Laut Deutscher Krebsgesellschaft erkranken Frauen am In-Situ-Karzinom, der Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs, im Durchschnitt mit 34 Jahren, am invasiven Gebärmutterhalskrebs mit 55 Jahren. Insgesamt erhalten jährlich rund 4.540 Frauen die Diagnose Gebärmutterhalskrebs. Frauen zwischen 40 und 59 Jahren sind besonders oft betroffen. Daneben gibt es einen zweiten Anstieg der Häufigkeit nach dem 60. Lebensjahr. Vorstufen und Frühformen von Gebärmutterhalskrebs werden vor allem bei Frauen im Alter von 20 bis 40 Jahren festgestellt. Nach der Diagnose eines invasiven, also in das umgebende Gewebe hineinwuchernden Tumors, liegt die relative Fünf-Jahres-Überlebensrate bei 69 Prozent. Weltweit ist Gebärmutterhalskrebs die vierthäufigste bösartige Tumorerkrankung bei Frauen. Den meisten Patientinnen kann in den frühen Stadien noch eine Operation helfen. In einer fast zehn Jahre andauernden Vergleichsstudie wurde nun die Standardbehandlung bei dieser Krebserkrankung mit der an der Universitätsmedizin Leipzig praktizierten neuen Operationsmethode, der Totalen Mesometrialen Resektion (TMMR) verglichen.
Entwicklung der Totalen Mesometrialen Resektion
Bereits vor gut 20 Jahren wurde vom damaligen Direktor der Leipziger Universitätsfrauenklinik, Prof. Michael Höckel, eine neue Operationsmethode zur Behandlung von Patientinnen mit Gebärmutterhalskrebs entwickelt, die Totale Mesometriale Resektion (TMMR). Die Methode basiert auf dem ontogenetischen Krebsfeldmodell, das das örtliche Ausbreitungsmuster eines bösartigen Tumors aus der Embryonalentwicklung seines Ursprungsgewebes ableitet. Bei der Operation werden Gewebestrukturen mit hohem Risiko des Krebsbefalls entfernt, die bei der herkömmlichen Operationsmethode zurückgelassen werden. Dafür werden andere Strukturen trotz ihrer Nähe zum Tumor verschont, die für die Funktion angrenzender Organe, wie zum Beispiel der Harnblase, wichtig sind.
Verzicht auf Bestrahlung möglich
Während bei der herkömmlichen Operation in bis zur Hälfte der Fälle noch eine anschließende Bestrahlung der Patientinnen nötig ist, könne bei der TMMR darauf komplett verzichtet werden. In der aktuell publizierten Studie wurde nun erstmals die Leipziger Operationsmethode direkt mit der konventionellen Behandlungsstrategie verglichen. In einer Studie haben Prof. Dr. Bahriye Aktas, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde am Universitätsklinikum Leipzig und Prof. Dr. Henrik Falconer vom Karolinska Institut in Stockholm samt ihren Teams 1.007 Frauen mit Gebärmutterhalskrebs, die in der Zeit von 2011 bis 2020 behandelt wurden, analysiert.
Vergleich zwischen Leipzig und Schweden
Hierbei wurden mittels statistischer Verfahren die Daten aus der Universitätsmedizin Leipzig direkt mit denen aus Schweden – wo konsequent die klassische Behandlung bestehend aus OP und Bestrahlung angewandt wird – verglichen. Während 91,2 Prozent der Frauen mit frühem Gebärmutterhalskrebs, die mit TMMR therapiert wurden, nach fünf Jahren tumorfrei waren, war dies nur bei 81,8 Prozent der Frauen der Fall, die eine konventionelle Therapie erhielten. Das Risiko, an der Tumorerkrankung zu versterben, lag im untersuchten Zeitraum in der Leipziger Kohorte sogar um rund 58 Prozent niedriger.
Hoffnung auf Verbreitung der Methode
„Die Ergebnisse bestätigen, dass unser Team in Leipzig mit der Krebsfeldchirurgie auf dem richtigen Weg ist. Die nun vorliegenden Daten werden weiter zur nationalen und internationalen Verbreitung von Prinzip und Praxis der in Leipzig entwickelten Krebsoperationen beitragen und mehr Patientinnen mit Zervixkarzinom, aber auch mit anderen gynäkologischen Krebserkrankungen heilen”, erklärt die Professorin für Gynäkologie Dr. med. Bahriye Aktas.
Quelle: idw/Uni Leipzig
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