AWMF will Bürokratieabbau vorantreiben

Mehr Zeit für die medizinische Behandlung
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Schild mit dem Aufdruck Bürokratieabbau
© Stockwerk-Fotodesign/stock.adobe.com
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Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) schlägt vor, dokumentarischen Aufwand in der Gesundheitsversorgung über zusammengefasste Abrechnungsregeln zu reduzieren.

Ärzte und Patienten in Deutschland leiden zunehmend an der Bürokratielast im Gesundheitswesen. Eine jüngst veröffentlichte YouGov Umfrage im Auftrag des Health-Tech-Unternehmens Nelly hatte ergeben, dass 73 Prozent der Deutschen den Bürokratieaufwand als zu hoch empfinden. Gleichzeitig kritisierten 65 Prozent, dass die Politik nicht genug für die Digitalisierung im Gesundheitswesen tue. Die Folgen sind überall zu spüren: Termine werden seltener vergeben, Wartezeiten verlängern sich, das Konfliktpotenzial zwischen Personal und Patienten steigt. Und auch auf der Fokusveranstaltung des ALM e.V. war die Überregulierung ein Thema. Dr. Michael Müller, Erster Vorsitzender des ALM e.V., appellierte an die Politik, sich um gute Rahmenbedingungen zu kümmern. Es gebe aktuell zu viel Regulierung.

Hoher Dokumentationsaufwand

„Über die Hälfte der Klinikärztinnen und -ärzte dokumentiert mehr als drei Stunden am Tag. Dieser Anstieg von Bürokratie im Gesundheitswesen wurde durch alle beteiligten Akteure mitverursacht. Die AWMF identifiziert jetzt, wie ihre Fachgesellschaften zum Bürokratieabbau beitragen können“, erklärt Prof. Rolf-Detlef Treede, Präsident der AWMF. „Aktuell gibt es über 980 sich teilweise überschneidende Abrechnungsregeln und Varianten. Das kann keiner mehr überblicken und da hilft auch keine künstliche Intelligenz, denn diese braucht Struktur“, erklärt Prof. Erika Raab, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Medizincontrolling. „Jeder Fachbereich hat seine spezifischen Richtlinien – hier müssen wir einmal aufräumen“, sagt Prof. Raab. „Wenn neue Kriterien geschaffen werden, um eine einheitliche Qualität zu definieren, müssen wir genau darüber nachdenken, wie das in der Abrechnung genutzt wird.“

Operationen- und Prozedurenschlüssel zusammenfassen

Der Dokumentationsaufwand im Gesundheitswesen wachse stetig an, zuletzt durch Hybrid-DRGs sowie parallel eingeführte Leistungsgruppen der Krankenhausreform. In der medizinischen Praxis ergäben sich daraus vielfach Mehrfachkodierungen, die minimiert werden könnten. Um dies zu erreichen, setzt sich die AWMF für eine Reduktion von medizinischen Abrechnungsleistungen, wie Operationen- und Prozedurenschlüssel (OPS) ein. Anfänglich als Abbildung von Qualität gedacht, hätten sich OPS zum Abrechnungssystem entwickelt. Mit der Zeit bildeten sich immer mehr Ausdifferenzierungen, die unter anderem durch die AWMF-Fachgesellschaften ergänzt worden seien. Indem OPS zusammengefasst werden, könnten Fachgesellschaften direkt zum Abbau von Bürokratie beitragen und damit die ärztliche Versorgungszeit erhöhen. Ziel der AWMF ist es, bis 2026 den Bürokratieabbau aktiv voranzutreiben, um mehr Zeit für die medizinische Behandlung freizusetzen.

Quelle: ALM, YouGov, idw, AWMF

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