Natürliche Killerzellen gegen Leukämie

mg
Prof. Evelyn Ullrich
Zellanalyse: Die genetischen Veränderungen in den CAR-NK-Zellen können in einem so genannten Durchflusszytometer (FACS) überprüft werden. Prof. Evelyn Ullrich, Tobias Bexte (v.l.). © Goethe-Universität Frankfurt
Newsletter­anmeldung

Bleiben Sie auf dem Laufenden. Der MT-Dialog-Newsletter informiert Sie jede Woche kostenfrei über die wichtigsten Branchen-News, aktuelle Themen und die neusten Stellenangebote.


* Pflichtfeld

Alternative Therapien gegen Leukämie versuchen, die natürliche Kraft des Immunsystems zur Bekämpfung des Krebses zu nutzen. Doch meistens wehren sich die Tumorzellen zu effektiv gegen diese Angriffsversuche. Ein Team hat nun leukämie-spezifische Immunzellen gegen den Einfluss des Tumors weniger empfindlich gemacht.

Die momentan erhältlichen Chemotherapien gegen Leukämie haben häufig starke Nebenwirkungen und hemmen die Bildung neuer Blutzellen. Eine Alternative sind Therapiekonzepte, die die natürliche Kraft des Immunsystems zur Krebsbekämpfung nutzen wollen. Doch auch hier gibt es Probleme, da sich die Tumorzellen meist dagegen wehren und den Angriff der Immunzellen ausbremsen können. Nur zwischen 20 und 50 Prozent der Erkrankten überleben zum Beispiel die Akute Myeloische Leukämie (AML) die ersten fünf Jahre nach Diagnose, eine der Krebsformen, die zur Leukämie gehören.

T-Killerzellen oder Natürliche Killerzellen

Es gibt bisher zwei Möglichkeiten, das Immunsystem zur Krebsbekämpfung zu nutzen: mittels T-Killerzellen oder den Natürlichen Killerzellen. Eine T-Killerzelle besitzt einen Antigenrezeptor, der so geformt werden kann, dass er eine spezielle Struktur der Krebszelle erkennt. Bindet die T-Killerzelle an das Antigen der Krebszelle, kann die T-Killerzelle die Krebszelle abtöten. Um diese Antigenrezeptoren zu formen, wird das Patientenblut aufgereinigt und mithilfe gentechnischer Verfahren ein chimärer Antigenrezeptor (CAR) hinzugefügt.

Neben der CAR-T-Killerzellen kommen auch die Natürlichen Killerzellen (NK) zum Einsatz. Sie erkennen die Krebszellen nicht an Antigenen, sondern an anderen spezifischen Strukturen. Fügt man ihnen ebenfalls einen chimären Antigenrezeptor zu,  besitzen sie zwei Wege, die Krebszellen zu bekämpfen. Zudem zeigen bisherige Studien kaum Nebenwirkungen bei der Behandlung mit CAR-NK-Zellen.

Tumorzellen wehren sich

Dennoch haben die Tumorzellen auch hier eine Möglichkeit, den Angriff zu verhindern. Denn bevor die CAR-NK-Zellen eine Zelle final abtöten, wird über einen Immuncheckpoint überprüft, dass es sich nicht doch um eine körpereigene handelt. Antworten die Krebszellen hier entsprechend, bleibt eine Immunreaktion dennoch aus. Da Krebszellen im Ursprung körpereigene Zellen sind, kann dies passieren.

Bisher arbeitet man daher mit Medikamenten zusammen, die diese Immuncheckpoints abschirmen. Doch ein Team der Universitätsmedizin Frankfurt hat nun einen neuen Weg gefunden, diesen Prozess zu verändern. In Laborexperimenten ist es gelungen, den Immuncheckpoint von NK-Zellen, die sich spezifisch gegen AML-Zellen richten, auszuschalten. Sie zerschnitten dafür das entsprechende Gen mithilfe der Genschere CRISPR/Cas – der Kontrollpunkt wurde nicht mehr gebildet. 

Doppelt hält besser

Es zeigte sich, dass diese NK die Krebszellen weitaus effektiver bekämpfen konnten. „Besonders vielversprechend ist, dass unsere doppelt modifizierten NK-Zellen selbst gegen Krebszellen wirkten, deren molekulares Profil oft mit erhöhter Therapieresistenz einhergeht“, erläutert Tobias Bexte, Clinician Scientist an der Goethe-Universität. Im Mausmodell zeigte sich, dass Mäuse mit AML-Zellen deutlich länger leben, wenn sie doppelt modifizierte NK-Zellen besaßen. Klinische Studien müssen nun die Wirksamkeit im Menschen nachweisen.

Literatur:
Bexte, T., Albinger, N., Al Ajami, A. et al.: CRISPR/Cas9 editing of NKG2A improves the efficacy of primary CD33-directed chimeric antigen receptor natural killer cells. Nat Commun 15, 8439 (2024); DOI: 10.1038/s41467-024-52388-1.

Quelle: idw

Artikel teilen

Online-Angebot der MT im Dialog

Um das Online-Angebot der MT im Dialog uneingeschränkt nutzen zu können, müssen Sie sich einmalig mit Ihrer DVTA-Mitglieds- oder Abonnentennummer registrieren.

Stellen- und Rubrikenmarkt

Möchten Sie eine Anzeige in der MT im Dialog schalten?

Stellenmarkt
Industrieanzeige