Medizintechnik-Branche ermahnt die Politik

Standort Deutschland verliert Anschluss
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BVMed startet neue Imagekampagne
Neue Imagekampagne gestartet © BVMed
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In einem am Dienstag vorgestellten 5-Punkte-Plan fordert der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) Maßnahmen für die im Koalitionsvertrag vorgesehene Stärkung des Medizintechnik-Standorts Deutschland.

Bei der Vorstellung betonte BVMed-Vorstandsvorsitzender Dr. Meinrad Lugan zunächst die Herausforderungen, die die Branche aktuell zu meistern hat. Noch sei die Medtech-Branche ein Innovationstreiber. Es gebe hunderte von Hidden Champions unter den mittelständisch geprägten Unternehmen. Der Standort sei aber stark gefährdet. Aktuell liege das Land zwar noch auf Platz 2 hinter den USA, bei den Patentanmeldungen allerdings schon auf Platz 6 abgerutscht. Es bestehe die Gefahr, dass die Branche schnell und rapide Boden verliere. So sei die neue EU-Medizinprodukte-Verordnung (MDR) handwerklich schlecht gemacht und zu kompliziert. Forschungsprojekte würden deshalb zunehmend in Richtung UK oder den USA abwandern. Selbst die Schweiz überlege, ob sie die FDA-Genehmigungen anerkenne und nicht die MDR. Die aktuelle Entwicklung erinnere stark an die Solar- und Pharmabranche, man wiederhole die gleichen Fehler, mahnte Lugan.

Deutschland-Tempo auch für Medtech gefordert

Mit dem präsentierten 5-Punkte-Plan will die Medtech Branche nun gegensteuern und wachrütteln. Zu den Forderungen des BVMed gehören eine beauftragte Person der Bundesregierung für die industrielle Gesundheitswirtschaft, eine Stärkung der Resilienz und der Lieferketten, ein Belastungsmoratorium und Entbürokratisierungs-Offensive für die KMU-geprägte Branche, Fast-Track-Verfahren für Innovationen mit klaren Fristen sowie einfache Anerkennungsverfahren für benötigte Fachkräfte. „Wir brauchen das angekündigte neue Deutschland-Tempo auch für den Medizintechnik-Standort Deutschland“, sagten der BVMed-Vorstandsvorsitzende Lugan und BVMed-Geschäftsführer Dr. Marc-Pierre Möll bei der Vorstellung des wirtschafts-, forschungs- und gesundheitspolitischen Positionspapiers des Verbandes. Ziel müsse es sein, in dieser Legislaturperiode konkrete Maßnahmen umzusetzen.

„Den Worten müssen nun Taten folgen“

Der Koalitionsvertrag der Bundesregierung biete dafür gute Ansätze, eineinhalb Jahre später sei davon bislang aber wenig zu spüren. „Den Worten müssen nun Taten folgen“, drängt der deutsche Medizintechnik-Verband. Mit dem 5-Punkte-Plan plädiert die Branche für „ganzheitliche und strategische Ansätze“ zur Stärkung des Medizintechnik-Standorts Deutschland und für die Einbindung der Expertise der Unternehmen. „Politik muss im Dialog mit der Wirtschaft bleiben“, so Lugan und Möll.

Der 5-Punkte-Plan des BVMed sieht im Detail vor:

1. Beauftragte Person der Bundesregierung für die industrielle Gesundheitswirtschaft
Für eine gut koordinierte MedTech-Branchenstrategie „aus einem Guss“, müsse die ressortübergreifende Zusammenarbeit verbessert werden. Der BVMed fordert die Benennung einer beauftragten Person der Bundesregierung für die industrielle Gesundheitswirtschaft sowie die Stärkung der Abteilung Gesundheitswirtschaft im Bundeswirtschaftsministerium.

2. Resilienz und Lieferketten stärken
Der BVMed spricht sich für einen „systemischen und strategischen Ansatz“ aus, um die Resilienz des deutschen Gesundheitssystems und die Lieferketten zu stärken. Dazu gehören aus seiner Sicht eine bessere Einbeziehung der MedTech-Branche in die Erarbeitung von Lösungen, die Unterstützung des Aufbaus von Produktionskapazitäten in Deutschland in Produktbereichen, in denen eine strategische Unabhängigkeit erreicht werden soll, sowie die Einrichtung einer digitalen Bestandsplattform versorgungskritischer Medizinprodukte, um Transparenz in Echtzeit zu erreichen.

3. Belastungsmoratorium und Entbürokratisierungs-Offensive
Der BVMed fordert zudem eine Entbürokratisierungs-Offensive, die den deutschen Mittelstand im Blick haben soll, konsequent Überregulierungen abbaue sowie in Brüssel für standortfreundliche Regulierungen kämpfen sollte. Dazu gehöre aus seiner Sicht zum Beispiel, dass die Verantwortung für Lieferketten auf die unmittelbaren Zulieferer beschränkt bleibe. Der BVMed fordert zudem einen einheitlichen (ermäßigten) Mehrwertsteuersatz auf Medizinprodukte sowie mehr Geschwindigkeit und bessere Förderung von klinischen Studien. Wichtig seien zudem adäquate Mechanismen, die die ambulante Hilfsmittelversorgung auch im derzeitig starren Vertragskonstrukt sicherstelle.

4. Fast-Track für Innovationen mit klaren Fristen
Der BVMed setzt sich außerdem für flexiblere und schnellere Bewertungsverfahren mit klaren Fristenregelungen beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) und beim Bewertungsausschuss ein. Forschende Medizinprodukte-Unternehmen benötigten zudem einen besseren Datenzugang und ein Antragsrecht beim Forschungsdatenzentrum. Außerdem solle sich Deutschland dafür einsetzen, dass die EU-Medizinprodukte-Verordnung (MDR) strategisch weiterentwickelt werde und „mehr Berechenbarkeit und Schnelligkeit“ beim Marktzugang von Medizinprodukten biete. So spricht sich der BVMed unter anderem für Fast-Track-Verfahren für innovative Medizinprodukte aus, die den Stand der Technik erheblich verbessern oder einen bislang ungedeckten medizinischen Bedarf betreffen würde. Hier gebe es bereits etablierte Regelungen zu FDA-Programmen oder Arzneimittel-Verfahren. Auch die Guidance on significant changes müsse dringend angepasst werden. Hier erwarte der Verband, dass die Bundesregierung Druck mache.

5. Fachkräfte gewinnen
Um dringend benötigte internationale Fachkräfte für die Medizintechnik-Branche zu gewinnen, fordert der BVMed ebenfalls einfache Anerkennungsverfahren, Integrationsangebote und Internationalisierung der Verwaltungsverfahren. Außerdem sollten die Arbeitsbedingungen insbesondere in der Pflege verbessert werden, beispielsweise durch den geförderten Einsatz von digitalen Lösungen und pflegeunterstützenden Technologien.

Neue Imagekampagne gestartet

Parallel zu dem wirtschaftspolitischen Forderungspaket startet der BVMed eine neue Imagekampagne, um die Medizintechnik-Branche ins rechte Licht zu rücken. Zudem sollen damit auch die dringend benötigten Nachwuchskräfte für die Medizintechnik begeistert werden. Ein neuer Branchenfilm sowie alle Kampagneninhalte sind unter www.medtech-germany.de abrufbar.

Die Branchenkampagne enthält unter anderem folgende Elemente:
•    Ein Branchenfilm, der die Bedeutung und die Faszination von MedTech aufzeigen soll.
•    Fünf Motive, die Beispiele für Medizintechnik als Innovationstreiber, Lösungsanbieter und hohe Ingenieurskunst aufzeigen sollen.
•    Zentrale „Facts & Figures“, die die Bedeutung der Branche hervorheben sollen.
•    Geschichten von Forscherinnen und Forschern, die zeigen sollen, was und wer hinter einer Innovation steckt.
•    Verschiedene Online-Anzeigenformate in relevanten Medien.
•    Eine begleitende Social Media-Kampagne mit Mitmachaktionen für die MedTech-Branche unter dem Hashtag #MedTechGermany.

Quelle: BVMed

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