Während der Schwangerschaft steigt der Eisenbedarf fast um das 10-fache an. Doch häufig kann die Ernährung den erhöhten Bedarf nicht decken, sodass die mütterlichen Reserven angegriffen werden müssen. Eine aktuelle Studie aus Irland gibt an, dass vier von fünf Schwangeren im dritten Trimenon einen Eisenmangel aufweisen. Bisher ging die Forschung davon aus, dass Frauen in hochentwickelten Ländern genügend Reserven haben und der Eisenmangel häufiger in ärmeren Ländern auftritt.
Zu Beginn kein Eisenmangel
Das eigentliche Ziel des Projekts war es, Risikofaktoren für die Präeklampsie zu ermitteln und damit die Früherkennung zu ermöglichen. Schwangeren Frauen in Großbritannien, Irland, den Niederlanden und Schweden wurde daher in der 15., 20. und 33. Schwangerschaftswoche Blut abgenommen. Mitarbeitende der Universität Cork untersuchten daraufhin das Blut von 641 Frauen aus Irland, die zum ersten Mal schwanger waren und einen Hämoglobinwert > 11g/dl aufwiesen. Somit lag zu Beginn keine Anämie vor.
Hämoglobinwert vs. Ferritinwert
Im Bezug auf die Eisenreserven waren diese jedoch bei vielen schon verringert. Bei 20,7 Prozent lag der Ferritinwert unter 30 µg/l, der Grenzwert für einen Eisenmangel laut den britischen Leitlinien. Laut WHO liegt der Grenzwert bei 15 µg/l, den 4,5 Prozent schon in der Frühschwangerschaft unterschritten. Nach 20 Wochen lagen bereits 43,7 Prozent der Schwangeren unter dem britischen Grenzwert, 13,7 Prozent unter dem der WHO. Im dritten Trimenon steigen die Werte noch mal drastisch an: 83,8 Prozent der Schwangeren lagen unter dem britischen Grenzwert, etwas mehr als die Hälfte (51,2 Prozent) unter dem der WHO.
Risiken des Eisenmangels
Dabei hatten 73,6 Prozent der Frauen bereits vor der Schwangerschaft oder im ersten Trimenon eisenhaltige Nahrungsergänzungsmittel zu sich genommen, die die in Europa empfohlene tägliche Eisendosis von 15 und 17 mg enthielten. Damit konnten sie das Risiko auf einen Eisenmangel um 43 Prozent senken, jedoch nicht ganz verhindern. Zudem können weitere Risikofaktoren wie Rauchen und Adipositas den Eisenmangel verstärken.
Die Folgen des Eisenmangels beinhalten ein erhöhtes Komplikationsrisiko für Mutter und Kind sowie langfristige Folgen der Gehirnentwicklung des Kindes. Dies unterstreicht die Relevanz eines Screenings, die sich bisher jedoch auf den Hämoglobinwert beschränkt. Der generelle Eisenstoffwechsel wird in der Schwangerschaft nicht regelmäßig untersucht.
Quelle: aerzteblatt.de
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