Nosokomiale Infektionen auf Intensivstationen eindämmen?

Deutliche Senkung des Sepsis-Risikos möglich
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Patient auf Intensivstation
© Kiryl Lis/stock.adobe.com
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Personen auf Intensivstationen gelten als besonders gefährdet durch Krankenhausinfektionen. In der deutschlandweiten EFFECT-Studie haben Forschende nun herausgefunden, dass eine spezielle Waschung den Schutz vor Krankenhausinfektionen verbessern kann.

In der EFFECT-Studie zur Krankenhaushygiene, unter der Leitung von Prof. Iris Freya Chaberny, inzwischen am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel tätig, ist an 23 Kliniken auf 44 Intensivstationen untersucht worden, ob die tägliche Waschung von Patientinnen und Patienten mit Octenidin-getränkten Waschhandschuhen das Infektionsrisiko senken kann. Die Ergebnisse zeigen: Tägliche Ganzkörperwaschungen mit diesem Hautantiseptikum reduzieren dasRisiko für Sepsis, einer schweren und möglicherweise lebensbedrohlichen Infektion des Bluts, die in Zusammenhang mit dem Aufenthalt von Schwerstkranken auf einer Intensivstation stehen, um 17 Prozent. Diese Reduktion betraf vorwiegend koagulasenegative Staphylokokken (53 %) und Enterokokken (17 %).

Erste systematische Untersuchung

„Aufgabe der Krankenhaushygiene ist es, die Anzahl der im Krankenhaus erworbenen Infektionen zu senken, auch wenn nicht alle Infektionen vermeidbar sind. Unsere deutschlandweiten Studienergebnisse tragen dazu bei, die Sicherheit von Patientinnen und Patienten durch infektionspräventive Maßnahmen auf Intensivstationen weiter zu verbessern“, sagt die Co-Erstautorin der Publikation, Tiffany Schaumburg, Ärztin in Weiterbildung und Wissenschaftlerin am Institut für Hygiene, Krankenhaushygiene und Umweltmedizin des Universitätsklinikums Leipzig. Bis zu dieser Studie habe es keine systematischen Untersuchungen zu einem routinemäßigen Einsatz von Octenidin für die Waschung von Schwerstkranken gegeben. Der genutzte Wirkstoff sei bisher hauptsächlich zur Hautdesinfektion vor Operationen und Punktionen und für Ganzkörperwaschungen bei Patientinnen und Patienten mit einem bestimmten multiresistenten Erreger genutzt worden. Der Vorteil des getesteten Wirkstoffes bestehe darin, dass keine allergischen Reaktionen oder andere Nebenwirkungen bekannt seien.

712.784 mikrobiologische Testergebnisse analysiert

In der aktuellen Studie wurde die Anzahl der Fälle mit Sepsis und multiresistenten Erregern unter Verwendung von mit Octenidin imprägnierten Waschhandschuhen mit einem Placebo verglichen. Auf den Intensivstationen der 23 Krankenhäuser in ganz Deutschland, darunter vier Kliniken in Sachsen, wurden über 30 Monate die Daten von 93.438 Patientinnen und Patienten mit 712.784 mikrobiologischen Testergebnissen analysiert. Dabei seien 1.508 Fälle von auf der Intensivstation erworbener primärer Bakteriämie und 1.871 Fälle von auf der Intensivstation erworbener MRE festgestellt worden. Während das Sepsis-Risiko zwar reduziert werden konnte, habe das Ganzkörperwaschen mit Octenidin imprägnierten Waschhandschuhen allerdings laut Studie keinen positiven Effekt bei den auf der Intensivstation erworbenen multiresistenten Erregern gebracht. Daten von so vielen Patientinnen und Patienten händisch zu dokumentieren ist unmöglich. Deshalb wurden alle Studiendaten digital über Krankenhausinformationssysteme gewonnen: Die Forschenden haben individuelle Stationsbewegungsdaten, zum Beispiel wer wann auf welcher Station lag, und die dazugehörigen mikrobiologischen Testergebnisse zusammengeführt und anonymisiert. „Dazu wurde am Zentrum für Klinische Studien eigens für dieses große Forschungsprojekt ein komplexer Algorithmus entwickelt und validiert, der diese Daten verknüpft und gezielt Krankenhausinfektionen identifiziert“, sagt Dr. Dirk Hasenclever vom Institut für Medizinische Informatik Statistik und Epidemiologie.

Literatur:
Schaumburg T, Köhler N, Breitenstein Y, et al.: EFFECT of daily antiseptic bathing with octenidine on ICU-acquired bacteremia and ICU-acquired multidrug-resistant organisms: a multicenter, cluster-randomized, double-blind, placebo-controlled, cross-over study. Intensive Care Med (2024), DOI: doi.org/10.1007/s00134-024-07667-2.

Quelle: idw/Uni Leipzig

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