Zwischen Pflegekraft und Arzt: Der Physician Assistant

Neuer Studiengang
Physician Assistant
Schon während der Studienzeit lassen sich alle Ausbildungsinhalte sofort in die Praxis umsetzen. Gorodenkoff - stock.adobe.com
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Der Physician Assistant soll den Arzt von Routinetätigkeiten entlasten. Einsatzbereiche sind beispielsweise die fachübergreifende Notfallbehandlung, Wundversorgung und Funktionsdiagnostik.  

Die Entstehung des Berufes setzt an zwei Punkten an: dem anhaltenden Ärztemangel in Kliniken und Praxen des Landes auf der einen Seite und den fehlenden guten Karriereaufstiegsmöglichkeiten bei Pflegekräften und Medizinischen Fachangestellten auf der anderen Seite.



Die sieben Semester des Studiums mit dem Schwerpunkt „hausärztlich-ambulante Medizin“ sind fachlich breit angelegt und überdurchschnittlich praxisorientiert. Sie setzen sich aus Präsenz-/Seminarphasen, Transfer-/Praxisphasen und Selbstlernphasen zusammen. Theoretische Lehrveranstaltungen, die vor Ort beziehungsweise online stattfinden, werden durch praktische Seminare abgerundet, die an der Hochschule oder kooperierenden Kliniken und Praxen stattfinden. Über die gesamte Dauer des Studiums wird ein wissenschaftliches Projekt bearbeitet, an dessen Ende die Bachelorarbeit steht.


Bewerben können sich Personen aus medizinischen Assistenz- und Gesundheitsfachberufen mit einer dreijährigen, erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung. Wem die Hochschulzugangsberechtigung fehlt, der kann diese über eine Zulassungsprüfung nachholen. Vorkenntnisse aus absolvierten Aus- und Weiterbildungen sind in einem festgelegten Rahmen zum Teil anrechnungsfähig.

Anwendungs- und handlungsorientierter Studiengang

Während die Studierenden weiterhin in ihren Arbeitsverhältnissen stehen, gelangen sie zu einem akademischen Abschluss. Schon während der Studienzeit lassen sich alle Ausbildungsinhalte sofort in die Praxis umsetzen. Der Studiengang ist anwendungs- und handlungsorientiert. Er vermittelt medizinisch-naturwissenschaftliches Wissen dahingehend, dass die Absolvent/-innen im Rahmen der Delegation zu ärztlichem Handeln befähigt werden, ohne jedoch die Heilkunde auszuüben. Der Beruf ist bereits seit Jahrzehnten vor allem in den USA etabliert. In Deutschland dagegen ist er noch recht jung. Hier arbeiten Physician Assistants bislang vor allem in Kliniken.

Am Ende des Studiums besitzen die Absolvent/-innen die formalen Voraussetzungen, um weisungsgebunden delegierbare Tätigkeiten an Patient/-innen selbstständig unter Berücksichtigung ethischer und betriebswirtschaftlicher Gesichtspunkte auszuüben, die zuvor vom Arzt übernommen wurden. Gegenwärtige Einsatz- und Tätigkeitsbereiche umfassen die meisten internistischen und chirurgischen Fachdisziplinen in klinischen Einrichtungen.

Medizinisch geprägte Studieninhalte

Die Studieninhalte sind deshalb auch hauptsächlich medizinisch geprägt: Auf dem Lehrplan stehen unter anderem Grundlagen der Klinischen Medizin, Innere Medizin und Chirurgie, Orthopädie, Fächer wie Gynäkologie, Anästhesie, Notfallmedizin und OP-Lehre. Weitere Inhalte sind die Bereiche Public Health, berufsrelevante rechtliche Aspekte, Medizintechnik und -produkte, Informationstechnik, Qualitätsmanagement, Dokumentation und Projektmanagement. Dazu kommen praktische Hospitationen, in denen die Studierenden unter anderem in der Notfallversorgung, Triage und Intensivmedizin ausgebildet werden und Aspekte der Patientenversorgung vertiefen, ebenso wie Patientenaufnahme, Dokumentation, Abrechnung und Funktionsdiagnostik.

Hintergrund für die aktuelle Bedeutsamkeit des Weiterbildungsangebots ist unter anderem die unbefriedigende hausärztliche Versorgung - insbesondere in ländlichen Gebieten. Zu den problematischen Bereichen gehört dabei beispielsweise die Versorgung chronischer Wunden, die seit Jahren von Krankenkassen und Verbänden thematisiert und bemängelt wird. So liegt Deutschland bei der Amputationsrate von durch verschiedene Störungen verursachten Erkrankungen international noch immer im oberen Bereich. Andere Länder zeigen und Fachexperten machen deutlich, dass es mit gezielten Maßnahmen möglich ist, 80 Prozent dieser Amputationen zu vermeiden - unter anderem durch eine professionelle lückenlose medizinische Versorgung.

Ausführen ärztlicher Tätigkeit in Delegation

Im Oktober 2020 startet mit dem Bachelor „Physician Assistance“ (PA) an der Hochschule Anhalt nach eigenen Angaben das erste staatliche berufsbegleitende Studium seiner Art. Absolvent/-innen erreichen nach dem Studium die fachliche Kompetenz, in Delegation ärztliche Tätigkeiten auszuführen. Die Bewerbung für das Bachelorstudium „Physician Assistance“ ist für den Start ab Wintersemester 2020/21 noch bis Ende September unter www.hs-anhalt.de/pa möglich. Hier sind auch weitere Informationen zu den Zugangsvoraussetzungen und Gebühren, die Studien- und Prüfungsordnung sowie der Studien- und Prüfungsplan zu finden.

Bis zu sechs Wochen vor der Bewerbung zum Studium können bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt Anträge auf die Förderprogramme "Weiterbildung Direkt" oder "Weiterbildung Betrieb" gestellt werden, die für Interessenten mit Wohnsitz in Sachsen-Anhalt bis zu 90 Prozent der Weiterbildungskosten erstatten können. Ähnliche Programme gibt es auch in anderen Bundesländern.

Quelle: Hochschule Anhalt, 04.08.2020





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