Mehr als 80 Prozent der Fälle des durch humane Papillomviren (HPV) verursachten Gebärmutterhalskrebses werden in Entwicklungsländern diagnostiziert, vor allem in Afrika und Südamerika. Es ist die dritthäufigste Krebserkrankung bei Frauen weltweit. Das Problem bei den bisherigen Impfstoffen war, dass sie temperaturempfindlich sind, gekühlte Transporte erfordern und auch in der Produktion aufwendig und teuer sind. Außerdem wirken sie nur gegen manche der krebserregenden HPV-Typen. Das Ziel sei es nun, die Impfraten zu steigern, vor allem in Ländern mit nur geringen Ressourcen. Daher wurde das Projekt zur Finanzierung aus dem Helmholtz-Validierungsfonds ausgewählt.
Dabei unterscheidet sich der neue Impfstoff deutlich von den bisher verfügbaren Impfungen. Als Ausgangsmolekül wurde das L2-Protein des Virus verwendet, welches bei allen HPV-Typen vorhanden ist. Es löst jedoch keine schlagkräftig schützende Immunantwort aus. Deswegen koppelte es der DKFZ-Virologe Martin Müller an ein bakterielles Trägermolekül, das die Immunogenität steigert. Dieses Fusionsprodukt wird in E. coli-Bakterien produziert. Da das Trägermolekül von einem extrem hitzestabilen Archaebakterium abstammt, ist es ein hitzestabiler Impfstoff. „Deswegen können wir das Impfprotein sehr leicht bei hohen Temperaturen aufreinigen, alle anderen E. coli-Proteine gehen dabei zugrunde“, erläutert Müller.
An Mäusen konnte bereits gezeigt werden, dass der Impfstoff gegen die Infektion mit den krebserregenden HPV schützt. Zur Zulassung erforderliche toxikologische Untersuchungen laufen zurzeit. Die präklinischen Ergebnisse deuten bereits darauf hin, dass der Impfstoff gegen fast 99 Prozent der HPV-bedingten Fälle von Gebärmutterhalskrebs schützen kann. Auch ein Schutz gegen HPV-Typen, die Hauterkrankungen und Krebs des Rachenraums und Analbereichs verursachen, ist denkbar.
Für die Herstellung in pharmazeutischer Qualität und zur Prüfung in einer klinischen Phase I-Studie dient nun das Geld aus dem Helmholtz-Validierungsfonds. Daran arbeiten die DKFZ-Virologen mit Experten des Moffitt Cancer Center in Florida zusammen. Die Verträglichkeit der Vakzine muss bestätigt und geprüft werden, ob sie beim Menschen die Produktion schützender Antikörper anregen. "Wenn die klinische Prüfung des Impfstoffs erfolgreich abgeschlossen ist, müssen wir das Projekt aus den Händen geben. Für eine Forschungsinstitution wie das DKFZ ist es unmöglich, die Impfstoffentwicklung ohne ein Unternehmen als Partner weiter voranzubringen", sagt Martin Müller. Denkbar ist, dass sich eine gemeinnützige Organisation als Unterstützer für den Impfstoff findet. „Die Hauptsache für uns ist, dass die Impfung tatsächlich zur Marktreife entwickelt wird und weltweit Frauen zugutekommen kann."
Für die Projekte im Validierungsfonds der Helmholtz-Gemeinschaft stehen bis 2020 fast 30 Millionen Euro zur Verfügung. Auch andere Helmholtz-Zentren beteiligen sich an innovativen Vorhaben. Das Vakzine-Projekt erhält eine Förderung von 2,6 Millionen Euro.
Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum, 09.11.2017
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