Long COVID: Verbesserte Diagnose und neue Therapieansätze?

Komplementsystem mitverantwortlich
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Long COVID
© Dzmitry/stock.adobe.com
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Long-COVID-Betroffene leiden u.a. an chronischen Symptomen wie Müdigkeit oder Atemnot. Mitverantwortlich dafür ist das Komplementsystem, ein Teil unserer Immunabwehr, wie Forschende der Universität Zürich und des Universitätsspitals Zürich herausgefunden haben.

Die meisten Menschen, die sich mit SARS-CoV-2 infizieren, erholen sich nach der akuten Erkrankung wieder. Ein bedeutender Teil der infizierten Personen entwickelt jedoch langfristige Symptome mit sehr unterschiedlichen Ausprägungen. Noch immer sind weder die Gründe und Krankheitsmechanismen von Long COVID bekannt, noch gibt es diagnostische Tests oder gezielte Behandlungen. Die Forscherinnen und Forscher des Unispitals Zürich haben nun ein Muster in den Blutproteinen identifiziert, um Long COVID besser zu diagnostizieren und vielleicht auch gezielter zu behandeln.

Komplementsystem spielt wichtige Rolle

Die Forscherinnen und Forscher unter der Leitung von Onur Boyman, Immunologieprofessor an der Universität Zürich (UZH) und Direktor der Klinik für Immunologie am Universitätsspital Zürich (USZ) zeigen in einer Studie, dass das Komplementsystem bei der Long-Covid-Erkrankung eine wichtige Rolle spielt. Es ist Teil des angeborenen Immunsystems und hilft normalerweise, Infektionen zu bekämpfen sowie beschädigte und infizierte Körperzellen zu beseitigen. „Bei Patientinnen und Patienten mit Long COVID kehrt das Komplementsystem nicht mehr in den Ruhezustand zurück, sondern bleibt aktiviert und schädigt so auch gesunde Körperzellen“, betont Boyman.

Mehr als 6.500 Proteine analysiert

Die Forscherinnen und Forscher begleiteten 113 COVID-19-Patientinnen und -Patienten bis ein Jahr nach ihrer akuten Coronavirusinfektion und verglichen sie mit 39 gesunden Kontrollpersonen. Nach sechs Monaten hatten 40 Betroffene immer noch Long-COVID-Beschwerden. Analysiert wurden mehr als 6.500 Proteine im Blut der Studienteilnehmenden sowohl während der akuten Erkrankung als auch sechs Monate später. „Die Analysen dazu, welche Proteine bei Long COVID verändert sind, bestätigten die ungebremste Aktivität des Komplementsystems. Patienten mit aktiver Long-COVID-Krankheit hatten zudem erhöhte Blutwerte für Schäden an verschiedenen Körperzellen einschließlich roter Blutkörperchen, Blutplättchen und Blutgefäßen“, erklärt Carlo Cervia-Hasler, Postdoktorand in Boymans Team und Erstautor der Studie.

Verbesserte Diagnose und neue Therapieansätze?

Die messbaren Veränderungen der Blutproteine bei aktivem Long COVID deuten demnach auf ein Zusammenspiel von Proteinen des Komplementsystems hin, die an der Blutgerinnung und der Reparatur von Gewebeschäden sowie an Entzündungen beteiligt sind. Bei Long-COVID-Patientinnen und -Patienten, die sich innerhalb von sechs Monaten von ihrer Erkrankung erholten, waren die Blutwerte hingegen normal. Aktives Long COVID zeigt sich somit anhand des Proteinmusters im Blut. Entdeckt wurden die Blutmarker mit Hilfe von bioinformatischen Verfahren in Zusammenarbeit mit Karsten Borgwardt während seiner Zeit als Professor an der ETH Zürich. „Unsere Arbeit legt nicht nur die Grundlage für bessere Diagnosen, sondern unterstützt auch die klinische Forschung zu Substanzen, mit denen das Komplementsystem beeinflusst werden kann. Dies eröffnet neue Wege, um gezieltere Therapien für Long-COVID-Betroffene zu entwickeln“, fasst Boyman zusammen.

Literatur:
Cervia-Hasler C, et al.: Persistent complement dysregulation with signs of thromboinflammation in active Long Covid. Science, 18 January 2024, DOI: 10.1126/science.adg7942.

Quelle: UZH

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