Wer an chronischen Darmentzündungen leidet hat auch ein erhöhtes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Wie die beiden Krankheiten in Verbindung stehen, ist bis jetzt noch nicht bekannt. Mehr zu diesem Zusammenhang zu erfahren war das Ziel des Exzellenzclusters „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI) und der Forschergruppe „miTarget“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in ihrer gemeinsamen Studie.
Rolle des Proteins HKDC1
Menschen mit chronischen Darmentzündungen besitzen vermehrt das Protein HKDC1 der Familie der Hexokinasen. Mit vier weiteren Enzymen spielt es vor allem für den Stoffwechsel von Kohlenhydraten eine wichtige Rolle. Schon für andere Krebsarten konnte eine Verbindung zu HKDC1 hergestellt werden, zum Darmkrebs fehlten jedoch bisher die Zusammenhänge. Die Forschungsgruppe untersuchte daher, was HKDC1 im Darm macht, da es dort vermehrt vorkommt und bei Menschen mit chronischen Darmentzündungen hochreguliert ist.
In verschiedenen Experimenten untersuchte die Forschungsgruppe daher, welche Auswirkungen es hat, wenn man in Darmkrebszellen das zuständige Gen für die Produktion von HKDC1 entfernt. Die Untersuchungen fanden sowohl in Zellkulturen, Organoiden und im Mausmodell statt. „Wir konnten unter anderem beobachten, dass sich die Krebszellen ohne HKDC1 nicht mehr ungehindert teilen, sie anfälliger werden für Signale von außen, die zu ihrem Absterben führen und als Folge sich die Tumoren entweder gar nicht oder nur stark reduziert ausbilden“, berichtet die zweite Erstautorin, Doktorandin Saskia Weber-Stiehl.
Weitere Forschung zum Mikrobiom
Ob sich diese Erkenntnisse auch auf den Menschen übertragen lassen, muss die weitere Forschung zeigen. Die erhöhte Produktion von HKDC1 bei Menschen mit chronischen Darmentzündungen kann jedoch eine Erklärung dafür sein, wieso diese Menschen häufiger an Darmkrebs erkranken als andere. Auch für eine mögliche Therapie sind diese Ergebnisse wertvoll. Durch die Blockade des Proteins könnten sowohl Darmkrebs als auch Darmentzündungen gehemmt werden.
Gegenstand der aktuellen Forschung ist die Rolle des Mikrobioms. Denn die Forschenden konnten bereits für andere Mitglieder der Familie der Hexokinasen zeigen, dass sie durch das Mikrobiom gesteuert werden und auch manche Krebsarten sind vom Mikrobiom abhängig. Ob das Mikrobiom auch HKDC1 steuert, wird nun untersucht. Dann könnte durch einen Eingriff ins Mikrobiom auch das Tumorwachstum beeinflusst werden.
Quelle: idw
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