Die komplexen Vorgänge, die die Wiederherstellung des Gewebes nach einer Resektion ermöglichen, konnten von der medizinischen Wissenschaft bisher nicht vollständig geklärt werden. Nun hat ein Forschungsteam der MedUni Wien erstmals die zentrale Rolle von Immunzellen entdeckt, die die Bildung von Leberzellen ankurbeln. Bei ihren Untersuchungen identifizierte das Forschungsteam unter der Leitung von Rudolf Oehler und Patrick Starlinger von der Uniklinik für Allgemeinchirurgie der MedUni Wien eine bislang unerkannte Doppelfunktion der neutrophilen Granulozyten. Diese Untergruppe von weißen Blutkörperchen tritt nach der Entfernung von Lebergewebe (partielle Hepatektomie, PHx) auf den Plan und nimmt, wie sich zeigte, eine entscheidende Rolle bei der Regeneration ein, so die Wissenschaftler.
Dynamische Rolle der Neutrophilen
Bekannt war in der Forschung bereits, dass Neutrophile nach einer PHx bei der Einleitung der Leberregeneration wesentlich sind, weil sie initial bei lokalen Entzündungen auftreten. Dass sich diese Immunzellen rasch verändern und im weiteren Verlauf Faktoren bilden, die die Leber zum Wachstum benötigt, haben die MedUni Wien-Wissenschaftler/-innen nun im Rahmen ihrer Studie erkannt: „Mit der dynamischen Rolle der Neutrophilen bei der Leberregeneration wurde ein immunologischer Mechanismus entdeckt, der möglicherweise bei der Reparatur sämtlicher Gewebeschäden im Körper beteiligt ist“, verdeutlicht Rudolf Oehler ein zentrales Ergebnis der Untersuchungen.
Analysen des Bluts von 124 Patientinnen und Patienten
Zu ihren Erkenntnissen kamen die Forscher/-innen durch Analysen des Bluts von 124 Patientinnen und Patienten, die präoperativ sowie am ersten und fünften Tag nach der PHx vorgenommen wurden. „Mit der Doppelfunktion der Neutrophilen haben wir eine Antwort auf die Frage gefunden, warum sich die Leber nach einem so gravierenden Eingriff wie einer Leberresektion so schnell regenerieren kann“, ergänzt Patrick Starlinger in Hinblick auf den großen Beitrag, den das Immunsystem dabei leistet.
PHx sind oftmals nötig. Sie stellen bei verschiedenen Lebererkrankungen, vor allem aber bei Tumoren eine wesentliche und die oftmals die einzige Säule der kurativen Therapie dar. Obwohl die Entfernung von (Krebs)-Gewebe für die Patientinnen und Patienten lebensnotwendig sein kann, führt sie dennoch zunächst zu einem Gewebeschaden. Das Forschungsteam konnte zeigen, dass geschädigte Zellen sofort eine Immunantwort des Körpers auslösen, welche die Geweberegeneration fördert. Details dieser Kette an Immunreaktionen liegen der medizinischen Wissenschaft jetzt für weiterführende Forschungen unter anderem zur Verbesserung von Wundheilungsprozessen vor.
Quelle: MedUni Wien
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