Es ist anzunehmen, dass bis zu 80 Prozent der Bevölkerung in Kontakt kommen mit den humanen Papillomviren (HPV). Die krebserregenden, sogenannten Risiko-HPV, werden vor allem beim Geschlechtsverkehr übertragen. Der durch HPV verursachte Gebärmutterhalskrebs ist die vierthäufigste Krebserkrankung bei Frauen. Die meisten Fälle hiervon werden in weniger entwickelten Ländern diagnostiziert. Doch auch für weitere Krebsformen der Geschlechtsorgane, wie Mund-Rachentumoren oder Analkarzinomen, sind diese Viren verantwortlich.
Impfstoff ohne Einschränkungen
Es stehen bereits Impfstoffe zur Verfügung, doch diese bringen einige Einschränkungen mit sich: eine aufwändige und teure Produktion, Temperaturempfindlichkeit und sie wirken nur gegen manche der krebserregenden HPV-Typen. Zudem zeigt kein einziger der existierenden Impfstoffe eine therapeutische Wirkung, sollte eine Infektion bereits stattgefunden haben.
All diese Einschränkungen sind die Entwicklerinnen und Entwickler beim neuen Impfstoff angegangen. Bereits in der klinischen Prüfung der Phase I des Vorläufermodells zeigte sich bereits die sichere Anwendung des Impfstoffs und schützende Wirkung gegen alle krebserregenden HPV sowie einige kutane Papillomviren. Als Basis nutzten die Forschenden Fragmente des Proteins L2 von insgesamt acht verschiedenen HPV-Typen. Da sich die Fragmente kaum unterscheiden, rufen sie eine breite Immunantwort hervor. Um diese Fragmente immunogen zu machen, nutzten die Forschenden ein Gerüstprotein eines hitzeliebenden Mikroorganismus, wodurch die Temperaturempfindlichkeit der bisherigen Impfstoffe ausbleibt.
Therapeutische Wirkung
Als letzten Schritt fügten die Forschenden noch ein Antigen hinzu, um eine zelluläre Immunantwort auszulösen. Dafür nutzten sie ein Protein, dass früh im Verlauf einer HPV-Infektion von den Viren gebildet wird und sich daher ideal als Ziel einer Immunantwort eignet. Die gewünschten Wirkungen bestätigten sich bereits im Mausmodell. Nun stehen klinische Studien an, um den Impfstoff auch am Menschen zu bestätigen und letztendlich einsetzen zu können. Die Forschenden erhoffen sich damit, die Impfraten zu steigern und auch bereits existierende Infektionen zu neutralisieren.
Quelle: idw
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