Schwangere: Zu viele Untersuchungen ohne medizinischen Grund?
Demnach übersteigt die Versorgung die Vorgaben der Mutterschaftsrichtlinie. Sie sieht vor, dass gesunde Frauen mit unauffälliger Schwangerschaft drei Ultraschalluntersuchungen erhalten. Zusätzliche Ultraschalluntersuchungen sollen nur erfolgen, wenn ein konkretes Risiko besonders überwacht werden muss. CTG-Aufnahmen, mit denen Herztöne des Kindes und Wehen der Mutter aufgezeichnet werden, werden nur bei klaren medizinischen Indikationen empfohlen.
Abrechnungsdaten von BARMER-Versicherten zeigen jedoch eine Überversorgung. „Schwangere sollten die medizinische Versorgung erhalten, die für Mutter und Kind evident sicher und wichtig ist. Zu viele Ultraschalluntersuchungen bergen möglicherweise ein Risiko für das Kind und zu viel Diagnostik die Gefahr, eine Kaskade von Interventionen auszulösen, die letztlich unnötig ist, aber schlimmstenfalls schadet“, so Prof. Dr. med. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER.
Versorgung ähnlich, unabhängig vom Risiko
Dem Versorgungskompass zufolge erhalten gesunde Frauen in etwa genauso viele Untersuchungen wie Schwangere mit medizinischen Risikofaktoren, zum Beispiel Diabetes oder Früh- beziehungsweise Fehlgeburten. Mehr als die Hälfte wurden fünf bis neun Mal mit Ultraschall und CTG untersucht. Nur 34,4 Prozent der Frauen ohne Risiken erhielten wie vorgesehen bis zu drei Ultraschalluntersuchungen. 4,7 Prozent der gesunden Schwangeren bekommen zwischen zehn und 14 Untersuchungen.
Obwohl nicht empfohlen, wurden gesunde Frauen mit unauffälliger Schwangerschaft im Schnitt fünf Mal mit CTG kontrolliert. Die Analyse von BARMER-Routinedaten ergab zudem, dass im Jahr 2022 rund 84,2 Prozent aller Schwangerschaften mit mindestens einem Risikofaktor belegt waren. Auch wenn der Anteil gesunder Frauen mit unauffälliger Schwangerschaft seit dem Jahr 2019 von 11,7 auf 15,8 Prozent geringfügig gestiegen ist, bleibt der Anteil der mit Risiken belegten Schwangerschaften als Folge zahlreicher und in ihrer Bedeutung sehr unterschiedlicher Befunde weiterhin hoch.
Quelle: BARMER
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