Es ist eine Premiere in Unterfranken. In der Kinderklinik des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) gibt es jetzt eine eigene Frauenmilchbank. Dort können Frauen ihre Muttermilch spenden, die dann nach strengen Vorgaben für die Versorgung von Frühgeborenen genutzt wird, deren Mütter nicht sofort stillen können. Es ist die erste Frauenmilchbank in der Region. „Gerade für Frühgeborene ist Muttermilch von unschätzbarem Wert. Sie stärkt u.a. die Immunabwehr, die Organreifung und die Entwicklung des Gehirns. Bei Frühgeborenen sollte möglichst frühzeitig mit der Muttermilchernährung begonnen werden. Es kommt jedoch häufig vor, dass Mütter in der besonderen Situation nach einer Frühgeburt nicht unmittelbar ausreichend Milch haben. Natürlich können wir dann auf spezielle künstliche Nahrungen zurückgreifen, aber Muttermilch ist die erste Wahl. Daher freue ich mich sehr, dass wir unsere Erfahrungen am UKW interdisziplinär nutzen und unser Versorgungsangebot weiter ausbauen können“, erklärt Prof. Dr. Christoph Härtel, Direktor der Kinderklinik am UKW. Inzwischen gibt es sogar eine S2k-Leitlinie zum Einsatz und Behandlung von humaner Milch in Einrichtungen des Gesundheitswesens.
Positiver Effekt auf Langzeitgesundheit von Mutter und Kind
Am UKW werden über 2.000 Neugeborene jährlich versorgt, davon bis zu 400 frühgeborene Kinder, darunter 70 bis 90 sehr kleine Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht von weniger als 1.500 Gramm. Die Kinder werden am UKW von einem hochspezialisierten Team betreut. Aufgrund dieser Erfahrung und der entsprechenden Ausstattung ist die Kinderklinik auch als entsprechendes Zentrum der höchsten Versorgungsstufe rund um die Geburt zertifiziert („Perinatalzentrum Level 1“). Das Einzugsgebiet geht weit über Unterfranken hinaus bis in die benachbarten Bundesländer. Eigene wissenschaftliche Untersuchungen der UKW-Kinderklinik im Rahmen von deutschlandweiten Netzwerkstudien haben wiederholt gezeigt, dass die ausschließliche Ernährung mit humaner Milch zu einer Verringerung des Risikos für Infektionen und Entzündungen bei Frühgeborenen beiträgt und sich zudem längerfristiges Stillen nach Entlassung positiv auf die Langzeitgesundheit von Mutter und Kind auswirkt.
Besonders strenge Qualitätsvorgaben
Die gespendete Muttermilch werde direkt in der Kinderklinik im Raum der Säuglingsernährung untersucht, pasteurisiert und tiefgefroren, bevor sie genutzt wird. „So bieten wir die höchstmögliche Sicherheit. Dabei gelten besonders strenge Qualitätsvorgaben, ähnlich wie bei einer Blutspende“, erklärt Sylvia Königer, Leiterin der Säuglingsernährung. Alle erforderlichen Vorgaben und Schritte seien dabei von dem Team aus Ärztinnen, Pflegekräften und Stillberaterinnen vor dem Start sorgfältig ausgearbeitet worden und exakt dokumentiert. Die Frauenmilchbank ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Kinderklinik und der Frauenklinik des UKW. „Es ist ganz normal, dass es gerade bei einer Frühgeburt einige Tage dauern kann, bis eine Mutter Milch gewinnen kann. Wir begleiten und unterstützen die Mütter dabei intensiv“, betont Natalie Seeberger, Stillberaterin am UKW. Zudem gebe es auch seltene Situationen, in denen Mütter gar keine Milch geben können, etwa aufgrund einer schweren Erkrankung.
Bereitschaft der Mütter ist groß
Derzeit können nur Mütter Milch spenden, deren Neugeborene am UKW stationär versorgt werden, so kann die direkt in der Klinik gespendete Milch am UKW aufbereitet und genutzt werden. Die gespendeten Milchproben werden in der Kinderklinik gesammelt. „Die Bereitschaft der Mütter ist groß, auch anderen Kindern helfen zu können. Das freut uns natürlich sehr und stärkt das Gemeinschaftsgefühl der Familien“, so Prof. Härtel. Wichtig sei zudem, dass das UKW den Aufbau und den Betrieb der Frauenmilchbank aus eigenen Mitteln und Spenden finanziere. Eine große Hilfe leiste auch hier der Verein „KIWI“ (Interessengemeinschaft zur Förderung der Kinder der Würzburger Intensivstation e.V.), der u.a. die Anschaffung des Pasteurisiergerätes und eines Gefrierschrankes mit rund 20.000 Euro unterstützte. Auch finanzielle Einzelspenden an KIWI seien möglich, die zum Betrieb der Frauenmilchbank genutzt werden könnten. „Eine Mutter hatte z.B. an ihrem eigenen Geburtstag um Spenden gebeten, nachdem sie und ihr Kind hier am UKW versorgt wurden. Das ist natürlich auch eine tolle Anerkennung für das gesamte Team“, so Härtel.
Quelle: idw/UKW
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