Die Immuntherapie ist mittlerweile ein stabiler Pfeiler in der Krebstherapie. Körpereigene T-Zellen werden hierfür genetisch umprogrammiert, Krebs- oder Immunzellen, die Autoimmunerkrankungen auslösen, zu erkennen und zu zerstören. Die Forschenden des Medizinischen Universitätsklinikums Tübingen ist es nun gelungen, zwei Patienten mit therapieresistenten Leukämie-Erkrankungen erfolgreich zu behandeln.
Neuartige CAR-T-Zelltherapie
Die beiden Patienten hatten bereits mehrere klassische Chemotherapien, Antikörpertherapien und Stammzelltransplantationen erhalten – ohne dauerhafte Wirkung auf die Leukämie. „Eine CAR-T-Zelltherapie wird an den Patienten oder die Patientin individuell angepasst. Die körpereigenen T-Zellen werden durch eine Prozedur, die einer Blutwäsche ähnelt, innerhalb weniger Stunden entnommen“, erklärt Prof. Dr. Claudia Lengerke, Ärztliche Direktorin der Abteilung für Hämatologie, Onkologie, klinische Immunologie und Rheumatologie des Universitätsklinikums Tübingen.
Die Zellen der Patienten wurden vor Ort in besonderen Reinräumen hergestellt, wodurch sie bereits innerhalb weniger Tage zur Verfügung stehen. Eine Zusammenarbeit mit dem Biotechnologie-Unternehmen Miltenyi Biotec ermöglicht es, neuartige Zielantigene und Zellstrukturen der CAR-T-Zellen herzustellen gegenüber bereits zugelassenen CAR-T-Zellprodukten. Miltenyi Biotec liefert hierfür die Prozesse und Geräte, um die Zellen der Patienten entsprechend weiterverarbeiten und modifizieren zu können.
Zwei Ziel-Antigene
Im Fall der beiden Leukämiepatienten erhielten die CAR-T-Zellen zwei verschiedene Ziel-Antigene (CD19 und CD22), um die Krebszellen anzugreifen. Nach einer anfänglichen Chemotherapie erhielten die Patienten ihre veränderten Zellen wie bei einer Bluttransfusion zurück. Die Zellen breiten sich aus und können den Krebs bekämpfen. Mehr als ein Jahr nach Abschluss der Therapie haben die Forschenden bisher keine Tumorzellen mehr in den Patienten nachweisen können.
Wirksamkeit gegen Autoimmunerkrankungen
Auch in der Bekämpfung von Autoimmunerkrankungen zeigt sich die Immuntherapie als sehr wirksam. In Tübingen wurden bisher Patientinnen und Patienten mit Systemischer Sklerose (Sklerodermie) und Myositis behandelt sowie bei einer Patientin mit einer schweren rheumatischen Arthritis und Multipler Sklerose. „Gerade bei Patientinnen und Patienten, die unter fortgeschrittenen Erkrankungen mit verschiedenen Organeinschränkungen leiden, stehen zugelassene Therapien oft nicht zur Verfügung“, erklärt Lengerke. Die individuelle Abstimmung auf den Patienten oder die Patientin, die die CAR-T-Zelltherapie bietet, stellt somit eine, vielleicht letzte, Möglichkeit auf eine wirksame Therapie.
Da jedoch auch Nebenwirkungen aufgelöst werden können, bleiben die Patientinnen und Patienten nach Erhalt der Therapie in Betreuung spezialisierter Teams. Auch eine langfristige ambulante Nachsorge kann notwendig sein, da die Zellen langfristig im Körper verbleiben können.
Quelle: idw
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