–3 % in den USA und 0–2,5 % in Großbritannien (optimistisches Szenario jeweils 0%, pessimistisches Szenario 3 bzw. 2,5%). Im Vergleich dazu habe die Übersterblichkeit im Jahr 2023 z.B. in Großbritannien bei 5–8 % gelegen.

Todesursachen

Die Pandemie habe die Ursachen für Übersterblichkeit erheblich verändert, so Swiss Re. Es wurden dazu die Entwicklung der wichtigsten Todesursachen seit 2020 in Industrieländern analysiert, die solche Daten melden. Wie erwartet, mache die Atemwegssterblichkeit jedes Jahr seit 2020 den größten Anteil der Übersterblichkeit aus. Allerdings geben die Schweizer zu bedenken, dass die Daten aus Großbritannien und den USA einen großen, unerklärlichen Anstieg der Todesfälle, die auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen sind, seit 2020 (Anmerkung der Redaktion: Nach einer COVID-19-Infektion wurde in anderen Studien allerdings ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen statistisch gefunden. Es handelt sich um eine Multisystemerkrankung und nicht nur um ein respiratorisches Virus. Dies betonen die Autoren auch in einer Fußnote und verweisen auf [2]). In den USA habe es in den Jahren 2020–23 einen Anstieg der Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 14,9 % im Vergleich zum erwarteten Ausgangswert vor der Pandemie gegeben (CDC WONDER-Datensatz). UK habe eine Übersterblichkeit gemeldet, die bis 2024 anhielt (bis zur Änderung der Berichtsmethodik). Untersuchungen hätten ergeben, dass die Übersterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen zwischen Juni 2022 und Juni 2023 der größte Beitrag zur Übersterblichkeit im Vereinigten Königreich war, wobei Herzinsuffizienz 20 % und ischämische Herzerkrankungen weitere 15 % ausmachten [3, 4]. Einige Länder hätten auch eine Übersterblichkeit gegenüber einem Ausgangswert vor der Pandemie für andere wichtige Todesursachen wie Krebs gemeldet, so die Eidgenossen.

Herausforderung für die Lebens- und Krankenversicherung

Die Swiss Re-Experten kommen zu dem Schluss, dass aufgrund aktueller medizinischer Trends und erwarteter Fortschritte COVID-19 weiterhin sowohl direkt als auch indirekt zu einer erhöhten Sterblichkeit führen werde. Langfristig könnten Lebensstilfaktoren, die zu einer schlechten Stoffwechselgesundheit beitragen und zu Fettleibigkeit und Diabetes führen, ein weiterer Faktor sein, der die erhöhte Sterblichkeit in der Bevölkerung verstärke.

Der Rückversicherer erläutert, dass die Übersterblichkeit eine potenzielle Herausforderung für die Lebens- und Krankenversicherung darstelle, da möglicherweise mehrere Jahre mit erhöhten Sterblichkeitsansprüchen bevorstehen, je nachdem, wie sich allgemeine Bevölkerungstrends auf die versicherte Bevölkerung auswirken. Eine anhaltende Übersterblichkeit könne Auswirkungen auf Ansprüche und Rückstellungen der Lebens- und Krankenversicherung haben. Eine Übersterblichkeit, die weiterhin die aktuellen Erwartungen übersteige, könne die langfristige Performance bestehender Lebensversicherungsportfolios sowie die Preisgestaltung neuer Lebensversicherungspolicen beeinträchtigen.

Literatur:
1.    Meier D, Patkee P, Strange A: Reinsurance: The future of excess mortality after COVID-19. Swiss Re Institute, September 2024.
2. Zhao J, et. al.: COVID-19 and cardiovascular complications: updates of emergency medicine. Emergency and Critical Care Medicine, 2023.
3. US Centers for Disease Control and Prevention, wonder.cdc.gov (letzter Zugriff: August 2023).
4. Pearson-Studdard J, et. al.: Excess mortality in England post COVID-19 pandemic: implications for secondary prevention. The Lancet Regional Health Europe, 2024.

Quelle: Swiss Re

Artikel teilen

Online-Angebot der MT im Dialog

Um das Online-Angebot der MT im Dialog uneingeschränkt nutzen zu können, müssen Sie sich einmalig mit Ihrer DVTA-Mitglieds- oder Abonnentennummer registrieren.

Stellen- und Rubrikenmarkt

Möchten Sie eine Anzeige in der MT im Dialog schalten?

Stellenmarkt
Industrieanzeige