DKG: Bürokratie verschärft das Fachkräfteproblem
Sowohl Ärztinnen und Ärzte als auch Pflegekräfte verbringen täglich durchschnittlich drei Stunden mit Dokumentationsarbeiten, die häufig keinen Nutzen für die Behandlung der Patientinnen und Patienten haben. Reduzierte sich diese bürokratische Arbeit um nur eine Stunde pro Tag, würde dies rechnerisch rund 21.600 Vollkräfte im ärztlichen und etwa 47.000 Vollkräfte im Pflegedienst freisetzen. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage zur Bürokratiebelastung in deutschen Allgemeinkrankenhäusern und Psychiatrien des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).
Die immense Menge an Dokumentationsarbeit zeige, dass das Fachkräfteproblem durch konsequente Entbürokratisierung deutlich verringert, wenn nicht sogar gelöst werden könnte. „Es verwundert, dass Gesundheitsminister Lauterbach das Bürokratieproblem noch immer nicht angegangen ist. Im Gegenteil, seine Gesetzentwürfe führen zu noch mehr Bürokratie im Krankenhaus. Dabei behindert und lähmt die Bürokratie im Gesundheitssystem genauso wie in allen anderen Bereichen. Und mit Blick auf die Pläne zur Krankenhausreform ist zu befürchten, dass die Bürokratielast für die Beschäftigen sogar weiter steigt“, erklärt Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der DKG.
Die extreme Bürokratie vermindert auch die Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Nahezu 100 Prozent der Beschäftigten der Allgemeinkrankenhäuser kritisieren den Dokumentationsaufwand sehr oft (77 %) oder oft (22 %). Kliniken befürchten, dass diese Bürokratiebelastung dazu führt, dass sich weniger Fachkräfte bewerben. Dies betreffe nicht nur die Allgemeinkrankenhäuser, sondern in fast demselben Maß auch die Psychiatrien.
„Die Verantwortlichen in den Krankenhäusern haben konkrete Vorschläge zur Entbürokratisierung formuliert. Wir haben fünf übergeordnete Kernanliegen. Die Nachweispflichten müssen grundlegend reduziert werden. Die Gesetzgebung muss sich einer realistischen Bürokratiefolgenabschätzung unterziehen. Wir brauchen zudem ausreichende Umsetzungsfristen, Normgebung und Normumsetzung müssen klar getrennt werden. Nicht zuletzt müssen wir die Digitalisierung vorantreiben, denn sie kann ein zentraler Punkt sein, um Bürokratielasten zu vermindern“, sagt Prof. Dr. Henriette Neumeyer, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der DKG.
Quelle: DKG
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