Point-of-Care-Testing (POCT)

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Bildung
Auch für die Rheumadiagnostik gibt es schon Schnelltests. © Wikimedia Commons
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Ging es anfänglich bei POCT vor allem um Indikationen wie Blutgasanalyse oder Blutzucker, so sind im Verlauf der Jahre weitere Parameter hinzugekommen, wie zum Beispiel das Nucleid-Acid-Testing (NAT) zur Diagnose von Infektionskrankheiten, darunter nosokomiale Keime, Erreger sexueller Krankheiten und das gängige respiratorische Keimspektrum.

Das hatte eine Anpassung des Gerätespektrums zur Folge, vor allem im Bereich der IT-Vernetzung. Inzwischen nimmt auch das Qualitätsmanagement eine wichtige Rolle beim POCT ein. Herausforderungen und Bewegungen eines rasch wachsenden Gesundheitsmarktes erhöhen derweil den Druck auf Kliniken, Mitarbeiter/-innen  sowie auch Industriepartner. Der jährliche Umsatz für POCT-Diagnostik in Europa betrug im Jahr 2016 etwa 3,5 Milliarden Euro, mit einer deutschen Beteiligung von circa 1,1 Milliarden Euro. Maßgeblichen Anteil am Umsatzvolumen hatten dabei der Absatz von Glukoseteststreifen und anderen Messsystemen für Diabetiker.

Der Bedarf an immer schneller verfügbaren Ergebnissen steigt. Diese sollen nach Möglichkeit dezentral, neben bestehenden Laborstrukturen, auch von anderen Berufsgruppen, mehrheitlich der Pflege, direkt am Krankenbett erbracht werden und auf direktem Weg dem Arzt/der Ärztin verfügbar sein. Das erfordert geregelte Strukturen, die professionell die Qualität der von laborfremden Personen durchgeführten Messungen sicherstellen. Hier bilden kontinuierliche Schulungen durch POCT-Koordinatoren/-innen und Vernetzungen mit Kollegen/-innen in vergleichbaren Situationen eine wertvolle Grundlage. Die Hersteller von Geräten und Reagenzien sind natürlich ebenso gefordert, ihre Technologien weiterzuentwickeln. Dazu müssen sie sich beständig vergewissern, was die Kunden bewegt, um praxisnahe Lösungen zu finden. Der Dialog zwischen Herstellern und Anwendern ist wichtig und wird inzwischen auch von beiden Seiten erwartet. Durch Reflexion der Praxis sollen Probleme identifiziert und Lösungen gefunden werden. Davon profitieren dann Anwender/-innen und Hersteller. Darüber hinaus ist die Frage zu klären, wie POCT-Management in zehn Jahren aussehen soll und wie sich POCT-Manager/-innen darauf einstellen können. Im Augenblick kristallisiert sich heraus, dass Prozessverläufe vor allem da positiv sind, wo dem Labor eine koordinierende Rolle zukommt. Im Rahmen der Gesamtveränderung der Laborlandschaft wäre es auch denkbar, dass sich der POCT-Bereich als eigenständige Disziplin verselbstständigen könnte. Das wäre dann eine weitere Entwicklungsstufe der Labordiagnostik, bei der es ohne gute fachliche Kommunikation nicht gelingen würde, erforderliche Prozesse gut zu steuern und die Methoden langfristig zu implementieren.

Beim Deutschen Institut zur Weiterbildung für Technologen/-innen und Analytiker/-innen in der Medizin e.V. (DIW-MTA Berlin) ist man sich sicher, dass die Veränderungen im Gesundheitsmarkt maßgeblichen Einfluss auf den Alltag von Mitarbeiter/-innen sowohl in der Patientenversorgung in Krankenhäusern als auch in der klinischen Forschung nehmen. Dies macht nicht nur einen maximalen Austausch der unterschiedlichen Professionen an deren Schnittstellen erforderlich, sondern setzt bindend auch eine kontinuierliche Weiterbildung aller in diesen Prozessen Handelnden voraus. Nicht der gesetzlichen Vorgaben wegen allein, sondern zuletzt auch deswegen, um darauf vorbereitet zu sein, nicht nur fachlich, sondern auch ökonomisch sinnvoll mit Veränderungen beziehungsweise eventueller Verknappung verfügbarer Ressourcen umgehen zu können. Gleichzeitig auch, um weiter rasch verändernden Aufträgen einer am aktuellen Stand der Technik und des medizinischen Wissens orientierten Diagnostik zum Wohle einer angemessenen Patientenversorgung adäquat nachkommen zu können.

Um für künftige Aufgaben im Bereich Point-of-Care-Testing gut gewappnet zu sein, bietet das DIW-MTA nun schon im zwölften Jahr Weiterbildungsveranstaltungen an, die auf die sich wandelnden Anforderungen in Laboren und Krankenhäusern vorbereiten. Wesentlicher Erfolgsfaktor der Weiterbildungen beim DIW-MTA ist, dass ein erfahrenes Dozenten/-innenteam aus Klinikern und Praktikern den Mitarbeiter/-innen aus Labor, Pflege und Industrie das notwendige Handwerkszeug für den POCT-Alltag mitgeben. POCT-Koordinatoren/-innen berichten als Referenten/-innen aus ihrem Berufsalltag und zeigen Best-Practice-Lösungen aus ihren Häusern. Erfahrungsaustausch und die Diskussion typischer Fallbeispiele sind hilfreich für die Teilnehmer/-innen und auch der Austausch mit teilnehmenden Industriepartnern erleichtert den Theorie-Praxis-Transfer. Darüber hinaus beinhalten die Seminare auch thematische Vorbereitungen auf Managementaufgaben, die im Zusammenhang mit POCT eine wichtige Rolle einnehmen. Zum modularisierten Kompetenzerwerb zu allem, was zu einer erfolgreichen Implementierung und Umsetzung von POCT in einem Krankenhaus gehört – einschließlich der Bedeutsamkeit einer gelingenden Kommunikation – halten die Curricula der Seminare eine Vielzahl wichtiger Themen bereit. Unter anderem zu Methoden, die eine schnittstellengerechte Ausführung korrespondierender Aufgaben in wechselnden Verantwortungen von Management und ausführenden Mitarbeiter/-innen ermöglichen helfen. Ebenso werden Methoden vermittelt, die zur Akzeptanz der jeweilig erforderlichen Rollen im Prozess ermutigen, kombiniert mit Vorträgen zu aktuellen POCT-Anforderungen an zu erfüllende Rahmenbedingungen, gesetzliche Vorgaben, Normen, Richtlinien und Verordnungen.

Neben der Belegung einzelner POCT-Seminare ist die Weiterbildung zum/zur POCT-Koordinator/-in (DIW-MTA) möglich. In dieser Kompaktweiterbildung (160 Stunden) erwerben die Teilnehmer/-innen die Grundlagen der Koordinierungsarbeit von POCT im Krankenhaus. Darüber hinaus wird auch eine zweijährige Weiterbildung zum/zur POCT-Manager/-in DIW-MTA (640 Stunden) angeboten. Diese ist vom Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) des Landes Berlin staatlich anerkannt und erweitert das Wissen um weitergehende Managementkompetenzen. In dieser Weiterbildung liegt der Fokus auf Themenfeldern wie Ausschreibungen, Implementierung, Steuerung, Risiko-, Prozess- und Qualitätsmanagement sowie Finanzierung et cetera. Es werden also Inhalte vermittelt, die über die reine Koordination hinausgehen und profunde Managementkompetenzen erfordern.

POCT-Koordinatoren/-innen sind jetzt schon unverzichtbar. In Häusern, in denen POCT gut organisiert ist, laufen Prozesse gut und strukturiert ab. Sind diese Strukturen nicht vorhanden, so sind Reibungsverluste programmiert, denn es muss sichergestellt sein, dass ein Gerät adäquat eingesetzt wird, funktioniert und die Messungen von geschultem Personal standardisiert durchgeführt werden. Je mehr POCT-Lösungen es gibt, umso mehr muss dieser Prozess auch gemanagt werden, insbesondere dann, wenn POCT-Anwender und -Anforderer aus unterschiedlichen Bereichen stammen – klassisches Beispiel Pflege und ärztlicher Dienst. Dann muss sichergestellt sein, dass sowohl die Kommunikation unter den Beteiligten funktioniert als auch die Qualität aus Sicht des Labors stimmt. Sicherheit ist also ein wichtiger weiterer Aspekt. Hier sind die Hersteller natürlich auch gefragt. Ein starkes und funktionierendes Qualitätsmanagement im Sinne unserer Patienten/-innen ist ebenso wichtig. Dafür braucht es Menschen, die hier kompetent vermitteln – und dies sind die POCT-Koordinatoren/-innen beziehungsweise POCT-Manager/-innen.

Literatur

1. Patientennahe Sofortdiagnostik in Theorie und Praxis. MTA Dialog 2016; 17 (3): 68–9.
2. Lenzen-Schulte, M: Point-of-Care-Diagnostik: Das Labor in der Kitteltasche. Dtsch Arztebl 2016; 113 (29–30): 1396.

Entnommen aus MTA Dialog 2/2018

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