Mit einem gemeinsamen Projekt wollen die Techniker Krankenkasse (TK), das Stuttgarter Start-up "Babybe" und acht Kliniken in Deutschland die Versorgung von Frühchen verbessern. Jedes Jahr kämen rund 8.000 Babys in Deutschland mehr als zehn Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin auf die Welt, teilte die TK mit. "Diese Babys müssen häufig viel Zeit in sogenannten Brutkästen verbringen, enger Körperkontakt mit den Eltern ist für diese Kinder nur sehr eingeschränkt möglich", erklärte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der TK, Thomas Ballast. Doch sei gerade der enge Körperkontakt für die Entwicklung der Frühchen besonders wichtig. Dabei soll jetzt die neu entwickelte bionische Hightech-Matratze des Start-ups helfen, die den Kindern auch in der künstlichen Welt des Inkubators das Gefühl gibt, sie lägen direkt auf dem Oberkörper der Eltern.
Das von den Babybe-Gründern Camilo Anabalon und Raphael Lang entwickelte System nimmt die Stimme der Mutter, ihren Herzschlag und ihre Atembewegungen auf und überträgt sie per Funk in den Brutkasten, wo die Hightech-Gelmatratze die am elterlichen Körper gemessenen Werte wieder in Töne und Bewegungen umsetzt. Zusätzlich können die bei der Mutter gemessenen Körperdaten aufgenommen und später wieder abgespielt werden.
Der Babybe-Gründer und Mechatronikingenieur Raphael Lang: "Babybe ist aus der Idee entstanden, dem frühgeborenen Baby das Gefühl zu geben, ganz nah bei der Mutter zu sein. Wir wollten aber auch die Sorgen der Eltern verringern und ihnen ein besseres Gefühl geben. Dadurch haben die Frühchen auch während der Abwesenheit der Eltern - beispielsweise während die Mutter zu medizinischen Untersuchungen muss - das Gefühl von Geborgenheit und Körperkontakt." Thomas Ballast sagte: "Babybe ist ein sehr emotionales Beispiel für die Digitalisierung. Wir sind überzeugt, dass das System das Potenzial hat, Frühgeborenen noch mehr elterliche Nähe zu ermöglichen und damit die Versorgung noch weiter zu verbessern."
Daten für eine multizentrische wissenschaftliche Studie
Im Rahmen der Kooperation sollen Geburtskliniken der Maximalversorgung (sogenannte Level-1-Kliniken) zu einem vergünstigten Preis mit dem System ausgestattet werden. Eine der ersten ist das St. Joseph Krankenhaus in Berlin-Tempelhof. Die Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Dr. Beatrix Schmidt: "Wir freuen uns, als eine der ersten Neonatologien in Deutschland die Innovation von Babybe im Stationsalltag zu erproben. Insbesondere bei Frühgeborenen und kranken Neugeborenen im Inkubator unterstützt die Matte zusätzlich den Kontakt zwischen Eltern und Kind. Das Gerät ist einfach zu handhaben und wird deshalb von unserem Personal und den Eltern gern angenommen. Für die gute körperliche und geistige Entwicklung unserer kleinen Patienten ist das Bonding sehr wichtig, daher können Eltern auf unserer Neonatologie rund um die Uhr bei ihrem Kind sein. Doch auch im Rooming-in gibt es Zeiten, in denen Mutter oder Vater nicht mit ihrem Baby kuscheln, zum Beispiel weil sie selbst etwas essen oder schlafen. Dass es nun technisch möglich ist, diese Zeiten zu überbrücken und dem Kind im Inkubator elterliche Nähe zu vermitteln, begrüßen wir sehr."
Die teilnehmenden Kliniken verpflichten sich im Rahmen der Kooperation, Daten für eine multizentrische wissenschaftliche Studie mit mehr als 200 Frühgeborenen zu liefern. Leiter der Studie sind der Direktor der Klinik für Neonatologie der Universitätsmedizin Mannheim, Prof. Dr. Thomas Schaible, und der Leiter der Neonatologie der Universitätsklinik Frankfurt a.M., Prof. Dr. Rolf Schlößer.
Für die Studie soll das Babybe-System bei jedem teilnehmenden Frühchen vier bis sechs Wochen zum Einsatz kommen. Erste noch nicht repräsentative Erhebungen haben ergeben, dass Kinder mit Babybe über einen Zeitraum von 48 Stunden eine regelmäßigere Atmung und eine höhere Gewichtszunahme haben. Die Studie soll die Wirkung der Matratze auf den Herzschlag, die Atmung und die Gewichtszunahme der Babys jetzt auch wissenschaftlich untersuchen.
Quelle: TK, 21.06,2018
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