Laut Krebsinformationsdienst erkranken jedes Jahr etwa 19.000 Menschen in Deutschland an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Das Erkrankungsrisiko steigt mit zunehmendem Alter. Er zählt nach wie vor zu den tödlichsten Krebsarten überhaupt. Die Hälfte der diagnostizierten Fälle stirbt innerhalb des ersten halben Jahres an der Krankheit, nur zehn Prozent überleben fünf Jahre. Neben der späten Diagnose ist eine der größten Hürden bei der Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs die erstaunliche und einzigartige Fähigkeit der Tumorzellen, sich der Behandlung zu widersetzen, indem sie ihre molekulare Identität ändern.
Neue Studie gibt Hoffnung
Eine neue Studie gibt nun Hoffnung, diese molekularen Veränderungen zu verhindern oder rückgängig machen zu können, sodass sich die Tumorzellen der Wirkung bestimmter Chemotherapien nicht mehr entziehen können. Die Studie ist unter der Leitung von Dr. Steven A. Johnsen, dem Wissenschaftlichen Leiter des Robert Bosch Centrums für Tumorerkrankungen (RBCT) am Bosch Health Campus entstanden, in Zusammenarbeit mit Forschern und Ärztinnen und Ärzten der Mayo Clinic in Rochester, Minnesota (USA), sowie der Universitätskliniken Göttingen, Essen und Bochum.
Aktivierung von Partnergenen
Der Gruppe um Johnsen ist es gelungen zu identifizieren, wie bestimmte Gene aktiviert werden, die den Krebs behandlungsresistent machen. Zunächst hatte die Gruppe entgegen ihrer Erwartung festgestellt, dass der Zustand jener Gene, die mit der Therapieresistenz in Verbindung gebracht werden, während der Behandlung unverändert geblieben war. Stattdessen aktivierten bestimmte Regionen des Genoms, die bereits in therapieempfindlichen Tumorzellen aktiv waren, plötzlich neue Partnergene, die für eine Therapieresistenz erforderlich sind.
Zugabe eines weiteren Wirkstoffs
Auf dieser Grundlage konnten die Forscherinnen und Forscher Wege zur Überwindung der Resistenz entwickeln. „Der große Wert unserer Arbeit besteht darin, dass wir aufgrund unserer Erkenntnisse bestimmte Substanzen, die derzeit in klinischen Studien getestet werden, mit bisher verwendeten Chemotherapien kombinieren können“, erklärt Johnsen. „Wir hoffen, dass die Zugabe eines weiteren Wirkstoffs ausreicht, um eine Therapieresistenz zu verhindern oder das Ansprechen auf die Therapie bei resistenten Tumoren wiederherzustellen.“
Noch ein langer Weg
Er betont allerdings auch, dass es noch ein langer Weg sei, die Erkenntnisse aus der Laborforschung in die klinische Praxis zu bringen. Dafür will Johnsen eng mit seinem Kollegen, dem Klinischen Leiter des RBCT, Prof. Dr. Hans-Georg Kopp, zusammenarbeiten, der auch Chefarzt am Robert-Bosch-Krankenhaus ist. „Die Überwindung dieser schrecklichen Krankheit erfordert viel Teamarbeit. Alleine können wir das nicht schaffen“, betont Kopp. Mit dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Südwest, zu dem neben dem Bosch Health Campus die Universitätskliniken Ulm und Tübingen gehören, erhoffen sich Johnsen und Kopp mehr und bessere Möglichkeiten, Forschungsergebnisse wie diese in die klinische Praxis umzusetzen.
Quelle: idw/Bosch Health Campus
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