Mutterschaft: Psychische Probleme in den ersten Jahren
Eine Schwangerschaft und die Mutterschaft sind positiv geprägt. Man freut sich über den Nachwuchs oder über alles, was es lernt, wenn das Baby da ist,. Doch der Alltag ist nicht immer rosig, Schwangerschaft und Geburt sind eine große Belastung für den Körper und die Seele, wie auch die Mutterschaft selbst es sein kann. Eine aktuelle Analyse von Abrechnungsdaten der Krankenkassen zeigt, dass sich diese Belastung auch in den Gesundheitsdaten widerspiegelt.
Mehr psychische Erkrankungen
Obwohl die Gesundheit während der Schwangerschaft und unmittelbar nach der Geburt größtenteils positiv gekennzeichnet sind, sieht es danach anders aus. Die aktuellen Abrechnungsdaten zeigen, dass die Anzahl an verschriebenen Antidepressiva und Psychotherapien innerhalb der ersten vier Jahre der Mutterschaft steigt. Auch Schmerzmittel werden häufiger verschrieben und Kopfschmerzen vermehrt von Ärztinnen und Ärzten zu Abrechnungszwecken angegeben. Auch andere stressbedingte körperliche Erkrankungen treten vermehrt auf und Umfragen zum gesundheitlichen Wohlbefinden bestätigen eine schlechtere Gesundheit in den ersten Jahren der Mutterschaft.
Es zeigt sich das, wenn keine weitere Schwangerschaft in der Zeit vorlag, die Verschreibung der Antidepressiva in den ersten vier Jahren um 44 Prozent steigt im Vergleich zur Zeit vor der Schwangerschaft (von 2,6 Prozent auf etwa 3,7 Prozent). Zudem zeigt sich, dass die Bedeutung der Antidepressiva zunimmt gegenüber Psychotherapien. Grund hierfür könnte der Zeitfaktor sein, da weitere Umfrageergebnisse zeigen, dass Mütter generell weniger Zeit für Schlaf, Sport und andere Freizeitaktivitäten haben, geschweige denn eine Therapie. Hinzu kommen umfangreiche Aufgaben der Kinderbetreuung und potenzielle psychosoziale Belastungen, die zur schlechteren psychischen Gesundheit beitragen können.
Breite soziale Gruppe an Müttern betroffen
In der Untersuchung zeigt sich kein Unterschied zum Bildungsgrad der betroffenen Mütter oder ein Ost-/West-Unterschied. Somit gelten die gesundheitlichen Folgen für ein sehr breites Spektrum der Mütter. „Unsere Studie bestätigt Eindrücke aus den sozialen Medien und öffentlichen Debatten, dass viele Frauen mit Erschöpfung leben, was gemeinhin als ‚Mütter-Burnout‘ bezeichnet wird“, sagt RWI-Wissenschaftler Fabian T. Dehos und Studienautor.
Maßnahmen zur Entlastung seien daher dringend notwendig. „Zur notwendigen Entlastung könnten bessere und verlässlichere Kinderbetreuung, Elternzeitregelungen mit stärkeren Anreizen für Väter, sowie ein einfacherer Zugang zu psychologischer Beratung und anderen Hilfestellungen beitragen“, erläutert Marie Paul, RWI-Research Fellow. Denn gerade in dieser kritischen Lebensphase können gesundheitliche Probleme langfristig negative Auswirkungen nach sich ziehen. Und auch das Wohlergehen des Kindes kann davon betroffen sein.
Quelle: idw
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