Schwerhörige sollen trotz Hintergrundgeräusch besser hören
Menschen können in der Regel Sprache auch unter schwierigen Bedingungen verstehen. Doch gerade für schwerhörige Menschen machen es laute Hintergundgeräusche sehr schwer, einem Sprecher zu folgen. Hörgeräte helfen dabei kaum, da sie es derzeit laut FAU (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) noch nicht ausreichend schaffen, Hintergrundgeräusche herauszufiltern. Eine neue Methode soll Abhilfe schaffen.
Volle Bandbreite fehlt i.d.R.
Stören Geräusche wie laute Musik, klirrendes Besteck im Restaurant oder raunende Stimmen das Hören, machen es solche Schallquellen insbesondere für Hörgeräteträgerinnen und -träger schwer, ihr Gegenüber, mit dem sie ein Gespräch führen möchten, zu verstehen. Das liege daran, dass Hörgeräte zwar leise Schallsignale verstärken, aber nicht die volle Bandbreite des Gehörs adäquat bedienen könnten.
Zusätzlicher Vibrationsimpuls
Forscher der FAU zeigen, dass, wenn zusätzlich zum Sprachsignal ein Vibrationsimpuls übermittelt wird, sich das Spracherstehen von Testpersonen in Räumen, in denen ein hoher Geräuschpegel herrscht, signifikant verbessere. Im Experiment verwenden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen kleinen Vibrationsmotor, den Experimentteilnehmerinnen und -teilnehmer zwischen Daumen und Zeigefinger halten. An dieser Stelle ist der Körper besonders sensibel für taktile Signale.
Rhythmus von Silben nachgebildet
Der Impuls, den der Motor sendet, ist mit der Vibration vergleichbar, die von Smartphone-Displays beim Berühren ausgeht. Im Zentrum jeder gesprochenen Silbe gibt der Motor eine leichte Vibration. Dieser Impuls helfe beim Verstehen, weil das Nervensystem, das für das Fühlen zuständig ist, das Signal unter anderem an den auditorischen Kortex – den Bereich, der im Gehirn dafür zuständig ist, Schall- und Sprachsignale zu verarbeiten – weitergebe, so die Wissenschaftler. In diesem Hirnareal werde so der Rhythmus von Silben nachgebildet und unterstütze damit das Dekodieren von Silben sowie das Verstehen des Sprachsignals.
Ziel: Entwicklung neuer multisensorischer Hörhilfen
Im Experiment wählten die Forscher bestimmte Sprachsignale, die sie den Teilnehmerinnen und Teilnehmern vorspielten. Die Zentren der gesprochenen Silben wurden im Vorhinein berechnet und der Vibrationsmotor so angesteuert, dass er zu den entsprechenden Zeiten ein Signal sendete. Ob sich die Impulse auch zum richtigen Zeitpunkt übermitteln lassen, wenn die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Zentren der Silben nicht vor dem Experiment berechnen, wollen sie im nächsten Schritt herausfinden. Auch ob der Zeigefinger die optimale Stelle ist, den Motor zu halten, wollen sie erforschen, denn für die Kombination mit einem Hörgerät wäre auch die Nähe des Ohres eine gute Stelle, das haptische Signal zu übermitteln. Die Ergebnisse, die heute schon vorliegen, sollen zur Entwicklung neuer multisensorischer Hörhilfen führen, die Benutzerinnen und Benutzer helfen sollen, Sprache besser zu verstehen.
Quelle: idw/Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
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