Besonders problematisch sind Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs bei Schwangeren. Denn normalerweise ist die Operation die erste Wahl. Doch gerade bei schwangeren Frauen kann es dann zu Problemen kommen. Da ein Stück von der Gebärmutter abgetragen wird, erhöht sich das Risiko einer Blutung und Frühgeburt, denn der Gebärmutterhals verkürzt sich und ist nicht mehr stabil genug. Aus diesem Grund müssen betroffene Frauen bislang mehrmals in der Schwangerschaft zu Kontrolluntersuchung kommen. Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs treten vor allem bei Frauen zwischen 25 und 35 Jahren auf. Hauptrisikofaktor für die Entwicklung von Gebärmutterhalskrebs ist das Humane Papillomvirus (HPV). Laut Krebsgesellschaft erkranken jährlich insgesamt rund 4.540 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Die relative Fünf-Jahres-Überlebensrate nach der Diagnose eines invasiven, also in das umgebende Gewebe hineinwuchernden Gebärmutterhalstumors liege bei 69 Prozent.
Neuer Abstrichtest könnte helfen
Ein neuartiger Abstrichtest, der über den Muttermund durchgeführt wird, könnte zukünftig die Behandlung betroffener Frauen verbessern. Eine Studie unter Beteiligung von Forscherinnen und Forschern des Comprehensive Cancer Center (CCC) der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) setzte sogenannte Methylierungstests ein, um das Fortschreiten von Krebsvorstufen am Gebärmutterhals zu überwachen. Methylierungswerte gaben dabei Auskunft zum Schweregrad der Krebsvorstufe. „Der Test kann uns helfen, die betroffenen Frauen bis nach der Entbindung konservativ zu betreuen, also schwangere Frauen nicht am Muttermund zu operieren, sondern stattdessen zu kontrollieren und gegebenenfalls erst nach der Entbindung zu behandeln“, erklärt Professor Dr. Peter Hillemanns, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der MHH.
Methylierungsmarker MFAM19A4 und miR124-2 untersucht
Über die Methylierung werden die Tumorsupressorgene, umgangssprachlich „Tumorunterdrückungsgene“, deaktiviert. Die Methylierung verhält sich dabei wie eine Kappe, die sich auf die Erbsubstanz draufsetzt und das Gen blockiert. Das HP-Virus hat damit ein einfaches Spiel und kann die Krebsentwicklung vorantreiben. Die Studie untersuchte die Methylierungsmarker MFAM19A4 und miR124-2. Es wurde ein Abstrichtest bei 127 Frauen mit und ohne Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs gemacht. Bei unauffälligen Befunden oder Krebsvorstufen, die sich zurückentwickelten ergab der Test niedrige Methylierungswerte. Hingegen traten hohe Methylierungswerte bei fortschreitenden Krebsvorstufen oder Krebs auf. „Wir können uns mithilfe des Tests bei niedrigen Werten sicher sein, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sich aus der Vorstufe ein Krebs entwickelt, oder irgendwo versteckt Krebs vorhanden ist, extrem gering ist“, erklärt Hillemanns. „Das unterstützt uns bei der Betreuung der Patientinnen“.
Nicht schwangere Frauen profitieren ebenfalls
Vor allem bei jungen Frauen, die ihre Familienplanung vielleicht noch nicht begonnen oder abgeschlossen haben, hätte eine herkömmliche Operation unschöne Konsequenzen auf Grund des erhöhten Risikos einer Frühgeburt. Mit einem solchen Test ließen sich Krebsvorstufen jedoch gut überwachen. „Es gibt bereits Testverfahren, die in der Routineversorgung eingesetzt werden können“, sagt Hillemanns. „Wir müssen allerdings noch weitere Erfahrungen sammeln. Dann wollen wir die Tests im Rahmen der Leitlinie zur Prävention des Gebärmutterhalskrebses bewerten“.
An der Studie waren des Weiteren Forschende des Universitätsklinikums Düsseldorf, des Universitätsklinikums Amsterdam, des Self-screen B.V. Amsterdam, des Klinikums Wolfsburg und der Universitätsklinik Erlangen beteiligt.
Quelle: idw/MHH
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