Weltweit sterben jährlich etwa 240.000 Kinder an Tuberkulose. Damit gehört die Erkrankung zu den zehn häufigsten Todesursachen bei Kindern unter fünf Jahren. Einer der Hauptgründe ist, dass besonders in ressourcenschwachen Regionen die Erkrankung oft nicht richtig und nicht rechtzeitig diagnostiziert wird. Einen wichtigen Fortschritt kann nun neues Diagnostik-Tool bringen, das ein internationales Forschungskonsortium um die LMU-Mediziner Dr. Laura Olbrich und PD Dr. Norbert Heinrich vom Tropeninstitut des LMU Klinikums im Rahmen einer groß angelegten Studie in fünf Ländern getestet hat.
Gängige Tests unzureichend
Bisher gängige Tuberkulose-Tests basieren in der Regel auf dem mikrobiellen Nachweis im Sputum, also dem Sekret der tiefen Atemwege. Diese Proben sind bei Kindern schwierig zu gewinnen, zudem ist die Kindertuberkulose oft durch eine niedrige Bakterienlast und unspezifische Symptome gekennzeichnet. „Deswegen brauchen wir unbedingt neue Tests“, sagt Olbrich.
Ergebnis in einer Stunde
Das neue Tool basiert auf der Aktivität dreier bestimmter Gene, die im Kapillarblut analysiert werden können. Mithilfe eines innovativen, halb-automatischen Systems wird eine sogenannte Transkriptionssignatur dieser Gene ermittelt. Diese Transkriptionssignatur kann helfen, die Tuberkulose zu diagnostizieren. Der Test hat den Vorteil, dass die Blutprobe einfach an der Fingerkuppe entnommen werden kann und das Ergebnis sehr schnell feststeht: „In knapp über einer Stunde ist das Ergebnis da. Bei den meisten anderen Tests muss man die Proben erst in andere Labore schicken“, sagt Olbrich.
RaPaed-TB-Tuberkulose-Studie
Getestet haben die Forschenden das neue Tool im Rahmen der von Heinrich geleiteten umfangreichen RaPaed-TB-Tuberkulose-Studie zusammen mit Kooperationspartnern in Südafrika, Mosambik, Tansania, Malawi und Indien. Insgesamt wurden 975 Kinder unter 15 Jahren in die Studie einbezogen, bei denen Verdacht auf Tuberkulose bestand. Um die Genauigkeit des Tests zu ermitteln, untersuchten die Forschenden den Tuberkulosestatus der Kinder zusätzlich mithilfe eines standardisierten Referenztests, der auf der Untersuchung von Sputum und Kultivierung der Bakterien beruht.
Vergleich mit standardisierten Referenztests
„Die Ergebnisse waren ermutigend“, sagt Olbrich. „Der Test hat im Vergleich zum kulturellen Nachweis knapp 60 Prozent der Kinder mit Tuberkulose identifiziert, mit einer 90-prozentigen Spezifität. Damit ist der neue Test vergleichbar oder besser als alle anderen Tests, die mit Biomarkern arbeiten. Die Bakterienkultur ist immer die Referenz, weil sie die stabilsten Ergebnisse bringt. Aber sie dauert bis zu acht Wochen und ist meist vor Ort nicht erhältlich.“ Da die Referenzsignatur weitgehend an Erwachsenen ermittelt wurde, gehen die Forschenden außerdem davon aus, dass die Testergebnisse weiter verbessert werden können, wenn die für den Test verwendete Signatur für Kinder angepasst wird.
Quelle: LMU
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