270.000 Menschen pro Jahr erleiden in Deutschland einen Schlaganfall. Über die körperlichen Folgen ist vieles bekannt. Selten jedoch wird über die seelischen Schäden gesprochen. Dabei wäre auch das wichtig, denn häufig gefährden sie die Erfolge der Rehabilitation. Darauf weist die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe anlässlich des Welt-Schlaganfalltags am 29. Oktober hin.
Die Fachwelt bezeichnet sie als Post Stroke Depression (PSD), die Depression nach Schlaganfall. Wissenschaftler gehen davon aus, dass sie mindestens ein Drittel aller Schlaganfall-Patienten trifft. Studien belegen, dass Frauen anfälliger für eine PSD sind. Wer nicht gut in die Familie oder in ein soziales Netzwerk eingebettet ist, ist stärker gefährdet. Und depressive Vorerkrankungen stellen ebenfalls ein größeres Risiko dar.
Die neurologische Rehabilitation ist für viele, insbesondere schwerer betroffene Patienten harte Arbeit. Ein gelähmtes Bein zum Gehen oder eine spastische Hand zum Greifen zu bringen, erfordert sehr viel Training und Geduld. Die Depression aber raubt Betroffenen ihren Antrieb und führt dazu, dass sie Therapien nicht mehr wahrnehmen.
Professionelle Hilfe erforderlich
Die Beobachtungen vieler Ärzte und Therapeuten sind wissenschaftlich belegt. In der FLAME-Studie wurde Schlaganfall-Patienten in einem frühen Stadium ein Antidepressivum verabreicht. Im Vergleich zu anderen Patienten hatte diese Gruppe am Ende nicht nur seltener eine Depression, die Betroffenen hatten sich auch körperlich besser erholt und mehr motorische Fähigkeiten wiedererlangt.
Häufig wird eine beginnende Depression bereits in der Rehabilitationsklinik erkannt, doch viele Patienten erhalten gar keine stationäre Reha. Und „auch nach der Entlassung aus der Rehabilitation kann sicher eine kritische Phase folgen“, weiß der Neurologe Dr. Hans-Peter Neunzig, Ärztlicher Direktor der Waldklinik Jesteburg bei Hamburg. Neunzig empfiehlt allen Schlaganfall-Patienten mit Symptomen einer Depression dringend, sich in neurologische Behandlung zu begeben. „Fehlt diese Einsicht oder der Antrieb, sollten Angehörige unbedingt darauf drängen“, so Neunzig. Die Behandlungsmöglichkeiten einer PSD sind heute gut. In den meisten Fällen kommt eine Kombination aus medikamentöser und neuropsychologischer Therapie/Psychotherapie zum Einsatz. „Doch ohne diese professionelle Hilfe wird es sicher nicht gehen“, weiß Experte Neunzig.
Quelle: Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, 23.10.2017
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