In der Europäischen Region, die lange als führend bei der medizinischen Versorgung gegolten habe, gingen wichtige Indikatoren zurück, heißt es im alle drei Jahre erscheinenden Europäischen Gesundheitsbericht, der am 25. Februar in Kopenhagen veröffentlicht wurde.
Während die Europäische Region insgesamt eine der niedrigsten Raten vermeidbarer Todesfälle bei Kindern weltweit aufweist, ist der Unterschied zwischen den Ländern enorm und reicht von 1,5 Todesfällen pro 1.000 Lebendgeburten bis zu 40,4 Todesfällen. Diese Lücke zu schließen, bleibt eine Herausforderung, so die WHO.
Die Gesundheit von Kindern schützen
Im Jahr 2022 starben in allen 53 Mitgliedstaaten der Europäische Regionen 75.647 Kinder vor ihrem fünften Geburtstag. Außerdem hat, so die Auswertung, jeder fünfte Jugendliche mit einer psychischen Erkrankung zu kämpfen. Suizid ist die häufigste Todesursache bei 15- bis 29-Jährigen. 15 Prozent der Jugendlichen geben an, in letzter Zeit Cybermobbing erlebt zu haben. Jeder zehnte Jugendliche im Alter von 13 bis 15 konsumiert Tabakprodukte einschließlich E-Zigaretten. Fast jedes dritte Kind im schulpflichtigen Alter ist übergewichtig, eines von acht ist adipös.
Die Vermarktung von Produkten mit hohem Salz-, Fett- und Zuckergehalt wirke sich negativ auf das Konsumverhalten von Kindern und Jugendlichen aus und trage zu langfristigen Gesundheitsproblemen bei. Dennoch lassen dem Bericht zufolge die meisten Länder solche schädlichen Marketingpraktiken immer noch zu.
„In unserer vernetzten Onlinewelt fühlen sich unsere jungen Menschen ironischerweise einsamer als je zuvor, und viele haben mit ihrem Gewicht und ihrem Selbstvertrauen zu kämpfen, was bei Erwachsenen zu einer schlechten Gesundheit führt", sagte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa. „Aus diesem Grund werden das WHO-Regionalbüro für Europa und das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) noch in diesem Jahr allen 53 Mitgliedstaaten der Europäischen Region der WHO eine wegweisende neue Strategie für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zur Umsetzung vorlegen."
Vermeidbare Todesfälle durch nichtübertragbare Krankheiten
Mindestens zehn Mitgliedstaaten haben das Ziel der WHO erreicht, die vorzeitige Sterblichkeit aufgrund der vier wichtigsten nichtübertragbaren Krankheiten um 25 Prozent zu senken. In der Europäischen Region stirbt jedoch immer noch jeder Sechste vor Vollendung des 70. Lebensjahres an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes oder chronischen Atemwegserkrankungen.
Die Region müsse sich mit den Ursachen auseinandersetzen, fordert die WHO:
- Die Europäische Region hat mit durchschnittlich 8,8 Litern reinem Alkohol pro Erwachsenen und Jahr den weltweit höchsten Alkoholkonsum.
- Der Tabakkonsum bei Erwachsenen ist mit 25,3 Prozent ebenfalls zu hoch.
„Die gesamte Region muss sich mit den Ursachen chronischer Krankheiten auseinandersetzen, vom Tabak- und Alkoholkonsum über den schlechten Zugang zu gesunden und nahrhaften Lebensmitteln bis hin zur Luftverschmutzung und mangelnder körperlicher Bewegung. Die Klimakrise verschlimmert die Lage nur noch, indem sie die Krankheitslast im gesamten Spektrum, insbesondere bei chronischen Krankheiten, erhöht", so Kluge.
Die Zahl der Impfquoten stagniert
Suboptimale Impfquoten in den letzten Jahren hätten außerdem in einem Umfeld zunehmender Impfgegner, das durch Desinformation angeheizt werde, zu einem Wiederaufleben vermeidbarer Krankheiten geführt. Im Jahr 2023 gab es in 41 Mitgliedstaaten der Europäischen Region 58.000 Masernfälle, was einem Anstieg um das 30-fache gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Unterdessen müssten die Erfolge bei der Bekämpfung der Tuberkulose (TB) in der Europäischen Region gefeiert werden, da die Inzidenz von Tuberkulose zwischen 2015 und 2022 um 25 Prozent und die Zahl der TB-Todesfälle um 32 Prozent zurückgegangen ist. Darüber hinaus leben in der Europäischen Region rund 3 Millionen Menschen mit HIV. Nur fünf der 53 Mitgliedstaaten in der Region erreichen das Ziel, dass 90 Prozent der HIV-positiven Fälle in Behandlung sind.
Alzheimer und andere Demenzerkrankungen
Demenz ist eine der Hauptursachen für Abhängigkeit und Behinderung bei älteren Menschen. In den letzten Jahrzehnten ist der Anteil der Todesfälle, die durch Alzheimer und andere Demenzerkrankungen verursacht werden, stark gestiegen. Im Jahr 2019 waren mehr als 14 Millionen Menschen in der Region von Demenz betroffen, und es wird erwartet, dass sich die Prävalenz bis 2030 verdoppeln wird.
Quelle: WHO
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