Point-of-Care-Testing (POCT) – Patientennahe Sofortdiagnostik
Ging es anfänglich beim Point-of-Care-Testing (POCT) vor allem um Indikationen wie Blutgasanalyse oder Blutzucker, so sind im Verlauf der Jahre weitere Parameter hinzugekommen, wie zum Beispiel das Nucleid Acid Testing (NAT) zur Diagnose von Infektionskrankheiten, darunter nosokomiale Keime, Erreger sexueller Krankheiten und das gängige respiratorische Keimspektrum. Das hatte eine Anpassung des Gerätespektrums zur Folge, vor allem im Bereich der IT-Vernetzung. Inzwischen nimmt auch das Qualitätsmanagement eine wichtige Rolle beim POCT ein. Herausforderungen und Bewegungen eines rasch wachsenden Gesundheitsmarktes erhöhen derweil den Druck auf Kliniken, Mitarbeiter/-innen und auch Industriepartner. Der jährliche Umsatz für POCT-Diagnostik in Europa betrug im Jahr 2016 etwa 3,5 Milliarden Euro, mit einer deutschen Beteiligung von circa 1,1 Milliarden Euro. Maßgeblichen Anteil am Umsatzvolumen hatten dabei der Absatz von Glukoseteststreifen und andere Messsysteme für Diabetiker.
Der Bedarf an immer schneller verfügbaren Ergebnissen steigt. Diese sollen nach Möglichkeit dezentral, neben bestehenden Laborstrukturen, auch von anderen Berufsgruppen, mehrheitlich der Pflege, direkt am Krankenbett erbracht werden und auf direktem Weg dem Arzt/der Ärztin verfügbar sein. Das braucht geregelte Strukturen, die professionell die Qualität der von laborfremden Personen durchgeführten Messungen sicherstellen. Hier bilden kontinuierliche Schulungen durch POCT-Koordinatoren/-innen und Vernetzungen mit Kollegen/-innen in vergleichbaren Situationen eine wertvolle Grundlage. Die Hersteller von Geräten und Reagenzien sind natürlich ebenso gefordert, ihre Technologien weiterzuentwickeln. Dazu müssen sie sich beständig vergewissern, was die Kunden bewegt, um praxisnahe Lösungen zu finden. Der Dialog zwischen Herstellern und Anwendern ist wichtig und wird inzwischen auch von beiden Seiten erwartet. Durch Reflexion der Praxis sollen Probleme identifiziert und Lösungen gefunden werden. Davon profitieren dann Anwender/-innen und Hersteller. Darüber hinaus ist die Frage zu klären, wie POCT-Management in zehn Jahren aussehen soll und wie sich POCT-Manager/-innen darauf einstellen können. Zurzeit kristallisiert sich heraus, dass Prozessverläufe vor allem da positiv sind, wo dem Labor die koordinierende Rolle zukommt. Im Rahmen einer Gesamtveränderung der Laborlandschaft wäre es denkbar, dass sich der POCT-Bereich als eigenständige Disziplin verselbstständigen könnte. Das würde dann eine weitere Entwicklungsstufe der Labordiagnostik ermöglichen, bei der es ohne fundierte fachliche Kommunikation nicht gelingen würde, erforderliche Prozesse gut zu steuern und die Methoden langfristig zu implementieren.
Beim Deutschen Institut zur Weiterbildung für Technologen/-innen und Analytiker/-innen in der Medizin e.V. (DIW-MTA Berlin) ist man sich sicher, dass die Veränderungen im Gesundheitsmarkt maßgeblich Einfluss auf den Alltag von Mitarbeitern/-innen, sowohl in der Patientenversorgung in Krankenhäusern, wie auch in der klinischen Forschung nehmen. Dies macht nicht nur maximalen Austausch der unterschiedlichen Professionen an deren Schnittstellen erforderlich, sondern setzt bindend auch eine kontinuierliche Weiterbildung aller in diesen Prozessen Handelnden voraus. Nicht der gesetzlichen Vorgaben wegen allein, sondern zuletzt auch deswegen, um optimal darauf vorbereitet zu sein, nicht nur fachlich, sondern auch ökonomisch sinnvoll mit Veränderungen beziehungsweise eventueller Verknappung verfügbarer Ressourcen umgehen zu können. Gleichzeitig jedoch auch, um weiter rasch verändernden Aufträgen einer am aktuellen Stand der Technik und des medizinischen Wissens orientierten Diagnostik, zum Wohle einer angemessenen Patientenversorgung, adäquat nachkommen zu können.
Um für künftige Aufgaben im Bereich POCT gut gewappnet zu sein, bietet das DIW-MTA nun schon im 13. Jahr Weiterbildungsveranstaltungen an, die auf die wandelnden Anforderungen in Laboren und Krankenhäusern vorbereiten. Wesentlicher Erfolgsfaktor der Weiterbildungen beim DIW-MTA ist, dass ein erfahrenes Dozenten/-innen-Team aus Klinikern und Praktikern den Mitarbeitern/-innen aus Labor, Pflege und Industrie den Teilnehmern/-innen das notwendige Handwerkszeug für den POCT-Alltag mitgeben. POCT-Koordinatoren/-innen berichten als Referenten/-innen aus ihrem Berufsalltag und zeigen Best-Practice-Lösungen aus ihren Häusern. Erfahrungsaustausch und die Diskussion typischer Fallbeispiele sind hilfreich für die Teilnehmer/-innen, und auch der Austausch mit teilnehmenden Industriepartnern erleichtert den Theorie-Praxis-Transfer. Darüber hinaus beinhalten die Seminare auch thematische Vorbereitungen auf Managementaufgaben, die im Zusammenhang mit POCT eine wichtige Rolle einnehmen. Zum modularisierten Kompetenzerwerb zu allem, was zu einer erfolgreichen Implementierung und Umsetzung von POCT in einem Krankenhaus gehört – einschließlich der Bedeutsamkeit einer gelingenden Kommunikation – halten die Curricula der Seminare eine Vielzahl wichtiger Themen bereit, unter anderem zu Methoden, die eine schnittstellengerechte Ausführung korrespondierender Aufgaben in wechselnden Verantwortungen von Management und ausführenden Mitarbeitern/-innen ermöglichen helfen. Ebenso Methoden, die zur Akzeptanz der jeweilig erforderlichen Rollen im Prozess ermutigen, kombiniert mit Vorträgen zu aktuellen POCT-Anforderungen an zu erfüllende Rahmenbedingungen, gesetzliche Vorgaben, Normen, Richtlinien und Verordnungen.
Neben der Belegung einzelner POCT-Seminare, ist die Weiterbildung zum/zur POCT-Koordinator/-in (DIW-MTA) möglich. In dieser Kompaktweiterbildung (160 h) erwerben die Teilnehmer/-innen die Grundlagen der Koordinierungsarbeit von POCT im Krankenhaus. Darüber hinaus wird auch eine zweijährige Weiterbildung zum/zur POCT-Manager/-in DIW-MTA (640 h) angeboten. Diese ist vom Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) des Landes Berlin staatlich anerkannt und erweitert das Wissen um weitergehende Managementkompetenzen. In dieser Weiterbildung liegt der Fokus auf Themenfeldern wie Ausschreibungen, Implementierung, Steuerung, Risiko-, Prozess- und Qualitätsmanagement sowie Finanzierung et cetera, Inhalten also, die über die reine Prozesskoordination hinausgehen und profunde Managementkompetenzen erfordern. In Häusern, in denen POCT gut organisiert ist, verlaufen die relevanten Prozesse gut und strukturiert. Sind Strukturen und Rollen im Prozessverlauf jedoch nicht geklärt oder nicht vorhanden, so sind Reibungsverluste „vorprogrammiert“. Vor allem, wenn es darum geht, den kontinuierlichen adäquaten Geräteeinsatz adäquat sicherzustellen. Dazu gehört auch, dass Geräte einwandfrei kalibriert und Messungen von geschultem Personal standardisiert durchgeführt werden.
Je mehr POCT-Lösungen es gibt, umso mehr muss dieser Prozess auch gemanagt werden. Insbesondere, wenn POCT-Anwender/-innen und Anforderer/-innen unterschiedlichen Berufsgruppen angehören. Klassisches Beispiel Pflege und ärztlicher Dienst. Dann muss aus Sicht des Labors sichergestellt sein, dass sowohl die Kommunikation unter den Beteiligten funktioniert wie auch Durchführungs- und Ergebnisqualität stimmen. Verantwortungsübernahme und Sicherheitsaspekte sind also weitere wichtige Aspekte, bei denen auch kontinuierliche Feedbackschleifen im Sinne eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses (KVP) mit den Herstellern gegeben sein müssen. Ein starkes und funktionierendes Qualitätsmanagement im Sinne der Patienten/-innen-Versorgung ist ebenso wichtig.
Für all das braucht es engagierte, praxisnah qualifizierte POCT-Koordinatoren/-innen beziehungsweise POCT-Manager/-innen, die alle erforderlichen Prozesse kompetent moderieren und steuern. Sie sind unverzichtbar und derzeit noch ein rares Gut. Mit einer Teilnahme an einem unserer entsprechenden Weiterbildungsangebote könnten Sie das ändern.
Informieren Sie sich gern auf www.diw-mta.de.
Literatur
1. MTA Dialog 3 (2016) Jahrgang 17.
2. MTA Dialog 2 (2018) Jahrgang 19.
3. Lenzen-Schulte M: Dtsch Arztebl 2016; 113 (29–30): A-1396 / B 1176 / C-1156.
Entnommen aus MTA Dialog 8/2019
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