Häufung von schweren Verläufen mit Gruppe-A-Streptokokken
Schon Ende 2022 war es in Deutschland laut RKI zu einer saisonal frühen und starken Zunahme der akuten und schweren Atemwegsinfektionen (ARE und SARI) gekommen. Medizinisches Fachpersonal und Gesundheitsbehörden berichteten zu jener Zeit in Verbindung mit einer hohen Inzidenz viraler Atemwegsinfektionen über ungewöhnlich viele und schwere invasive bakterielle Infektionen, insbesondere durch Gruppe-A-Streptokokken und Pneumokokken.
Dauerengpass bleibt bestehen
Nun bestätigen uns Prof. Florian Hoffmann (Dr. von Haunersches Kinderspital Kinderklinik und Kinderpoliklinik, München) und Prof. Sebastian Brenner (Leitung Bereich Pädiatrische Intensivmedizin, Uniklinik Dresden), dass es auch derzeit eine deutliche Häufung von schweren Verläufen von Infektionen mit Gruppe-A-Streptokokken gibt. Diese führen aber zumindest in München und Dresden wohl noch nicht zu Engpässen auf den Stationen, sondern fügen sich offenbar in den schon lange bestehenden Dauerengpass ein. Das bedeutet letztlich, dass planbare Operationen verschoben werden und priorisiert werden müsse. Allerdings sei das System derzeit nicht annähernd so stark überlastet wie im vergangenen November/Dezember, heißt es von der DIVI. Damals hatte die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) eine Umfrage zur Lage in den Kinderkliniken durchgeführt. Bei der Umfrage hatten von 110 Kinderkliniken 43 Einrichtungen kein einziges Bett mehr auf der Normalstation frei. Lediglich 83 freie Betten gab es zu der Zeit generell noch auf pädiatrischen Kinderintensivstationen in ganz Deutschland – das waren 0,75 freie Betten pro Klinik, also weniger als eines pro Standort, so das Ergebnis der damaligen Ad-hoc-Umfrage der DIVI.
NRZ zeigt ebenfalls hohe Zahl
Erschwert wird die Einschätzung der derzeitigen Lage jedoch dadurch, dass Gruppe-A-Streptokokken-Infektionen (Streptococcus (S.) pyogenes) in Deutschland gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG) nicht meldepflichtig sind. Ein echter Überblick über die genaue Situation fehlt deshalb. Ein Blick auf die Daten des Nationalen Referenzzentrums für Streptokokken zeigt allerdings ebenfalls eine deutliche Steigerung zu Beginn 2023 im Vergleich zu den Vorjahren. Der Eindruck einer starken Belastung wird damit untermauert.
Quelle: DIVI, NRZ Streptokokken
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