DKG befürchtet beispielslose Pleitewelle bei Kliniken
„Die schon vor einigen Monaten prognostizierte Insolvenzwelle rollt jetzt an“, kommentierte Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), die Ergebnisse der Umfrage. Der Schaden für die medizinische Versorgung werde 2023 in vielen Regionen sichtbar werden. Der vom Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach angekündigte Vorrang der Medizin vor der Ökonomie bleibe ein leeres Versprechen. Auch im kommenden Jahr würden die Kosten der Krankenhäuser doppelt so schnell steigen wie die staatlich festgelegten Preise. Das strukturelle Defizit werde sich dann auf rund 15 Milliarden Euro summieren.
Fast 60 Prozent rechnen mit roten Zahlen
Laut Krankenhaus-Barometer rechnen 59 Prozent der Kliniken für 2022 mit roten Zahlen. 2021 betrug dieser Anteil noch 43 Prozent. Der Anteil der Krankenhäuser mit einem positiven Jahresergebnis wird sich der Umfrage zufolge mehr als halbieren, und zwar von 44 auf voraussichtlich 20 Prozent. 56 Prozent der Kliniken gehen für 2023 von einer weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation aus, 17 Prozent von einer Verbesserung und 27 Prozent von einer unveränderten Situation.
Schuldenstand wächst
Ungelöst sei auch nach wie vor die Investitionsfinanzierung der Krankenhäuser, beklagte Gaß. Laut Krankenhaus-Barometer lag die Investitionssumme der Häuser 2021 bei 6,8 Milliarden Euro. Aus öffentlichen Fördermitteln stammen nur 47 Prozent. Den Rest müssten die Krankenhäuser selbst aufbringen, ganz überwiegend indem sie sich dafür verschuldeten. Die Eigenmittel der Krankenhäuser reichten längst nicht mehr für Investitionen aus. Zwischen 2019 und 2021 hätten nur 15 Prozent der Krankenhäuser durchgängig ausreichend Gewinne für die erforderlichen Investitionen erzielt. „Dies führt zu einem zunehmenden Investitionsstau bei den Gebäuden und der technischen Infrastruktur der Krankenhäuser. Der Wert der Sachanlagen in den Bilanzen sinkt kontinuierlich, wogegen der Schuldenstand wächst“, unterstrich Gaß
Besorgniserregende Personalsituation
Als weiterhin besorgniserregend bezeichnete Gaß die Personalsituation in den Kliniken, vor allem in der Pflege. Zur Jahresmitte 2022 hatten laut Krankenhaus-Barometer fast 90 Prozent der Krankenhäuser Probleme, offene Pflegestellen auf den Allgemeinstationen zu besetzen. In der Intensivpflege hatten drei von vier Krankenhäusern Stellenbesetzungsprobleme. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der offenen Pflegestellen auf den Allgemeinstationen um 43 Prozent auf 20.600 gestiegen, in der Intensivpflege blieben 9.500 Vollkraftstellen unbesetzt, 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Schnitt bleiben die Pflegestellen rund ein halbes Jahr unbesetzt.
Bettensperren
2022 konnten jeweils rund zwei Drittel der Krankenhäuser aufgrund von Ausfällen und Abwanderungen von Pflegekräften ihre Betten zumindest gelegentlich nicht vollumfänglich betreiben. Das gilt ähnlich für die Allgemein- und Intensivstationen. Bei 39 % (Allgemeinstationen) bzw. 34 % (Intensivstationen) war dies sogar oft oder sehr oft der Fall. Mit steigender Krankenhausgröße nehmen entsprechende Bettensperren zu.
Repräsentative Stichprobe
Die Ergebnisse des Krankenhaus-Barometers 2022 beruhen laut DKG auf der schriftlichen Befragung einer repräsentativen Stichprobe zugelassener Allgemeinkrankenhäuser ab 100 Betten in Deutschland, die von Mitte April bis Ende Juni 2022 durchgeführt wurde. Beteiligt haben sich insgesamt 309 Krankenhäuser.
Quelle: DKG, Krankenhaus-Barometer PDF
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