Nach dem Studium als Diplomtechniker der Medizinwissenschaften (Fachrichtung Radiologie) erhielt Mowafak Almhamid 2011 die Zulassung zum Radiologietechniker für ganz Syrien. Seit dem Wintersemester 2016/17 studiert er parallel zu seinem Anerkennungsverfahren Biomedizinische Technologie an der Hochschule Hamm-Lippstadt. Wir haben ihn zu seinen Erfahrungen befragt.
Wie waren Ihre Erfahrungen mit dem Verfahren der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse in Deutschland? Können Sie uns Ihren Fall kurz schildern? Wo haben Sie Ihre Anerkennung beantragt?
Ende 2014 habe ich alle meine Unterlagen der Bezirksregierung Düsseldorf eingereicht. Drei Monate später habe ich die erste Benachrichtigung der Bezirksregierung erhalten, dass eine Auflistung der Stunden meiner Studienfächer benötigt wird. Diese Auflistung konnte ich jedoch leider nicht aufbringen, da meine damalige Universität in Syrien einen solchen Bescheid nicht ausgestellt hatte. Aus diesem Grund bin ich für ein persönliches Gespräch zu meinem Sachbearbeiter nach Düsseldorf gefahren. Dort habe ich erfahren, dass die Bezirksregierung zum ersten Mal ein MTRA-Anerkennungsverfahren von einem Syrer vorliegen hat. Da es laut meinem Sachbearbeiter nicht einfach sei, eine Anerkennung zu erhalten, habe ich mich zunächst dazu entschlossen, ein neues Studium (Medizintechnik) aufzunehmen.
Wo haben Sie Ihren Abschluss gemacht, beziehungsweise wo hatten Sie zuvor gearbeitet?
Meinen Abschluss habe ich in Syrien an der Tischrin Universität in Latakia absolviert. Ich habe zwei Jahre als MTRA in der Chirurgischen Privatklinik Al–Yarmuk in Daraa und als Intensivkrankenpfleger im Al Manar International Hospital in Damaskus gearbeitet. Zusätzlich habe ich meine Anerkennung als MTRA in Dubai, den Vereinigten Arabischen Emiraten, erhalten.
Wie lange dauerte Ihr Anerkennungsverfahren insgesamt und wie lautete das Ergebnis?
Ich bin seit Ende 2014 im Anerkennungsverfahren und es wurde noch nicht abgeschlossen. Für eine Anerkennung bedarf es eines Praktikums, welches ich bereits im Klinikum Lüdenscheid absolviert habe. Das Praktikum dauerte sechs Monate. Zusätzlich muss ich entweder zwei externe Fachprüfungen oder einen Anpassungslehrgang absolvieren. Da es genau zu dieser Zeit keinen Anpassungslehrgang in Deutschland zum Fachbereich MTRA gab, habe ich mich entschieden, die zwei externen Fachprüfungen zu machen. Nach circa anderthalb Jahren hat sich Tina Hartmann bei mir gemeldet und mir mitgeteilt, dass es mittlerweile einen solchen Anpassungslehrgang gibt. Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen, den Anpassungslehrgang anzutreten. Dieser Lehrgang kostet mich circa 5.000 Euro.
Wie finanzieren Sie das Anerkennungsverfahren?
Zu dieser Zeit wurde ich vom Jobcenter finanziert. Die Kosten für die Anerkennung übernimmt im Normalfall das Jobcenter, sobald die Anerkennung abgeschlossen wird. Da mein Anerkennungsverfahren noch nicht abgeschlossen ist und ich auch nicht mehr vom Jobcenter finanziert werde, muss ich für die Kosten selbst eintreten. Zum jetzigen Zeitpunkt weiß ich noch nicht, ob ich das finanzieren kann.
Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen mit der Ausgleichsmaßnahme/dem Anpassungslehrgang? Wie war Ihre Betreuung?
Ein Betreuungsangebot für diejenigen, die ihren Abschluss anerkennen lassen wollen, gibt es meines Erachtens nicht. Jedoch habe ich von Frau Hartmann viele Tipps und Ratschläge bekommen, wie und wo ich Hilfe bezüglich meiner Anerkennung erhalten kann.
Wo wollen Sie Ihre Ausgleichsmaßnahme/Ihren Anpassungslehrgang absolvieren und mit welchem Zeitbedarf rechnen Sie?
Im Klinikum Dortmund möchte ich meinen Anpassungslehrgang absolvieren. Da ich den Anpassungslehrgang parallel zu meinem Studium absolvieren will, rechne ich mit einem Zeitbedarf von einem Jahr.
Was raten Sie anderen, die sich um eine Anerkennung des ausländischen Berufsabschlusses bemühen wollen?
Geduld, Geduld, Geduld!!! Viel Verständnis. Jeder sollte ein mindestens sechsmonatiges Praktikum absolvieren, um die Strukturen und Arbeitsweisen in deutschen Krankenhäusern kennenzulernen, da es große Unterschiede bezüglich Strukturen, System und Arbeitsweise zwischen deutschen und syrischen Krankenhäusern gibt.
Lieber Herr Almhamid, herzlichen Dank für das Interview
Entnommen aus MTA Dialog 4/2018
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