Französische Ausbildung und Arbeit als MTRA in Deutschland – geht das?

Interview mit Benoit Billebaut
Die Fragen stellte Mirjam Bauer.
Porträtfoto von Benoit Billebaut
© privat
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Benoit Billebaut stammt aus der französischen Hauptstadt Paris, startete aber direkt nach dem Abschluss seiner Ausbildung im Jahr 2010 als MTRA im Universitätsklinikum Münster (UKM). MTA Dialog sprach mit dem 38-Jährigen über seine Erfahrungen und den Vergleich zwischen Frankreich und Deutschland.

Wie lange arbeiten Sie schon als MTA und in welcher Funktion?

Ich bin in Frankreich von 2007 bis 2010 ausgebildet worden. Danach habe ich direkt am Universitätsklinikum Münster mit der Arbeit angefangen, zunächst im konventionellen Röntgen. Anschließend bin ich zu den Bereichen MRT, CT und Angiografie gewechselt. Seit 2020 bin ich in Vollzeit in der MTRA-Schule des UKM angestellt und unterrichte seitdem dort Radiologie, EDV, Physik und Strahlenphysik.

Wie verlief Ihr bisheriger Karriereweg beziehungsweise wo haben Sie bereits gearbeitet?

Meine gesamte Karriere erstreckt sich auf das UKM. Davor habe ich bis 2007 Biologie studiert bis zum Magister; einschließlich eines Erasmusjahres hier in Münster. Weil das Biologiestudium für mich keine guten Berufsaussichten bot, da ich keine Lust auf eine Promotion hatte, habe ich mich für den Wechsel zum Technologen entschlossen. Wenn ich ehemalige Kollegen aus dem Studium befrage, die als Akademiker auch nicht mehr als ich verdienen, war das eine gute Entscheidung.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?

Der technische Aspekt und die Tatsache, im Dienst für andere Menschen zu arbeiten, gefällt mir sehr gut. Wir MTRA können das Leben von Menschen verbessern oder sogar retten, indem wir gute Dia-gnostik ermöglichen. Die Umstände sind nicht immer perfekt, aber die Arbeit selbst ist wirklich aufregend. Jetzt, als Lehrer, macht es mir besonders viel Spaß, diejenigen, die noch wenig wissen oder können, drei Jahre lang auf ihrem Weg zu begleiten und zu sehen, wie sie am Ende gute Arbeitskollegen werden.

Welche Nachweise sind erforderlich für deutsche MTA, wenn diese in Frankreich arbeiten wollen?

Dies wird immer von Fall zu Fall geprüft. In Frankreich gibt es einen Berufsverband mit Namen AFPPE, der den Deutschen bei der Anerkennung des Diploms helfen kann. Es ist willkommen, sehr gut Französisch zu sprechen, denn die Franzosen sind im Allgemeinen nicht sehr begabt in Fremdsprachen.

Welche Hürden oder Schwierigkeiten gibt es in Frankreich?

Die Sprache ist wohl das Erste, das mir in den Sinn kommt. Je nach Region gibt es zudem unterschiedliche Akzente, das kann für Nichtmuttersprachler recht schwierig sein. Ähnlich ging es mir damals auch, als ich nach Deutschland kam.

Wie sind Fortbildungsmöglichkeiten und Verdienst in Frankreich?

Ähnlich wie in Deutschland war der Verdienst damals besser, aber jetzt scheint das nicht mehr so zu sein. Es ist schwierig, solche Werte zu vergleichen, denn die Lebenshaltungskosten können beispielsweise zwischen der Bretagne und Paris deutlich variieren. Ein guter Kollege, mit dem ich damals die Ausbildung gemacht habe, hat beispielsweise viel mehr Freizeit als ich, denn in Frankreich ist die Arbeitswoche nur 35 Stunden lang.

Was läuft gut in Frankreich beziehungsweise besser als in Deutschland?

Es gibt weniger Unterschiede zwischen den Ausbildungszentren – und es gibt keine Unterscheidung in private oder Kassenpatienten, alle werden identisch behandelt. Am Anfang war es sehr schwierig für mich, das deutsche System zu verstehen.

Daneben läuft die Ausbildung in Frankreich seit 2012 als Studium, sodass die neuen MTRA am Ende der drei Jahre nach erfolgreicher Prüfung einen Bachelorabschluss erhalten.

Warum sind Sie nach Deutschland gegangen?

Es gab mehrere Gründe: Zum einen ist meine Frau Deutsche, zum anderen bin ich verliebt in die Stadt Münster. Auch das Radfahren liebe ich, ich mache alles mit dem Fahrrad. Ferner finde ich die höhere Lebensqualität in Deutschland gut, auch sind die Menschen hier angenehmer als in Frankreich. Ich habe in meiner radiologischen Abteilung mit bis zu acht Kollegen unterschiedlicher Herkunft gearbeitet und all das war völlig normal, jeder hat sich Mühe gegeben. So reibungslos wäre das wohl in Frankreich nicht gelaufen.

Hat der Arbeitgeber vor Ort in Münster Sie unterstützt?

Ja, die Münsteraner hatten großes Interesse, dass ich dort anfange, denn wir litten – und leider immer noch – unter Personalmangel. Ich hatte mir vorher zwar selbst schon eine Wohnung gesucht, wurde jedoch mit zusätzlichen Strahlenkursen und so weiter sehr gut unterstützt. Die Behörde bekam alle Nachweise zügig übermittelt, um die Anerkennung meines Diploms zu bearbeiten. Aber es hat trotzdem sechs Monate gedauert ...

Was bereichert Ihre Arbeit/Ihren Alltag heute?

So wie bereits eben gesagt, habe ich als Lehrer täglich die wichtige Herausforderung, Auszubildenden, die mit sehr unterschiedlichem Können und Niveau beginnen, komplizierte Konzepte zu erklären. Ich finde das einfach sehr spannend und es macht mir viel Freude.

Wie ist der Umgang mit Kollegen?

Der Umgang ist exzellent, na ja: meistens, wie ich bereits sagte. Es gab in die letzten zwölf Jahren nur sehr wenige Ausnahmen.

Möchten Sie sich noch weiter fortbilden und wenn ja, in welchem Bereich?

Ja, als Lehrer muss ich immer neue und aktuelle Informationen weitergeben. Und da ich nicht direkt in die Routine am Gerät involviert bin, muss ich verschiedene Schulungen besuchen, um sicher zu sein, dass das, was ich im Unterricht erzähle, immer noch gültig ist.

Sind Ihre Arbeitsabläufe digital?

Aufgrund von Corona mittlerweile ja. Ich habe fast alle meine Unterrichtsinhalte in die Schüler- und Studierplattform Moodle eingebaut und nutze diese jetzt auch parallel zum Präsenzunterricht.

Planen Sie, zurück nach Frankreich zu gehen? Warum beziehungsweise warum nicht?

Nein, ich möchte nicht zurückgehen. Deutschland gefällt mir sehr und mein Lebensmittelpunkt ist hier.

 

Entnommen aus MTA Dialog 8/2022

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