Durch die Impfung der Mutter übertragen sich die schützenden Antikörper auf das noch ungeborene Kind und bauen einen Schutz auf, der ab der Geburt wirkt. Unter dem Motto „Schutz schon vor dem ersten Atemzug“ startet die European Foundation for the Care of Newborn Infants (EFCNI) daher eine Aufklärungskampagne, um Familien und medizinische Fachkräfte über die Gefahren einer Keuchhustenerkrankung für Früh- und Neugeborene sowie Präventionsmöglichkeiten zu informieren. Die Kampagne läuft in Kooperation mit medizinischen Fachgesellschaften und wird von GlaxoSmithKline unterstützt.
Keuchhusten, auch Pertussis genannt, wird durch das Bakterium Bortadella Pertussis verursacht und durch Tröpfcheninfektion übertragen. Er überträgt sich so leicht von einer Person auf die nächste, dass fast jeder Kontakt mit einer erkrankten Person zu einer Ansteckung führt. Eine Erkrankung kann mehrere Wochen oder sogar Monate andauern und verläuft typischerweise in drei Stadien, in denen Schnupfen und Husten sich stetig verschlimmern, bevor die Symptome dann wieder abklingen. In der intensivsten Phase der Erkrankung, dem Stadium convulsivum, kommt es dann oft zum typischen, namensgebenden keuchenden Einatmen, da die Hustenanfälle so stark und belastend sind. Keuchhusten kommt ganzjährig und weltweit vor.
Bei Babys verläuft Keuchhusten meistens atypisch
Für Früh- und Neugeborene stellt Keuchhusten eine gesundheitliche Gefahr dar, da bei ihnen die Krankheit potenziell lebensbedrohlich verlaufen kann. Bei ihnen ist auch das Risiko für weitere Komplikationen deutlich höher. Außerdem kommt noch hinzu, dass bei Babys Keuchhusten in den meisten Fällen eher atypisch verläuft – statt der nicht enden wollenden Hustenanfälle mit Atemnot und manchmal auch Erbrechen sind die Keuchhustensymptome bei Säuglingen oft subtiler und deswegen auch schwieriger zu erkennen. Bei Früh- und Neugeborenen kommt es statt des Hustens oft zu Atemstillständen und Atemaussetzern, da sie noch nicht richtig husten können. Aufgrund der Schwere der Erkrankung kommt es besonders bei Säuglingen häufig zu Krankenhausaufenthalten.
Da Keuchhusten nicht immer sofort erkannt wird, sind offizielle Fallzahlen nur bedingt aussagekräftig. Das Robert Koch-Institut (RKI) geht, ähnlich wie das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) [2], daher auch von einer hohen Dunkelziffer an nichterkannten Erkrankungen aus [1]. Ein Nebeneffekt der unerkannten Fälle ist, dass Erkrankte den Erreger oft unwissentlich weiter an ihr Umfeld übertragen. Für Babys kann das schnell gravierende Folgen haben: Über zwei Drittel der an Keuchhusten erkrankten Säuglinge unter 3 Monaten erleidet schwere und komplikationsreiche Verläufe, die eine Behandlung im Krankenhaus erfordern. Für rund 1 Prozent der an Keuchhusten erkrankten Säuglinge unter 6 Monaten verläuft die Krankheit sogar tödlich [3].
Aufbau des „Nestschutzes"
Eine Impfung gegen Keuchhusten bietet Schutz gegen eine Erkrankung. Sie verringert das Risiko, überhaupt an Keuchhusten zu erkranken und beugt schweren Verläufen und Komplikationen vor. Allerdings können Neugeborene erst ab dem 3. Lebensmonat geimpft werden und da die Impfung in mehreren Schritten stattfindet, dauert es auch dann noch einige Monate, bis eine vollständige Grundimmunisierung erreicht wird. Es ist deshalb wichtig, sich bewusst zu machen, dass Früh- und Neugeborene anfangs keinen Impfschutz haben obwohl sie zur vulnerabelsten Gruppe gehören und bei ihnen das Risiko für schwere Verläufe und Komplikationen am höchsten ist.
Um sie trotzdem vor eine Keuchhustenerkrankung zu schützen, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) seit dem Frühjahr 2020 daher, dass sich Schwangere im letzten Trimester ab der 28. Schwangerschaftswoche – bei Gefahr einer Frühgeburt bereits im 2. Trimester – gegen Keuchhusten impfen lassen sollten [4, 5, 6, 7]. Dies sollte in jeder Schwangerschaft geschehen und auch unabhängig von vorangegangenen Impfungen, um den „Nestschutz“ aufzubauen. So werden bereits während der Schwangerschaft die Antikörper gegen Keuchhusten über die Nabelschnur von der Mutter auf das Kind übertragen. Wenn das Kind dann auf die Welt kommt, ist es durch den Nestschutz bereits gegen Keuchhusten geschützt, bis es aktiv durch eine eigene Impfung ab dem 3. Lebensmonat geschützt werden kann. Diese Schutzlücke zwischen Geburt und der Grundimmunisierung des Säuglings kann durch die Impfung in der Schwangerschaft geschlossen werden.
Mehr Informationen zur Kampagne erhalten Sie hier.
- RKI. „Schutzimpfung gegen Pertussis: Häufig gestellte Fragen und Antworten.“ 28.01.2021. www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/Pertussis/FAQ-Liste_Pertussis_Impfen. Zuletzt abgerufen am 09. April 2021.
- European Centre for Disease Prevention and Control. “Pertussis.” www.ecdc.europa.eu/en/pertussis. Zuletzt abgerufen am 09. April 2021.
- BZgA. „Keuchhusten-Impfung bei Kindern.“ www.impfen-info.de/impfempfehlungen/fuer-kinder-0-12-jahre/keuchhusten-pertussis.html. Zuletzt abgerufen am 09. April 2021.
- RKI. Epidemiologisches Bulletin, 34/2020, 20. August 2020. www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2020/Ausgaben/34_20.pdf. Zuletzt abgerufen am 09. April 2021.
- RKI. Epidemiologisches Bulletin, 13/2020, 26. März 2020. www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2020/Ausgaben/13_20.pdf. Zuletzt abgerufen am 09. April 2021.
- BZgA. „Keuchhusten-Impfung bei Schwangeren.“ www.impfen-info.de/impfempfehlungen/schwangere/keuchhusten-pertussis.html. Zuletzt abgerufen am 09. April 2021.
- Winter K, Cherry JD, Harriman K: Effectiveness of Prenatal Tetanus, Diphtheria, and Acellular Pertussis Vaccination on Pertussis Severity in Infants. Clin Infect Dis 2017; 64(1): 9-14.
- Amirthalingam G, Campbell H, Ribeiro S, et al.: Sustained effectiveness of the maternal pertussis immunization program in England 3 years following introduction. Clin Infect Dis 2016; 63: 236–43.
Quelle: EFCNI, 10.05.2021
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