Führt die Verbesserung digitaler Techniken zur Früherkennung von Brustkrebs auch zu Effizienzsteigerungen im Mammographie-Screening? Diese Frage steht im Fokus eines groß angelegten Forschungsprojektes der Radiologie am Universitätsklinikum Münster (UKM): In der sogenannten ToSyMa-Studie wird geprüft, ob die technische Weiterentwicklung der digitalen Mammographie zum Schichtbildverfahren (digitale Brust-Tomosynthese) den derzeitigen Standard der zweidimensionalen mammographischen Brustuntersuchung im Screening voranbringt. Geplant ist, 80.000 anspruchsberechtigte Frauen zwischen 50 und 69 Jahren, die sich für eine Teilnahme am Screening entschieden haben, für die Datenerhebung zu gewinnen. Die von einem interdisziplinären Team der Universität Münster entwickelte diagnostische Studie wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Randomisierte klinische Studie
Die Teilnehmerinnen bei ToSyMa werden zufällig - mit einer Chance von 50 zu 50 - entweder der Gruppe mit Standard-Mammographie zugewiesen oder der Gruppe mit Tomosynthese und daraus errechneter, synthetischer Mammographie. In beiden Gruppen werden die Entdeckungsraten von Brustkrebs sowie die Häufigkeiten der Abklärungsdiagnostik miteinander verglichen. Die Zuweisung erfolgt über ein Computerprogramm und kann durch niemanden beeinflusst werden, was die Basis für eine randomisierte klinische Studie liefert.
Untersuchungen an 17 Screening-Einheiten
Die Untersuchungen sollen über einen Zeitraum von zwölf Monaten an 17 Screening-Einheiten in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen erstellt werden. Der Startschuss für ToSyMa fällt – nach mehrjähriger konzeptioneller Vorarbeit – noch im laufenden Monat: Zusammen mit ihrer regulären schriftlichen Einladung zum Screening erhalten Frauen ab Juni 2018 nach dem Zufallsprinzip das Angebot, an der Studie teilzunehmen. Mehr als 200.000 entsprechende Schreiben werden verschickt.
Erste Ergebnisse Ende 2020 erwartet
„Mit der Weiterentwicklung der digitalen Mammographie zur Brust-Tomosynthese steht eine Technologie zur Verfügung, die durch die Berechnung dreidimensionaler Datensätze potenzielle Gewebeüberlagerungen in der Brust reduziert und daher diagnostische Vorteile bieten kann. Erste Ergebnisse aus ToSyMa werden Ende 2020 erwartet, abschließende im Jahr 2023“, sagt Prof. Walter Heindel, Direktor des Instituts für Klinische Radiologie (IKR) der Uniklinik Münster. Der Projektname ist eine Abkürzung und leitet sich ab aus dem englischen Titel der Studie („Digital breast tomosynthesis plus synthesised images versus standard full-field digital mammography in population-based screening“).
Hintergrund:
Jährlich erkranken mehr als 70.000 Frauen in Deutschland neu an Brustkrebs und 17.500 Frauen sterben daran. Deshalb wurde flächendeckend das qualitätsgesicherte Mammographie-Screening-Programm eingeführt, um die Sterblichkeit an Brustkrebs zu reduzieren.
Alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren werden alle zwei Jahre zur Röntgenuntersuchung eingeladen. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten des Früherkennungsprogramms als Regelleistung. Seit der Implementierung der qualitätsgesicherten, systematischen Brustkrebs-Früherkennung ist eine Abnahme fortgeschrittener Brustkrebsstadien nach wiederholter Screening-Teilnahme zu verzeichnen. (idw, red)
Stefanie Weigel, Joachim Gerss, Hans-Werner Hense, et al.: Digital breast tomosynthesis plus synthesised images versus standard fullfield digital mammography in population-based screening (TOSYMA): protocol of a randomised controlled trial. BMJ Open. 2018 May 14; 8 (5): e020475. DOI: 10.1136/bmjopen-2017-020475.
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