Die mentale Gesundheit ist eine wesentliche Voraussetzung für Lebensqualität, Leistungsfähigkeit und soziale Teilhabe. Psychische Beeinträchtigungen sind weit verbreitet und reichen von leichten Einschränkungen des seelischen Wohlbefindens wie Winterblues bis hin zu schweren psychischen Störungen. Die individuellen und gesellschaftlichen Folgen für die mentale wie körperliche Gesundheit und das Gesundheitsverhalten sind dabei enorm.
Laut einer aktuellen Befragung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK sind die häufigsten Ursachen für psychische Probleme sowohl Konflikte im privaten Umfeld als auch schwere Erkrankungen in der Familie oder finanzielle Probleme. Dabei leiden Frauen (33,3 Prozent) häufiger als Männer (20 Prozent) an mentalen Problemen. Angststörungen sind dabei die am häufigsten diagnostizierte psychische Erkrankung in Deutschland. Unipolare Depressionen, bei der die Betroffenen eine deutlich gedrückte Stimmung, Desinteresse und Antriebsschwäche zeigen, sowie Störungen verursacht durch Alkohol- und Medikamentenkonsum sind der zweit- und dritthäufigste Befund.
Auch leiden viele der Betroffenen häufig nicht nur an einer psychischen Erkrankung, sondern an einer Kombination aus mehreren Krankheitsbildern. Etwa die Hälfte der betroffenen Frauen (49,8 Prozent) und deutlich mehr als ein Drittel der Männer (36 Prozent) in Deutschland weisen oftmals zum Beispiel Angst- und affektive Störungen, wie Depression auf. Alarmierend hierbei: Weniger als die Hälfte aller Betroffenen befindet sich derzeit in Behandlung.
Die Stigmatisierung in der Gesellschaft ist stark verankert
Die Krankschreibungen aufgrund psychischer Diagnosen steigen in Deutschland seit 10 Jahren immer weiter an und sind der häufigste Grund für eine Behandlung im Krankenhaus - noch vor Herzinfarkt, Schlaganfall oder Rückenschmerzen. Laut AOK hat die Zahl der Atteste bei mentalen Erkrankungen um knapp 50 Prozent und die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage um gut 70 Prozent zugenommen.
Im Durchschnitt beträgt der jährliche Arbeitsausfall nach Angaben der BKK rund 39 Tage. Bei anderen Erkrankungen sind es im Schnitt nur 13,3 Tage. Während psychische Erkrankungen vor 20 Jahren noch nahezu kaum Beachtung fanden, sind sie heute die dritthäufigste Diagnosegruppe bei Krankschreibung beziehungsweise Arbeitsunfähigkeit.
Dennoch ist die Stigmatisierung in der Gesellschaft stark verankert: Zwar fühlen sich mehr als die Hälfte der Betroffenen wegen einer Lebenskrise in der Leistungsfähigkeit eingeschränkt, jedoch geht jeder Zweite dennoch zur Arbeit. "Wichtig ist es vor allem, in Wirtschaft und Gesellschaft Aufklärung über psychische Erkrankungen zu betreiben, um Betroffenen so die Angst vor Stigmatisierung zu nehmen. Oberstes Ziel des Deutschen Gesundheitssystems muss auch weiterhin die Hilfe und Behandlung der Erkrankten sein. Es ist nach wie vor erschreckend schwierig, in angemessener Zeit eine Psychotherapie zu bekommen", so Dr. Anabel Ternès, Geschäftsführerin der digitalen Service-Plattform Psychologio.
Quelle: Psychologio, 23.11.2017
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