Wie sich die Parkinson-Therapie optimieren lässt

Bessere Absprache dank „James“
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Mehr als 300.000 Menschen in Deutschland sind an Parkinson erkrankt, Tendenz steigend. Längst nicht alle Betroffene erhalten eine spezifische aktivierende Therapie, die ihnen helfen könnte. Das wollen Forschende im Projekt ParkinsonAKTIV ändern.

Die Erkrankung Morbus Parkinson ist durch den Verlust von Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet und bislang nicht heilbar. Symptome und damit einhergehende Beeinträchtigungen können aber mithilfe von Medikamenten und einer aktivierenden Therapie, einer Kombination von Physio- und Ergotherapie sowie Logopädie, gelindert werden. Eine solche spezifische Therapie erhält derzeit jedoch lediglich ein Drittel aller Parkinson-Patientinnen und -Patienten. Zwar werden einzelne Therapien verordnet, doch die unterschiedlichen Leistungserbringer sind nur unzureichend miteinander vernetzt und es fehlt oft an zielgerichteten Strategien, was die Effektivität der Behandlung mindert. Das soll sich mit ParkinsonAKTIV ändern, einem Forschungsvorhaben, das der Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) für vier Jahre mit rund 2,6 Millionen Euro fördert.

Austausch der Fachbereiche 

Deutliche Symptome einer Parkinson-Erkrankung – Zittern (Tremor) und motorische Störungen – treten meist im fortgeschrittenen Alter auf; erste Anzeichen aber können bereits viele Jahre vorher auf eine Erkrankung hindeuten. Hierzu zählen Schlafstörungen, Riechstörungen, Depressionen und Verdauungsprobleme sowie Angststörungen. Diese vielfältigen und komplexen Symptome machen einen engen Austausch der verschiedenen Fachbereiche bei der Therapie umso wichtiger.

Kommunikation verbessern

„Auf den regelmäßig stattfindenden Treffen des 2017 gegründeten Parkinsonnetzes Münsterland+ wurden zwei Kernprobleme identifiziert: mangelnder AustMusch zwischen den behandelnden Fachdisziplinen sowie der Mangel an zielgerichteten und symptomspezifischen Therapien“, berichtet Prof. Dr. Tobias Warnecke von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Projektleiter bei ParkinsonAKTIV. „Es entstand die Idee, ein Projekt ins Leben zu rufen, das sich auf die Lösung dieser Kernprobleme fokussiert.“ Die Idee:  war es, eine Plattform namens JamesAKTIV zu entwickeln, über die die behandelnden Neurologinnen und Neurologen mit den Therapeutinnen und Therapeuten kommunizieren können.

Digitale Quickcard plus Telekonsil

Über die Plattform füllen Neurologinnen und Neurologen bei jeder Verordnung von aktivierenden Therapien zusätzlich eine digitale Quickcard aus und geben dort etwa bei der Verordnung einer Physiotherapie an, welche Symptome im jeweiligen Fall aktuell besonders behandlungsbedürftig sind. Über „James“ gelangen diese Informationen zu den behandelnden Physiotherapeuten oder Physiotherapeutinnen, die vor Beginn der Behandlung ebenfalls eine Einschätzung zum Behandlungsbedarf abgeben. Bestehen unterschiedliche Auffassungen, kann ein Telekonsil zur Abklärung der Symptome helfen. Wird auch dabei kein Konsens erzielt, werden die Betroffenen an ein Assessment-Center weitergeleitet, das an die am Projekt beteiligten Kliniken angeschlossen ist, in dem verschiedene klinische Fachdisziplinen eine unabhängige Einschätzung treffen. So soll für die Betroffenen eine gut abgestimmte und an ihren Symptomen orientierte Versorgung gewährleistet werden.

Begleitstudie bis Mai 2024

In einer begleitenden Studie werden 185 Betroffene aus der Region Münsterland und dem Kreis Osnabrück mit Hilfe der Quickcards über die Kommunikationsplattform jeweils für ein Jahr behandelt. Die Betroffenen werden vor Beginn der Studie und jeweils nach drei, sechs, neun und zwölf Monaten zu ihrer Lebensqualität, zu den in Anspruch genommenen gesundheitlichen Versorgungsleistungen, zu aktuellen Beeinträchtigungen sowie zur Ausprägung der Parkinson-Symptome befragt. Betroffene aus anderen Regionen Deutschlands, die nicht mit Hilfe der Quickcards behandelt werden, nehmen ebenfalls an der Befragung teil. Auf diese Weise soll der Effekt der Plattform untersucht werden. Die Studie läuft noch bis Mai 2024.

Transfer in die Regelversorgung?

Schon jetzt ist die Resonanz auf das Projekt im Raum Münsterland und Osnabrück durchweg positiv. Zusätzlich zu den 185 Patientinnen und Patienten sind knapp 200 Versorgende aus der Region und vor allem aus dem ambulanten Bereich in das Projekt eingebunden. Durch ihr Feedback konnte die Plattform kontinuierlich verbessert werden. Nach Abschluss der Studie werden die wissenschaftlichen Ergebnisse zusammengetragen und analysiert, ob sich die Versorgung dank „James“ verbessert. „Grundsätzlich streben wir einen Transfer unseres Modells in die Regelversorgung an“, erklärt Prof. Dr. Tobias Warnecke, „damit möglichst alle Parkinson-Betroffenen in Deutschland mithilfe der Quickcards von einer besser abgestimmten und symptomorientierten Therapie profitieren können.“

Quelle: G-BA

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