Über einen europaweiten Erfolg freut sich das Westdeutsche Protonentherapiezentrum Essen (WPE) der Universitätsmedizin Essen: Das WPE hat die europaweite Ausschreibung des NHS England gewonnen und wird solange die Protonentherapie übernehmen, bis die beiden dieses Jahr in England eröffnenden neuen Protonentherapiezentren die Behandlung selbst übernehmen können.
„Die Kooperation ist sehr gut angelaufen.“
„Wir sind sehr stolz, den Zuschlag erhalten zu haben. NHS England profitiert von unserem großen Expertennetzwerk und unserer Expertise im Bereich Protonentherapie, in der wir unsere Erfahrung als größtes europäisches Strahlentherapiezentrum bei Krebserkrankungen im Kindes- und jungen Erwachsenenalter einbringen können“, freut sich Prof. Dr. Beate Timmermann, Ärztliche Leiterin des WPE und Direktorin der Klinik für Partikeltherapie am UK Essen. „Die Kooperation ist sehr gut angelaufen. Die ersten Patienten aus Großbritannien sind schon bei uns und werden behandelt“, so die Expertin für Strahlentherapie, Hirntumore und Sarkome im Kindes- und Erwachsenenalter weiter.
Bisher in den USA behandelt
Im vergangen Sommer hatte der NHS England eine europaweite Ausschreibung veröffentlicht zur Protonentherapie von britischen Kindern und jungen Erwachsenen mit ZNS-Tumoren und Sarkomen, also bösartigen Tumoren von Gehirn, Rückenmark oder Knochen- und Weichteilen. Bisher sind viele dieser englischen Kinder und Jugendlichen in den USA behandelt worden. In Großbritannien soll in diesem Jahr in Manchester das erste Protonentherapiezentrum des NHS eröffnet werden. Das WPE der Universitätsmedizin Essen setzte sich im Wettbewerb gegen die Konkurrenz aus Deutschland und anderen Ländern durch und erhielt als einziger Bewerber den Zuschlag. Das WPE ist nun offiziell Kooperationspartner des NHS England. Wichtige Vergabe-Kriterien waren die Erfahrung und die interdisziplinären Strukturen bei der komplexen Behandlung von Kindern. Hier konnte das WPE punkten: Allein 2017 wurden im WPE, als dem größten europäischen Strahlentherapiezentrum für Kinder, über 200 Patienten im Alter unter 18 Jahren behandelt. Besonders ist hierbei das Angebot des WPE, auch Behandlungen für sehr junge Kinder durchführen zu können, bei denen eine Bestrahlung aufgrund ihres jungen Alters in Sedierung erfolgen muss. Auch technisch ist das WPE bestens ausgestattet, wodurch hochkomplexe Behandlungen z.B. auch des gesamten zentralen Nervensystems („kraniospinale Achse“) mit Protonen möglich sind. Bereits 2017 kamen knapp 30 Prozent der Kinder aus dem Ausland, verteilt auf 20 Länder.
„Die gewonnene Ausschreibung ist eine ganz besondere Auszeichnung für das gesamte Team um Prof. Dr. Beate Timmermann. Das WPE konnte sich zusammen mit den anderen Experten der Universitätsmedizin Essen, insbesondere mit der Kinderklinik, der Neurologie und der Klinik für Neurochirurgie optimal präsentieren und die Ausschreibung gewinnen. Die transnationale Partnerschaft bestätigt einmal mehr den Leuchtturmcharakter des WPE, nicht nur für die Universitätsmedizin Essen und für das Land Nordrhein-Westfalen, sondern inzwischen auch europaweit“, betont Prof. Dr. Jochen A. Werner, Vorstandsvorsitzender der Universitätsmedizin Essen.
Chancen für die Vermeidung von Langzeitschäden und Zweittumoren
Die Protonentherapie ist ein innovatives radioonkologisches Verfahren. Sie ermöglicht eine besonders präzise Bestrahlung von tiefliegenden Tumoren durch Protonen. Die Schonung gesunden Gewebes um den Tumor herum ist dabei durch die hohe Präzision des Verfahrens möglich. Hierdurch ergeben sich Chancen für die Vermeidung von Langzeitschäden und Zweittumoren, was insbesondere für Kinder aber auch für Erwachsene langfristig einen entscheidenden Vorteil bietet. Aktuell liegt das Durchschnittsalter der Patienten im WPE bei knapp 16 Jahren. Im Rahmen des weiteren Aufbaus der Anlage wird auch der Anteil Erwachsener in diesem Kompetenzzentrum für Protonentherapie weiter steigen. Neben der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Therapietechnik gibt es ebenso eine umfangreiche Begleitforschung der Klinik für Partikeltherapie von Prof. Beate Timmermann mit den anderen Kliniken und Instituten der Universität Duisburg Essen.
Quelle: Universitätsklinikum Essen
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