Schon bei seinen vorherigen Chemotherapien trug der Patient einen Fitnesstracker am Handgelenk, um den Behandlungsverlauf zu dokumentieren beziehungsweise den Erfolg messen zu können. Die Schrittzahlen und der gemessene Ruhepuls dienen als Indikator für einen erfolgreichen Therapieverlauf. Doch der Fall zeigt nicht nur, dass digitale Instrumente wie Smartwatches medizinisch hilfreich sein können. Er zeigt auch den Benefit präzisionsonkologischer Behandlungen.
Vorteile der Präzisionsonkologie
Die Therapie war exakt auf die Eigenschaften des großzelligen neuroendokrinen Pankreaskarzinoms zugeschnitten. Im Vorhinein entdeckten die behandelnden Ärztinnen und Ärzte eine Veränderung im Erbgut der Tumorzellen. Die sogenannte RET-Gen-Fusion stimuliert das Wachstum der Zellen. Normalerweise kodiert es ein für Zellprozesse wichtiges Protein, dass für Wachstum und Differenzierung verantwortlich ist. Fusioniert das RET-Gen jedoch mit einem anderen Gen, kann es zu einer Überaktivierung des RET-Gens kommen und dadurch zu unkontrolliertem Zellwachstum.
Seit 2024 ist zur Behandlung dieser genetisch veränderten Tumoren ein RET-Inhibitor, Selpercatinib, als Monotherapie in Europa zugelassen. Die Zulassung erfolgte aufgrund einer laufenden Phase-I/II-Studie, an der der Patient teilnahm. Schon wenige Tage nach Therapiebeginn zeigte sich ein deutlicher Erfolg: der Patient benötigte weniger Morphium und keine Gehhilfe mehr. Auch die tastbaren Lymphknoten und Weichteilmetastasen waren geschrumpft. Die mit der Smartwatch gemessenen verbesserten Leistungsindikatoren belegen die Wirksamkeit der Therapie. Sie sind ein Echtzeiteinblick in die physiologischen Reaktionen des Patienten.
Digitale Hilfen nutzen
Die vorherigen Chemotherapien gingen immer mit einer sinkenden Schrittzahl einher – gleichbedeutend mit dem zunehmenden Einfluss der Erkrankung auf den Alltag und die Nebenwirkungen der Behandlung. Die gesunkene Herzfrequenz im Ruhebereich deutet auf eine verringerte systemische Belastung und Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustands. Diese Verbesserungen halten sich, der Patient sei seit einem Jahr stabil und nur noch minimale Restbefunde seien vorhanden.
Der Fall sei eine große Motivation für Forschende und Behandelnde, weiter an personalisierten Therapien zu arbeiten und zu verfeinern, um sie möglichst vielen Patientinnen und Patienten zugänglich zu machen.
Quelle: idw
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