Allgemeinkrankenhäuser kurz vor der Pleite? 

Blitzumfrage zum Bund-Länder-Kompromiss unter 448 Allgemeinkrankenhäuser
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Allgemeinkrankenhäuser fürchten um ihre Existenz
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69 % der Allgemeinkrankenhäuser in Deutschland sehen ihre wirtschaftliche Existenz bis zum Wirksamwerden der geplanten Krankenhausreform im Jahr 2027 ernsthaft gefährdet, wie eine Blitzumfrage zeigt.

Am 10. Juli haben sich Bund und Länder auf Eckpunkte einer großen Krankenhausreform verständigt. Wesentliche Reformziele sind insbesondere die Einführung einer Vorhaltefinanzierung und bundeseinheitlicher Leistungsgruppen und Qualitätskriterien für die Krankenhäuser sowie die Umwandlung bestehender, in der Regel kleinerer Häuser in sektorenübergreifende Versorger. Mit der Blitzumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) für die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG)  sollte eine erste Bewertung des Eckpunktepapiers aus Sicht der betroffenen Krankenhäuser erfolgen. Daneben sollten sie mögliche Auswirkungen der Reform auf ihr Haus abschätzen.  Bundesweit beteiligten sich 448 Allgemeinkrankenhäuser.

Vorhaltefinanzierung begrüßt

Die Einführung einer leistungsunabhängigen Vorhaltefinanzierung wird von der Mehrheit der Krankenhäuser grundsätzlich positiv bewertet. 69 % der Befragten bewerten sie als sehr gut oder gut. Auch die mit der Reform intendierte Konzentration von Krankenhäusern wird tendenziell befürwortet. Eine Ergänzung und Verlängerung des Krankenhausstrukturfonds zur Umsetzung der Krankenhausreform würden die meisten Häuser begrüßen.

Keine Existenzgarantie

Die Vorhaltepauschalen sind allerdings anders als behauptet keine Existenzgarantie für kleine Krankenhäuser, weder kurz- noch langfristig. Kurzfristig wirken sie überhaupt nicht und deshalb wird es auch das unkontrollierte KH Sterben geben. Das stellt DKG-Chef Dr. Gerald Gaß klar.  Langfristig könnten sie teilweise stabilisierend wirken, aber die Existenz eines Standortes sicher nicht garantieren. Bei der Mischfinanzierung aus Vorhaltepauschalen und leistungsabhängiger Vergütung stecke der Teufel aber im Detail. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sollte endlich aufhören, vom Ende des Fallpauschalensystems zu sprechen, fordert er.  Die Kliniken werden weiterhin zu 40 Prozent über leistungsabhängige Pauschalen finanziert, und auch die Vorhaltung hängt an Fallzahlkorridoren, bleibt also leistungsabhängig." Wie und ab wann die Krankenhäuser wirklich durch die Vorhaltefinanzierung in eine finanziell sichere Zukunft geleitet würden, hänge hier von der Detailgestaltung ab.

Leistungsgruppen und Qualitätskriterien

Die Einführung von bundeseinheitlichen Leistungsgruppen und Qualitätskriterien stößt bei den Krankenhäusern auf ein geteiltes Echo.  Knapp die Hälfte der Befragten bewertet sie als gut oder sehr gut. Gut die andere Hälfte benotet sie merklich schlechter. Die Möglichkeit, dass die Länder zur Sicherstellung einer bedarfsnotwendigen Versorgung von den bundeseinheitlichen Vorgaben abweichen können, wird hingegen mehrheitlich positiv bewertet. 

Fachabteilungs- und Standortschließungen 

Die Umwandlung bestehender Krankenhäuser in sektorenübergreifende Versorger trifft bei den Krankenhäusern auf breite Skepsis. Dasselbe gilt für die Idee, die sektorenübergreifenden Versorger zu wesentlichen Bestandteilen der ärztlichen und pflegerischen Aus- und Weiterbildung zu machen. In der Gesamtschau erwarten die Krankenhäuser durch die Reform eine merkliche Konzentration ihrer Leistungen oder Standorte. 44 % der Befragungsteilnehmer rechnen mit Schließungen von Fachabteilungen für ihr Haus. 27 % der Krankenhäuser gehen von Schließungen einzelner Krankenhausstandorte und 15 % von der Schließung des Krankenhauses insgesamt aus. Dem Versprechen der Krankenhausreform, zur Entökonomisierung der Versorgung und zum Bürokratieabbau beizutragen, trauen die Krankenhäuser nicht.  Für 68 % der Befragten (Entökonomisierung) bzw. 91 % (Bürokratieabbau) trifft dies nicht zu. Einen wirtschaftlichen Nutzen der Krankenhausreform für ihr eigenes Haus können die Krankenhäuser größtenteils nicht erkennen. 72 % der Krankenhäuser erwarten mittel- bis langfristig keine Verbesserung und sogar 56 % eine Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage. 

Begriff der Entökonomisierung irreführend

Der von Karl Lauterbach im Zusammenhang mit der Krankenhausreform geprägte Begriff der Entökonomisierung ist für DKG-Chef Gaß "absolut irreführend". "Selbstverständlich bleiben auch nach der Reform die ökonomischen Prinzipien bei knappen Ressourcen in Kraft. Alles andere wäre auch völlig unverantwortlich", sagte er gegenüber MT im Dialog.

Quellen: DKG, DKI

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