„Ökonomische Auswirkungen von Post COVID sind desaströs“

BMG-Initiative zu Long COVID
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Long COVID Initiative des BMG
© arloo/stock.adobe.com
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Die nüchternen Zahlen, die sowohl Prof. Carmen Scheibenbogen als auch Prof. Bernhard Schieffer bei der Vorstellung der BMG-Initiative für bessere Versorgungsangebote und Informationen für Long COVID-Kranke präsentierten, lassen aufhorchen.

Prof. Dr. med. Carmen Scheibenbogen, Leiterin Immundefekt-Ambulanz, FÄ für Hämatologie, Onkologie und Fachimmunologin an der Charité brach die Zahlen von Long COVID-Betroffenen, die die WHO für Europa präsentiert hatte, auf Deutschland runter. Demnach dürften hierzulande 2,5 Mio. Menschen betroffen sein. Das postinfektionelle Syndrom habe es zwar schon vor Corona gegeben, inzwischen sei es aber eine neue Dimension. An der schwersten Form, ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom), hätten in Deutschland präpandemisch etwa 300.000 gelitten, 2021 seien es schon 500.000 gewesen. 25 Prozent davon seien haus- oder bettgebunden und oft ohne eine adäquate Versorgung. Versorgungsstrukturen seien aktuell quasi nicht vorhanden, kritisierte Scheibenbogen. Sie appellierte zudem an alle Ärzte, sich fortzubilden und den Betroffenen zumindest eine Grundversorgung zukommen zu lassen. Bei der Schaffung von Strukturen soll auch die G-BA helfen.

Scheibenbogen gab klar zu bedenken, dass die bisherigen Initiativen nicht reichen werden. Es brauche neben mehr Geld auch ein Engagement der Pharmaindustrie. Das Teuerste sei, nichts zu tun. Ins gleiche Horn stieß auch Prof. Dr. med. Bernhard Schieffer, Klinikdirektor am Universitätsklinikum Marburg. Er sagte: „Die ökonomischen Auswirkungen von Post COVID sind desaströs.“ Man dürfe nicht die Augen davor verschließen, was Corona den Menschen angetan habe. Bei der Forschung und Behandlung sei die Interdisziplinarität besonders wichtig.   

Und auch Gesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach musste zugeben, dass viele auch dauerhaft von Long COVID betroffen sein werden. „Die Lage ist schlechter als erhofft.“ Man gehe davon aus, dass 6 bis 15 Prozent der Infizierten an Long COVID erkranken werden. Das Problem werde noch an Bedeutung gewinnen, betonte der Gesundheitsminister vor der Presse. Lauterbach stellte auf der Bundespressekonferenz die BMG-Initiative für bessere Versorgungsangebote und Informationen für Long COVID-Kranke vor. Es bestehe aus drei Punkten. Zum einen launcht das BMG eine neue Website (www.bmg-longcovid.de) mit Hilfsangeboten, Informationen zum aktuellen Forschungsstand sowie Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um Long COVID, sowohl für Patienten, als auch Ärzte oder Arbeitgeber. Zusätzlich wird beim Bürgertelefon eine neue Servicenummer für Betroffene eingerichtet.

Zum Zweiten legt das BMG ein Versorgungsforschungsprogramm auf, mit dem insbesondere Modellprojekte gefördert und evaluiert werden sollen. Allerdings bleiben von den ursprünglich angekündigten 100 Mio. Euro nur rd. 40 Mio. Euro übrig. Das BMG steuere 21 Mio. bei, weitere 20 Mio. kämen vom Innovationsfonds beim G-BA. Sollte sich die Haushaltslage verbessern, will sich Lauterbach für die Aufstockung stark machen.

Schließlich plant das Ministerium noch einen Runden Tisch für Betroffene und Organisationen sowie nationale und internationale Expertinnen und Experten im Herbst 2023. Als Termin wurde der 12.9. festgezurrt. Die Ergebnisse sollen anschließend auch auf dem neuen Portal veröffentlicht werden.

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