„Mit der vorliegenden Aktualisierung der S3-Leitlinie zum Pankreaskarzinom wollen wir eine evidenzbasierte, flächendeckende, optimale Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs sicherstellen“, sagt Prof. Dr. Thomas Seufferlein, Universitätsklinikum Ulm und Vorstandsmitglied der Deutschen Krebsgesellschaft. Er ist Koordinator der Leitlinie, zusammen mit Prof. Dr. Julia Mayerle, Universitätsklinikum München. Und er ergänzt: „Um die vielen neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse zeitnah berücksichtigen zu können, haben wir diese Leitlinie auf eine „Living Guideline“ umgestellt und streben nun eine jährliche Aktualisierung an.“
Epidemiologie
Bösartige Tumoren der Bauchspeicheldrüse verursachen im Frühstadium kaum Beschwerden, weshalb sie häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert werden. Deshalb gehört Bauchspeicheldrüsenkrebs zu den Tumoren mit einer sehr schlechten Prognose. Laut dem Robert Koch-Institut sind im Jahr 2020 rund 20.200 Menschen am Pankreaskarzinom erkrankt und fast ebenso viele verstarben daran.
Die Anzahl der Neuerkrankungen wie auch der Sterbefälle nimmt kontinuierlich zu – auch aufgrund der demografischen Entwicklung. Das mittlere Erkrankungsalter liegt für Männer bei 72, für Frauen bei 76 Jahren. Das Pankreaskarzinom hat neben dem Mesotheliom die niedrigste Überlebensrate unter allen Krebserkrankungen und ist bei Männern wie auch bei Frauen die vierthäufigste Krebstodesursache.
Surveillance-Untersuchungen bei bestimmten Risikogruppen
Um die Früherkennung von Bauchspeicheldrüsenkrebs zu verbessern, wurden einige Empfehlungen der Leitlinie modifiziert und weitere gänzlich neue aufgenommen. Bislang nicht erkrankte Personen mit einem familiär erhöhten Risiko, an Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken, sollen genetische Untersuchungen angeboten werden.
Zudem sollen Hochrisiko-Individuen – dazu zählen etwa Patientinnen und Patienten mit Peutz-Jeghers-Syndrom oder Trägerinnen und Träger bestimmter Mutationen im Erbgut – Kontrolluntersuchungen angeboten werden. Bei einer derartigen Erstuntersuchung im Rahmen einer Surveillance sollte eine MRT/MRCP und/oder der endoskopische Ultraschall als bildgebendes Verfahren eingesetzt werden. Diese Screening-Untersuchungen sollten an spezialisierten Zentren angeboten werden.
Chemotherapie
Zur Therapie von Bauspeicheldrüsenkrebs gibt es mehrere Optionen, die Operationen, Bestrahlungen und medikamentöse Therapien enthalten. In der Erstlinientherapie des fortgeschrittenen oder metastasierten Pankreaskarzinoms hat sich gezeigt, dass sich eine Chemotherapie günstig auf den Krankheitsverlauf auswirken kann. Dabei können verschiedene Chemotherapie-Regime eingesetzt werden. Aufgrund jüngster Studiendaten wurden diese um einen neuen Wirkstoff erweitert.
Palliativversorgung und supportive Therapie
Alle Patientinnen und Patienten mit einem Pankreaskarzinom sollen unabhängig vom Krankheitsstadium Zugang zu Informationen über Palliativversorgung haben. Und Betroffenen soll nach der Diagnose einer nicht heilbaren Pankreaskarzinomerkrankung eine Palliativversorgung angeboten werden, unabhängig davon, ob eine tumorspezifische Therapie durchgeführt wird. Zudem soll ihnen ein Bedarfsassessment durch ein Team der spezialisierten Palliativversorgung angeboten werden.
Supportive Therapien sollen in allen Phasen der Diagnostik und Therapie von Patientinnen und Patienten mit Pankreaskarzinom eingesetzt werden. Mayerle fordert: „Alle Patientinnen und Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs sollen ein Screening auf typische belastende Symptome erhalten. Dieses soll frühestmöglich stattfinden und wiederholt im Krankheitsverlauf durchgeführt werden. Außerdem sollen alle Erkrankten ein Screening auf psychosoziale Belastungen erhalten. Diese Empfehlungen haben wir neu in die Leitlinie aufgenommen. Wir möchten mit dazu beitragen, dass das Überleben von Patientinnen und Patienten mit Pankreaskarzinom bei guter Lebensqualität verlängert wird.“
Die S3-Leitlinie entstand unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und unter Mitwirkung von 29 Fachgesellschaften und Organisationen.
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