Tuberkulose: Besserer Medikamentenzugang gefordert

WHO-Konferenz in Berlin
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Vertreter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Experten-Delegationen aus rund 25 Ländern Europas kommen in Berlin zusammen, um über einen besseren Medikamentenzugang bei Tuberkulose in der Europa-Region zu beraten.

„Wir werden uns dafür einsetzen, dass notwendige Medikamente zukünftig schneller und flächendeckend zur Verfügung stehen“, erklärt Prof. Torsten Bauer, Past-Präsident und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). Er gehört zusammen mit Dr. Ralf Otto-Knapp vom Deutschen Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose (DZK) zur deutschen Delegation bei diesem WHO-Treffen. „Die multiresistente Tuberkulose ist kein nationales Problem, deshalb brauchen wir jetzt europäische Lösungen“, fordert Otto-Knapp. „Wir sollten nicht ohne einen klaren Fahrplan auseinandergehen!“

Derzeit seien auch in Deutschland nicht alle Medikamente zur Behandlung einer multiresistenten Tuberkulose uneingeschränkt und schnell erhältlich, beklagen die beiden Experten. Dabei muss es bei der Behandlung schnell gehen: Eine zu spät begonnene Tuberkulosetherapie könne im schlimmsten Fall zum Tode führen. Auch die Weiterverbreitung wird durch eine schnelle und effektive Behandlung verhindert.

Eine multiresistente Tuberkulose wird durch Erreger ausgelöst, die gegen zwei oder mehr Arzneimittel zur Tuberkulosebehandlung resistent sind. Abhängig von der Komplexität dieser bakteriellen Lungenerkrankung kann eine Tuberkulosetherapie mehr als 20 Monate dauern. „Seit Kurzem wird eine neue Medikamentenkombination empfohlen, die es ermöglicht, resistente Tuberkulose in sechs Monaten zu behandeln – und das mit weniger Nebenwirkungen“, sagt Otto-Knapp. Die Krankenkassen würden hier aber noch nicht gesichert die Finanzierung der Therapie übernehmen. „Auch das muss sich jetzt dringend klären“, sind sich Bauer und Otto-Knapp einig.  

Die Problematik von Co-Infektionen

Tuberkulose gilt als die bakterielle Infektionskrankheit mit der höchsten Zahl an Todesopfern weltweit. In Deutschland ist die Tuberkulose in den vergangenen Jahrzehnten seltener geworden. Betroffen sind im Jahresschnitt fünf von 100.000 Einwohnern. Multiresistente Tuberkulose macht dabei mit aktuell circa 200 Fällen im Jahr einen relativ kleinen, aber schwieriger zu behandelnden Anteil aus. „Aber selbstverständlich müssen und sollten wir diese wenigen Patientinnen und Patienten bestmöglich behandeln“, drängt DGP-Vize Bauer auf Lösungen.

Oft komme die Problematik von Co-Infektionen wie HIV oder Hepatitis dazu, die eine Tuberkulosebehandlung erheblich erschweren. „In Deutschland existieren in spezialisierten Zentren die notwendigen Behandlungsstrukturen, auch für das komplexe Management von resistenter Tuberkulose mit Co-Infektionen“, sagt Torsten Bauer, der in Personalunion auch Generalsekretär des Deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose (DZK) ist. „Aber auch diese Zentren benötigen eine gesicherte Finanzierung und einen verzögerungsfreien Zugang zu allen notwendigen Medikamenten.“
 

Weitere Informationen
Die „Early view“-Version der Leitlinienempfehlung für die neue, verkürzte und besser verträgliche Medikamentenkombination BPaLM – diese umfasst die Antibiotika Bedaquiline, Pretomanid, Linezolid und Moxifloxacin – für Deutschland, Österreich und die Schweiz ist soeben erschienen. Die Publikation stellt die Bedingungen dar, die erfüllt sein müssen, um diese wichtige neue Therapieoption für multiresistente Tuberkulose anwenden zu können. Gleichzeitig werden die in Deutschland bestehenden Hürden diskutiert, die den Zugang zu BPaLM erschweren. Hier gelangen Sie direkt zur Publikation.

Quelle: DGP
 

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