Lediglich 17 Prozent geben an, immer zuhause zu bleiben, wenn sie krank sind. Oft wird sogar zu Medikamenten gegriffen, um arbeiten zu können. Bei den Führungskräften tut das mehr als jeder Fünfte häufig (21 Prozent), bei den Beschäftigten ohne Führungsverantwortung sind es immer noch 16 Prozent. Arbeit im Homeoffice verstärkt das Problem noch: 46 Prozent geben an, dass es im Homeoffice häufiger vorkommt, dass sie arbeiten, obwohl sie sich krank fühlen. Zwölf Prozent arbeiten dort häufig oder sehr häufig, obwohl sie krankgeschrieben sind, und 30 Prozent greifen im Homeoffice sogar häufig oder sehr häufig zu Medikamenten, um arbeiten zu können.
Krank arbeiten: TOP 20 der Gründe
Gefragt, warum sie krank arbeiten, werden fünf Gründe von den Beschäftigten besonders oft genannt: fehlende Vertretung, die Krankheit sei nicht ansteckend, man wolle den Kolleginnen und Kollegen nicht zur Last fallen, dringende Arbeiten oder Termine - aber auch der Spaß an der Arbeit.
- Es gab keine Vertretung für mich.
- Ich konnte arbeiten, weil meine Krankheit nicht ansteckend war.
- Ich wollte meinen Kollegen/Kolleginnen nicht zur Last fallen.
- Es gab dringende Arbeiten und Termine.
- Weil ich gerne zur Arbeit gehe.
- Ich hatte das Gefühl, gesund genug zum Arbeiten zu sein.
- Die Arbeit hätte sich aufgehäuft.
- Ich möchte selbst entscheiden, wann ich arbeite und wann nicht.
- Ich möchte Vereinbarungen (wie Termine und Meetings) einhalten.
- Ich möchte ein schlechtes Gewissen und Schuldgefühle vermeiden.
- Weil ich das Gefühl habe, dass es erwartet wird.
- Ich möchte mir keine Krankschreibung besorgen.
- Ich möchte mein Ansehen in der Organisation nicht gefährden.
- Ich hatte Angst vor beruflichen Nachteilen, wenn ich fehle.
- Meine Führungskraft geht auch krank zur Arbeit.
- Alle meine Kollegen/Kolleginnen gehen auch krank zur Arbeit.
- Ich hoffe, von meinen Kollegen/Kolleginnen dafür anerkannt zu werden.
- Ich brauchte Ablenkung von meiner Krankheit.
- Ich bekomme Druck von meiner direkten Führungskraft.
- Weil ich an Fehltagen weniger/keine Bezahlung erhalte beziehungsweise finanzielle Nachteile habe*
Frauen besonders betroffen
Bestimmte Personengruppen sind stärker betroffen als andere: Frauen mehr als Männer, Führungskräfte mehr als Beschäftigte ohne Personalverantwortung und jüngere mehr als ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. So gaben beispielsweise 30 Prozent der unter 29-Jährigen an, häufig oder sehr häufig trotz Krankheit zur Arbeit zu gehen. Bei den Beschäftigten, die 60 Jahre und älter sind, trifft das nur auf 17 Prozent zu. Auch befristet angestellte Beschäftigte und solche, die neu im Unternehmen sind, gehen eher trotz Krankheit zur Arbeit als Alteingesessene.
Aufklärung ist eine Führungsaufgabe
"Die Befragung zeigt auch, dass sich die Beschäftigten klare Ansagen und Regeln von ihren Führungskräften für den Krankheitsfall wünschen", so Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK. "Hier gibt es eindeutig Nachholbedarf. 65 Prozent der Befragten haben noch nie mit ihrem Arbeitgeber über das Thema gesprochen."Studie
Der Studienband Präsentismus in einer zunehmend mobilen Arbeitswelt entstand im Auftrag der TK in Kooperation mit dem Institut für betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) und dem aQua - Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen. Das IFBG hat dafür im Mai 2022 1.233 Beschäftigte zu ihrem Verhalten bei Krankheit befragt. Die Befragung erfolgte über ein Online-Access-Panel. Zwei Drittel der Befragten arbeiten mindestens einen Tag in der Woche im Homeoffice, ein Drittel arbeitet nie im Homeoffice.
*Studie "Präsentismus in einer zunehmend mobilen Arbeitswelt"
Quelle: Techniker Krankenkasse
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