Steinzeit-Erbe schützt vor CED

Chronisch-entzündliche Darmkrankheiten
mg
Steinzeit DNA
Aus den Knochen und Zähnen von Menschen, die bereits vor Jahrtausenden gelebt haben, lässt sich heute alte DNA (aDNA) extrahieren. Sie enthält wertvolle Informationen über frühere Lebensweisen oder auch über evolutionären Schutz vor Krankheit. © Cluster ROOTS/Uni Kiel
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Eine aus der Steinzeit stammende Genvariante schützt auch noch heute vor chronisch-entzündlichen Darmkrankheiten. Das zeigen neue Funde aus Knochenstücken und Zähnen von vor 10.000 bis 12.000 Jahren.

In den vergangenen Jahrzehnten nimmt die Anzahl der Betroffenen mit einer chronisch entzündlichen Darmkrankheit (CED) stetig zu. Etwa zwei Millionen Menschen leben derzeit mit einer CED. Doch ein kleiner Anteil der europäischen Bevölkerung besitzt eine genetische Variante, die sie vor einer solchen Erkrankung schützt – ein Erbe aus der Steinzeit.

Wirkung von Genvariante entschlüsselt

Denn schon bei den ersten sesshaften Bauern in Anatolien vor 10.000 bis 12.000 Jahren kam diese Genvariante vor, wie aktuelle Analysen von alter DNA (aDNA) aus der Steinzeit zeigen. Durch Wanderungsbewegungen gelangte diese Genvariante auch nach Europa. Für die aktuelle Studie untersuchten Forschende 251 Genome der vergangenen 14.000 Jahre aus Anatolien und Europa. Im Fokus lag ein Gen mit der wissenschaftlichen Bezeichnung IL23R. Es spielt eine Schlüsselrolle bei der Immunregulation und steuert Immunreaktionen, die mit CED in Zusammenhang stehen.

Obwohl die genauen Ursachen für diese chronisch entzündlichen Darmkrankheiten noch nicht bekannt sind, steht eine verminderte Reaktion von IL23R mit einem Schutz vor CED in Zusammenhang. Die untersuchte Variante sorgt für eine reduzierte Immunantwort, wodurch Entzündungsreaktionen verhindert werden. Doch das Immunsystem wird nicht komplett heruntergefahren, sodass Trägerinnen und Träger dieser Genvariante dennoch vor Infektionen geschützt sind.

Bevölkerungswanderung verbreitet Genvariante

Im Anatolien der Steinzeit besaßen etwa 18 Prozent diese Genvariante. Sie schützte die damaligen Menschen vor Entzündungen, für die sie aufgrund des Wechsels vom Sammeln und Jagen zur landwirtschaftlichen Lebensweise scheinbar anfälliger waren. Noch in den heutigen Fallzahlen lässt sich die Wanderungsbewegung von damals nachverfolgen. Die Genvariante verteilte sich vor allem in Südeuropa und wurde immer seltener in Richtung Nordeuropa aufgrund der geringeren Bevölkerungsvermischung.

So zeigt sich auch, dass in Nordeuropa mehr Fallzahlen an CED sind als in Südeuropa. Heute tragen nur noch etwa fünf Prozent der Menschen diese schützende Genvariante. So lässt sich das Wissen der evolutionären Medizin nutzen, um die CED heute zu bekämpfen.

Literatur:
Krause-Kyora B, Schade-Lindig S. et al.: Neolithic introgression of IL23R-related protection against chronic inflammatory bowel diseases in modern Europeans. In: eBioMedicine, Volume 113, 105591. DOI: 10.1016/j.ebiom.2025.105591.

Quelle: idw

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