Prostatakrebsfrüherkennung: Wie sinnvoll ist die Tastuntersuchung?
Die diagnostische Aussagekraft der rektalen Tastuntersuchung zur Früherkennung von Prostatakrebs gilt seit Langem als gering. Insbesondere für jüngere Männer lagen jedoch bislang keine Daten dazu vor. Nun hat die PROBASE-Studie diese Ergebnisse geliefert. PROBASE ist eine bevölkerungsbezogene, randomisierte Prostatakrebs-Screening-Studie, die die Wirksamkeit eines risikoangepassten PSA-Screenings untersucht, das entweder im Alter von 45 Jahren oder 50 Jahren beginnt. Die PROBASE-Studie wird in an den Universitätskliniken in Düsseldorf, Hannover, München (TU) und Heidelberg durchgeführt, durch das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) koordiniert und von der Deutschen Krebshilfe gefördert.
Rate an falsch-positiven Ergebnissen errechnet
6.537 Teilnehmer im Kontrollarm von PROBASE, deren PSA-Werte zunächst nicht bestimmt wurden, hatten sich bei Studieneintritt im Alter von 45 Jahren einer rektalen Tastuntersuchung unterzogen. Dabei wurden 57 verdächtige Befunde ermittelt. Bei der Mehrzahl der betroffenen Männer konnten die verdächtigen Tastbefunde anschließend durch die Untersuchung einer Prostata-Gewebeprobe überprüft werden. Dadurch hatte das Team um Studienleiter Peter Albers die Möglichkeit, die Rate an falsch-positiven Ergebnissen der Tastuntersuchung zu errechnen. Albers leitet eine Forschungsabteilung am DKFZ und ist Direktor der Urologischen Universitätsklinik Düsseldorf.
Detektionsrate von nur 0,05%
Nur bei drei Teilnehmern (Detektionsrate 0,05 Prozent) fand sich tatsächlich ein Karzinom. Die übrigen Befunde erwiesen sich als falsch-positiv, was belastende und unnötige Biopsien nach sich zieht. Zum Vergleich: Bei einem PSA-Test liegt die Detektionsrate viermal höher. Das Ergebnis konnte auch dadurch abgesichert werden, dass fast alle Teilnehmer dieses Studienarms inzwischen den ersten PSA-Wert erhielten, was fünf Jahre nach Studieneintritt vorgesehen war. Zudem gaben sie bis zum ersten PSA-Test jedes Jahr Auskunft zum eventuellen Auftreten von Prostatakarzinomen. Die Aussagekraft der Tastuntersuchung konnte dann zusätzlich bei denjenigen Studienteilnehmern untersucht werden, deren Prostatakarzinome beim PSA-Test aufgefallen waren. 86 Prozent dieser Männer hatten einen unauffälligen Tastbefund, obwohl ihre Tumoren zum großen Teil in potenziell zugänglichen Regionen der Prostata lagen.
PSA-Test und MRT als Alternative?
„Die rektale Tastuntersuchung als Screening-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs kann gleich in zweierlei Richtungen Schaden anrichten“, sagt Agne Krilaviciute vom DKFZ, die Erstautorin der Studie: „Aufgrund der geringen Sensitivität könnten sich Teilnehmer bei einem negativen Testergebnis in falscher Sicherheit wiegen. Und durch die hohe Falsch-Positiv-Rate werden viele Männer unnötig in Angst versetzt. Außerdem entstehen vermeidbare Kosten für die diagnostische Abklärung des Krebsverdachts.“ „Angesichts der geringen Akzeptanz der rektalen Tastuntersuchung würde ein Prostatakrebs-Screening auf der Basis eines PSA-Tests möglicherweise sogar die Teilnahmebereitschaft der Männer steigern“, so Peter Albers. „Der PSA-Test hat sich in großen randomisierten Studien als eindeutig überlegen erwiesen. Wir sollten mit großem Nachdruck eine risikoadaptierte, bevölkerungsweite Einführung vorbereiten, die bei abklärungsbedürftigen Befunden die Möglichkeit einer MRT-Untersuchung beinhaltet.“
* PROBASE steht für: "Risk-adapted prostate cancer early detection study based on a "baseline" PSA value in young men – a prospective multicenter randomized trial"
Quelle: DKFZ
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