Drei Viertel der Kinder in Deutschland leiden bei Hitze

DAK-Kinder- und Jugendreport untersucht die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit
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© GettyImages_AlesVeluscek/DAK-Gesundheit
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Drei Viertel der Kinder und Jugendlichen in Deutschland leiden bei Hitze. Häufige Beschwerden sind Schlafprobleme, Kopfschmerzen und Müdigkeit.

Für die aktuelle DAK-Sonderanalyse im Rahmen des Kinder- und Jugendreports untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 794.000 Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit versichert sind. Analysiert wurden mehr als sieben Millionen Versorgungskontakte und rund drei Millionen Temperaturdaten des Deutschen Wetterdienstes von 2017 bis 2022. Zusätzlich wurden 1.219 Eltern und deren Kinder von Forsa zum Thema Hitze befragt. „Unser aktueller Kinder- und Jugendreport leistet Pionierarbeit. Zum ersten Mal untersucht die DAK-Gesundheit umfassend die Zusammenhänge von Hitze und Kindergesundheit“, sagt DAK-Vorstandschef Andreas Storm.

Hitzeschäden: Viele Beschwerden, wenig Arztbesuche

Schlafprobleme, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Kreislaufbeschwerden: 74 Prozent der Kinder in Deutschland haben laut eigener Aussage bei Hitze gesundheitliche Probleme. Das ist das Ergebnis der repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der DAK-Gesundheit. Die Sicht der Kinder wird von ihren Eltern bestätigt. So nehmen 69 Prozent der Eltern wahr, dass ihre Kinder bei Hitze leiden – Mütter mit 76 Prozent deutlich häufiger als Väter mit 63 Prozent. Rund ein Achtel der Kinder war mit Hitzebeschwerden bei einer Ärztin oder einem Arzt. Sechs Prozent der Kinder und Eltern gaben in der Befragung an, nicht in einer Arztpraxis gewesen zu sein, obwohl es sinnvoll gewesen wäre.

Durchschnittlich gibt es in Deutschland 14 Hitzetage mit mehr als 30 Grad pro Jahr. Die DAK-Auswertung zeigt, dass an diesen Hitzetagen jährlich rund 2.600 Kinder und Jugendliche mit Hitzeschäden behandelt werden. Dabei nimmt für Kinder das Risiko für behandlungsbedürftige Hitzeschäden mit steigenden Temperaturen deutlich zu: ab 30 Grad um das Achtfache und ab 25 Grad um das Siebenfache. Im Studienzeitraum von 2018 bis 2022 waren rund 29.000 Kinder in Deutschland bereits ab 25 Grad mit Hitzeschäden in Praxen und Krankenhäusern – zum Beispiel mit Sonnenstichen, Hitzekrämpfen oder Erschöpfungssymptomen. Grundschulkinder sind am stärksten betroffen: Ihr Risiko ist sogar neunfach erhöht.

Neugeborene und Säuglinge sind besonders gefährdet

Bei Hitze besonders gefährdet sind auch Neugeborene und Säuglinge: An Hitzetagen steigt ihr Risiko, aufgrund von Atmungsstörungen behandelt zu werden, um 14 Prozent. Allergikerinnen und Allergiker leiden ebenfalls sehr: Schon ab einer Temperatur von 25 Grad ist für sie das Risiko um 56 Prozent erhöht, ins Krankenhaus zu müssen.
„Der DAK-Report bestätigt bisherige wissenschaftliche Erkenntnisse: Kinder sind in Hitzeperioden gesundheitlich besonders gefährdet. Wir brauchen einen adäquaten Hitzeschutz an allen Orten, an denen sich Kinder aufhalten können. Zentral hierfür ist das konsequente Umsetzen der Klimaschutzmaßnahmen zur raschen Begrenzung der Erderwärmung. Nur so können die zukünftig zu erwartende Zunahme von Hitzeperioden und die dadurch bedingten gesundheitlichen Gefahren für Kinder eingeschränkt werden“, sagt Dr. Maria Albers, Mitglied der Arbeitsgruppe Pädiatrie der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) und Ärztin am St. Marienhospital in Vechta. „Das bildet nicht nur die Sicht von KLUG ab. Unser Positionspapier ‚Kinder vor den Folgen der Klimakrise schützen‘ wurde von inzwischen 30 Fachgesellschaften und Organisationen unterzeichnet.“

Hitzeschutz: Kinder und Eltern fühlen sich gut informiert

Die Eltern-Kind-Befragung von Forsa zeichnet ein deutliches Bild: 78 Prozent der Kinder geben an, dass sie sich sehr gut oder gut über Hitzeschutzmaßnahmen informiert fühlen. Die Sicht der Eltern bestätigt die Selbstauskunft der Kinder: 82 Prozent der Eltern sagen, dass ihre Kinder sehr gut oder eher gut informiert sind.

„Es ist erfreulich, dass sich der überwiegende Teil der Kinder so gut über Hitzeschutzmaßnahmen informiert fühlt. Verhaltensweisen wie ausreichend trinken, kühle Orte aufsuchen, luftige Kleidung tragen und Wohnräume kühl halten, sind entscheidend, um hitzebedingte Schäden zu vermeiden“, so Dr. Michael Hubmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ).

„Nicht alle hitzebedingten Beschwerden erfordern eine ärztliche Behandlung. Doch bei gestörter Atmung, Kreislaufproblemen, Schwindel oder schweren allergischen Reaktionen ist eine medizinische Versorgung unumgänglich. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels prognostiziere ich, dass sich die Fälle von hitzebedingten Schäden in unseren Praxen häufen werden. Wenn wir dem vorbeugen wollen, muss sich etwas ändern – und zwar jetzt. Es ist notwendig, Politik, Industrie und Öffentlichkeit stärker in die Pflicht zu nehmen, sowohl den Klimaschutz zu intensivieren als auch die hitzebedingte Aufklärung an Kitas und Schulen zu fördern.“

Klimawandel: Mädchen sorgen sich mehr als Jungen

Steigende Temperaturen und Rekordsommer: Die Eltern-Kind-Befragung offenbart, dass sich 27 Prozent der Kinder große Sorgen machen, dass die Folgen des Klimawandels ihrer Gesundheit schaden könnten. Mädchen sind mit 31 Prozent besorgter als Jungen mit 24 Prozent. Bei Eltern ist die Sorge um die Zukunft ihrer Kinder etwas stärker ausgeprägt: 31 Prozent der Eltern machen sich große Sorgen, dass die Folgen des Klimawandels negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben könnten.

Gut die Hälfte der Kinder und Eltern bewertet die Klimaschutzaktivitäten in Deutschland als unzureichend. So sind 48 Prozent der Kinder der Ansicht, dass Politik, Industrie, Öffentlichkeit und Schulen noch zu wenig für den Klimaschutz tun. Bei Mädchen ist diese Sicht mit 53 Prozent verbreiteter als bei Jungen mit 43 Prozent. Die Meinung der Kinder deckt sich mit der Sichtweise der Eltern: Hier sehen 52 Prozent das Engagement für mehr Klimaschutz als zu gering an. Mütter sind mit 61 Prozent deutlich häufiger dieser Ansicht als Väter mit 43 Prozent.


Weitere Informationen und den vollständigen Report zum Download gibt es hier.

Quelle: DAK Gesundheit

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